Von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat
Am Stammsitz von ZDK-Präsident Jürgen Karpinski im Autohaus Schmitt in Frankfurt trafen sich am Dienstag der Präsident, ZDK-Hauptgeschäftsführer Axel Koblitz, Arne Joswig, ZDK-Vorstandsmitglied und dort für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich, sowie ZDK-Pressesprecher Ulrich Köster mit AUTOHAUS-Chefredakteur Ralph M. Meunzel und AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat zum aktuellen Meinungsaustausch.
Ein breites Thema galt der aktuellen Umweltpolitik. Koblitz zur geplanten CO2-Steuer: "Noch liegt nicht konkret auf dem Tisch, wie die Bepreisung gestaltet werden soll. Tatsache aber ist, dass jeder Autofahrer heute schon beim Tanken oder bei der Kfz-Steuer ordentliche CO2-Beiträge leistet." Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es politisch um gezielte Mehreinnahmen geht. Und die Zeche bezahlt einmal mehr der kleine Mann. Arne Joswig stellte die Veränderungen dar, die durch die neuen Grenzwerte - ab 2020 95 Gramm CO2/km - zu erwarten sind. Die auffallend langatmigen Lieferzeiten von neuen E-Modellen gehen vornehmlich auf dieses Konto. Einige Hersteller streichen systematisch Spritschlucker aus dem Programm. ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn, Sprecher des deutschen Autohandels, hat erst letzte Woche verdeutlicht, dass beispielsweise PSA den Handel mit CO2-Zielen bestraft. Über Bonikürzungen. Auch Quoten für das Elektroauto kämen zum Einsatz. Den Händlern werden dazu - ohne Rücksprache - einfach fertige Regelungen vorgesetzt. Wehret den Anfängen! Ebenso wurden die überzogene Zahl von Ladesäulen in den Betrieben kritisiert. Weshalb soll ein Händler an einem Standort vier Ladesäulen errichten, wenn die Marke bislang ein einziges E-Modell offeriert und die Auslieferung irgendwann nächstes Jahr ansteht? Dann kostet das neue E-Modell auch noch 18.000 Euro mehr als der vergleichbare Benziner. Ein völlig unhaltbare Preisgefüge, das schon im Voraus absehbar zu gigantischen Preisnachlässen führen muss, die auf den Handel geschoben werden. Positiv wurde hinsichtlich der Ladesäulen das Beispiel Kia benannt. Eine Wallbox: 980 Euro Kosten.
Das Thema Diesel ist je nach Marke, Modell und Händler weiter eine Herausforderung. Laut einer ZDK-Befragung – so Ulrich Köster - sind 60 Prozent der Dieselfahrer umrüstungswillig. ZDK-Präsident Jürgen Karpinski: "Ich darf wirklich behaupten, viele Termine wie umfassende Gespräche pro Nachrüstung wahrgenommen zu haben. Uns ging es im ZDK immer darum, dass grundsätzlich die Möglichkeit für die Nachrüstung geschaffen wird. Wer also seinen betroffenen Diesel nachrüstet, ist vom Fahrverbot befreit." Aktuell legte der Bamberger Nachrüster Dr Pley die Betriebserlaubnis für verschiedene Volvo- und Daimler-Modelle - freigegeben vom Kraftfahrtbundesamt - vor. Im August sollen weitere Freigaben für BMW erfolgen. Mercedes-Benz wird sich in speziell betroffenen fahrverbotsbedrohten Regionen mit bis zu 3.000 Euro pro Nachrüstung beteiligen. Von Volvo ist noch nichts zu vernehmen.
"Nie, nie etwas im Zusammenhang mit einer Abmahnung unterschreiben"
Ein weiteres Thema war der DUH und der zugehörigen BGH-Entscheidung im Juli 2019 gewidmet, an der sich der ZDK auch aktiv beteiligte. Koblitz machte abermals sehr deutlich. Eine Abmahnung selbst beläuft sich auf gut 200 Euro. Das Übel steckt in der Unterlassungserklärung, in der im Wiederholungsfall 5.000 Euro und mehr an "Strafzahlung" vermerkt ist. Koblitz: "Man unterschreibe, nie, nie etwas im Zusammenhang mit einer Abmahnung." So muss der jeweilige Einzelfall dann vor Gericht entschieden werden und das geht sozial einsichtiger aus.
Weitere Themen galten Heycar, woran der ZDK beteiligt und mit zwei Sitzen im Beirat vertreten ist. Dann der Werkstattbörse Fairgarage, die von der DAT betrieben wird und die der einzelne Betrieb auf seiner Homepage integrieren kann. Und zuletzt ging es im die Notwendigkeit der elektronischen Neuwagenzulassung. An der BFC-Northeim wird großer Wert auf die Qualität des Studiums gelegt. Die Preiserhöhung von AutoScout, die der ZDK in diesem Umfang heftig kritiserte, führte für einige Händlern inzwischen zur Kündigung. Der ZDK führte aktuell eine Studie über die Situation der Digitalisierung im Kfz-Gewerbe durch. Man will hier an der Fortentwicklung, gerade für kleinere und mittlere Betriebe aktiv mitwirken. Die Praxis der Vorführwagenhaltung sowie das Thema Garantien und Garantie-Revisionen machen deutlich, dass das Kfz-Gewerbe dringlich fairer Spielregeln bedarf. Der permanente, wie oftmals unsolide Druck vor Ort führt bei zahlreichen Kfz-Betrieben inzwischen zu Überdruss wie Überforderung.