In den Verhandlungen für die rund 120.000 Mitarbeiter im Haustarif bei Volkswagen zeichnen sich früh verhärtete Fronten ab. Zum Auftakt der Gespräche am Dienstag in Hannover legte der Verhandlungsführer auf Arbeitgeberseite, Martin Rosik, noch kein Angebot vor und sagte: "Es ist eine anspruchsvolle Tarifrunde." Mit Blick auf die milliardenteure Abgas-Affäre meinte er: "Die aktuelle wirtschaftliche Situation ist angespannt." Die IG Metall wies das zurück. Einerseits rechne der Konzern für 2016 trotz Diesel-Skandals wieder mit Gewinn. Und außerdem treffe die Tarifbeschäftigten keine Mitschuld an der Krise, sie dürften also nicht dafür zurückstecken.
Rosik betonte: "In vielen Regionen der Welt belasten große politische und wirtschaftliche Unsicherheiten das Automobilgeschäft. Zugleich drängen extrem finanzstarke Wettbewerber aus der IT- und Softwarebranche in den Automobilsektor ein." Das sei nun einmal die Lage. "Obwohl Volkswagen durch die Dieselthematik schwer belastet ist, müssen wir im Wettrennen mit den neuen Wettbewerbern enorme Mittel in Digitalisierung und E-Mobilität investieren." Das brauche Geld und verhindere große Sprünge beim Lohnplus, was die Tarifrunde entsprechend gestalte. "Es geht um die Wettbewerbsfähigkeit von Volkswagen. Ein maßvoller Abschluss ist deshalb wichtiger denn je."
Dagegen sieht Rosiks Gegenüber von der Gewerkschaft, Hartmut Meine, gute Voraussetzungen für ein Tarifplus, weil die Konzernprognose für das laufende Jahr trotz des Diesel-Skandals wieder einen Gewinn verspreche. "Wir verhandeln hier für das laufende Jahr 2016, und der Ausblick dafür ist gut", sagte Meine. Doch auch er räumte zu der laufenden Runde ein: "Es ist schwieriger als im letzten Jahr."
Die IG Metall will bei VW wie in den parallel laufenden Verhandlungen zum Branchen-Flächentarif fünf Prozent mehr Geld. Auch eine Verlängerung der Altersteilzeitregel steht zur Debatte. Der VW-Haustarif ist der größte Firmentarif Deutschlands. Er gilt in den sechs westdeutschen VW-Werken Emden, Hannover, Wolfsburg, Salzgitter, Braunschweig und Kassel sowie bei der VW-Finanztochter mit Zentrale in Braunschweig. (dpa)