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September-Bilanz: Neuzulassungen in Europa auf Vorjahresniveau

16.10.2020 11:00 Uhr
September-Bilanz: Neuzulassungen in Europa auf Vorjahresniveau
© Foto: flowertiare/stock.adobe.com

In den Ländern der EU und EFTA sowie in Großbritannien wurden im September 1,288 Millionen Pkw-Neuzulassungen registriert. Die Entwicklung verlief recht unterschiedlich in den Top-Märkten.

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Von Branchenberater und AUTOHAUS-Experte Detlef Borscheid

Die Auto-Nachfrage in Europa hat sich im September stabilisiert. In den Ländern der EU und EFTA sowie in Großbritannien lagen die Pkw-Neuzulassungen im September mit 1,288 Millionen Fahrzeugen (plus 0,2 Prozent) in etwa auf dem Vorjahresniveau. Dass das Ergebnis gegenüber dem September 2019 knapp positiv ausfiel, liegt an den regulatorischen Änderungen im Zusammenhang mit dem neuen WLTP-Emissionsprüfsystem, die – wie schon im letzten Jahr – zu erhöhten August-Werten und niedrigeren September-Werten führten.

Die Neuzulassungsentwicklung verlief ziemlich unterschiedlich in den einzelnen Ländern. Das hatte zum großen Teil mit den unterschiedlichen staatlichen Förderprogrammen (Umfang, Dauer und Einführung sind recht abweichend) und den damit einsetzenden Nachholeffekten der Autokäufer zu tun. Auch die wieder steigende Zahl an COVID-19-Infektionen haben die Stimmung der Verbraucher in unterschiedlicher Weise beeinflusst.

Die wichtigsten Länder im Einzelnen:

Deutschland

Die Neuzulassungen in Deutschland lagen mit 265.227 Pkw um 8,3 Prozent über dem September 2019. Dieses kräftige Wachstum gegenüber dem Vorjahresmonat lässt sich begründen: 

  • mit der Verschärfung des Real Drive Emission Test (RDE) zum 1. September 2019. Dies führte zu erhöhten Zulassungen im August 2019 und zu niedrigeren Neuzulassungen im September 2019
  • durch die Anzahl der Arbeitstage. In diesem Jahr hatte der September 22 Arbeitstage, während der Vergleichsmonat nur 21 Arbeitstage hatte.

Das bedeutet: Das Wachstum des Neuwagenmarktes im September lässt nicht auf eine durchgreifende Verbesserung der Nachfrage schließen. Es ist eher davon auszugehen, dass sich die Nachfrage auch im letzten Quartal nur moderat positiv entwickeln wird – entsprechend der sich allmählich verbessernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Frankreich

Die Neuzulassungen gingen im September um drei Prozent auf 168.290 Pkw zurück. Da der September 2020 einen Arbeitstag mehr hatte, liegt der kalenderbereinigte Wert sogar um minus 7,4 Prozent unter dem letztjährigen September. Kumuliert liegen die Neuzulassungen in den ersten neun Monaten mit 1.166.699 Autos um minus 28,9 Prozent unter der Vorjahresperiode.

Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden restriktiven gesundheitspolitischen Maßnahmen führte in den Monaten März bis Mai zu einem drastischen Rückgang des französischen Automarkts. In den Monaten Juni und Juli stiegen die Neuzulassungen aufgrund von Nachholeffekten und staatlichen Förderprogrammen, die auch verbrauchsarme Verbrenner betrafen. Im August wurden dann wieder deutlich weniger Pkw zugelassen, da ein wesentlicher Teil der staatlichen Förderung von Neufahrzeugen, die am 1. Juni 2020 erweitert wurde, bereits Ende Juli ausgeschöpft war.

Der Markt wird in den nächsten Monaten sich weiter nur schwach entwickeln, da die COVID-19-Infektionen in Frankreich wieder kräftig ansteigen und die gesundheitspolitischen Maßnahmen verstärkt werden.

Italien

In Italien sind die Pkw-Neuzulassungen im September um 9,5 Prozent auf 156.132 Pkw gestiegen. Befeuert wurde das Wachstum von den neuen staatlichen Förderungen ("Decreto Rilancio" und "Decreto Agost"), die das Subventionsprogramm "ECO Incentive" ab August unterstützen. Dies hat dazu geführt, dass aufgeschobene Käufe während des Lockdowns jetzt realisiert wurden. In der ersten neun Monaten dieses Jahres kamen 966.017 Pkw neu auf die Straße – ein Einbruch um 34,2 Prozent.

In den kommenden Monaten ist trotz der staatlichen Förderprogramme nur von einer moderaten Neuzulassungsentwicklung auszugehen. Auch in Italien brechen die COVID-19-Neuinfektionen Rekorde, das wird zu weiteren Einschränkungen des sozialem und wirtschaftlichen Lebens führen.

Spanien

Spanien war im September im Rückwärtsgang unterwegs, es gab ein Minus von 13,5 Prozent auf 70.729 Pkw. Im bisherigen Jahresverlauf wurden 595.435 Neuwagen gezählt (minus 38,3 Prozent). Trotz der staatlichen Unterstützungsprogramme ("Moves II" und "Renove") konnte keine Trendumkehr herbeigeführt werden.

Spanien ist von der Corona-Pandemie sehr stark betroffen, und die COVID-19-Infektionen haben aktuell wieder stark zugenommen, so dass die gesundheitspolitischen Maßnahmen insbesondere im Raum Madrid wieder deutlich hochgefahren wurden. Daher ist auch in den kommenden Monaten mit keiner wesentlichen Verbesserung des Automobilmarktes zu rechnen.

Großbritannien

Der britische Neuwagenmarkt schrumpfte im September um minus 4,4 Prozent. Das der Rückgang gegenüber dem September 2019 relativ gering ausfiel, liegt wie Deutschland an den regulatorischen Änderungen im Zusammenhang mit dem neuen WLTP-Emissionsprüfsystem.

Auch die nächsten Monate bleiben schwierig. Die Unsicherheit über den Brexit und die Bedrohung durch Zölle betreffen die Automobilindustrie. Zugleich erfordert die Umstellung auf emissionsfreie Fahrzeuge enorme Investitionen des Automobilsektors. Darüber hinaus ist das Vertrauen der Verbraucher und Unternehmen in die zukünftige Entwicklung durch die weiterhin schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und den sich verschärfenden Einschränkungen der Gesellschaft infolge der Pandemie weiterhin niedrig. 

Prognose

Die Marktprognosen für dieses und das nächste Jahr sind von großer Unsicherheit geprägt und die Risiken überwiegen. So liegt der Prognose zugrunde, dass keine zweite Corona-Infektionswelle kommen wird. Umfang und Dauer der Pandemie sind jedoch weitgehend unbekannt. Daher gibt es erhebliche Risiken für Unternehmen, die zu Liquiditätsproblemen führen können und für die Beschäftigten, deren Einkommen durch steigende Arbeitslosigkeit sinken können.

Aufgrund des äußerst niedrigen Absatzniveaus in den ersten neun Monaten (minus 29,4 Prozent) wird es trotz der erwähnten Verbesserungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den verbleibenden drei Monaten und dem damit verbundenen Anstieg der Pkw-Nachfrage zu einem deutlichen Rückgang der Neuzulassungen 2020 um minus 25,3 Prozent auf rund 11,8 Millionen Pkw kommen.

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