Ein Rekordjahr hatte Audi-Chef Rupert Stadler angekündigt - nun hat ihm vor allem die Diesel-Affäre den Gewinn verhagelt. Das Betriebsergebnis der Ingolstädter VW-Konzerntochter fiel um 6 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro, und das trotz kräftigen Rückenwinds durch den schwachen Euro. Unter dem Strich blieben noch 4,3 Milliarden Gewinn - drei Prozent weniger als im Vorjahr, wie Stadler am Donnerstag sagte. Der Oberklasse-Hersteller Audi ist mit Abstand der wichtigste Gewinnbringer des Volkswagen-Konzerns. Die Wolfsburger haben die Vorlage ihrer Jahresbilanz wegen des Diesel-Skandals auf April verschoben.
Im vergangenen Jahr hat Audi zum ersten mal mehr als 1,8 Millionen Autos verkauft, fiel damit allerdings hinter BMW und Mercedes auf Platz drei zurück. Der Umsatz stieg um 8,6 Prozent auf 58,4 Milliarden Euro. Aber der Rückruf der Dieselmotoren mit falschen Abgaswerten und die juristischen Folgen der Affäre belasteten das Ergebnis samt Rückstellungen mit 228 Millionen Euro, wie Finanzvorstand Axel Strotbek erklärte. Weitere 70 Millionen habe der Rückruf von Audis mit defekten Takata-Airbags in den USA gekostet.
Der Rückruf der betroffenen 2,0- und 1,6-Liter-Dieselmotoren in Europa werde Audi bis Ende des Jahres beschäftigen, sagte Stadler. In den USA prüften die Behörden gegenwärtig eine technische Lösung für den von Audi selbst entwickelten 3,0-Liter-Diesel. Dafür rechne er mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag an Kosten. Bei allen weiteren Diesel-Fragen werde der VW-Konzernvorstand Ende April umfassend Rede und Antwort stehen.
"Jahr ganz gut gemeistert"
Trotz der Widrigkeiten beim Diesel und in China habe Audi "das Jahr ganz gut gemeistert", sagte Stadler. Für das laufende Jahr kündigte er einen «moderaten Anstieg» von Absatz und Umsatz an. Gut drei Milliarden Euro an Investitionen in neue Modelle und Technologien dürften das Ergebnis jedoch weiter belasten.
In Deutschland will Audi dieses Jahr 1.200 Experten für Elektromobilität und Digitalisierung einstellen. Bei E-Autos sind die Konkurrenten BMW und Daimler voraus. Jetzt will Audi das Werk Brüssel mit eigener Batteriefertigung zum Schlüsselwerk für Elektromobilität im VW-Konzern ausbauen und dort 2018 den ersten batteriegetriebenen Audi in Großserie vom Band laufen lassen. In Mexiko wird Audi nach dem Sommer ein Werk eröffnen, in dem der SUV Q5 gebaut werden soll.
In China, wo Audi jedes dritte Fahrzeug verkauft, erwartet Vertriebsvorstand Dietmar Voggenreiter im laufenden Jahr ein moderates Absatzwachstum. Im vergangenen Jahr sei der Absatz dort gesunken, weil Audi die Preise für alte Modelle stabil gehalten habe und den neuen A4 und andere wichtige Modelle erst im laufenden Jahr auf den Markt bringe.
Nachfrage in USA gering
Während in Europa die meisten Oberklasse-Autos mit Diesel verkauft werden, ist die Nachfrage danach in den USA sehr gering - auch bevor die manipulierten Diesel-Abgaswerte in den USA aufgeflogen waren. Voggenreiter sagte aber: "In den USA werden wir wieder mit dem Diesel kommen." Stadler sagte, der Diesel sei hocheffizient und bleibe für Audi auch in den kommenden 15 oder 20 Jahren wichtig. (dpa)