Von Peter Maahn/SP-X
Ein Auto mit Vergangenheit und vielen Vätern: Opels kleinen Transporter Combo gibt es schon seit Mitte der 80er-Jahre. Zunächst schmückte er sich mit dem Vornamen Kadett, von dem er auch die Technik übernahm. Zehn Jahre später spielte der kleinere Corsa die Rolle des Genspenders. Vor sieben Jahren schließlich orientierte sich der Hochdachkombi gen Süden, wurde Zwillingsbruder des italienischen Fiat Doblo.
Und jetzt lernt der familienfreundliche Lastesel auch noch französisch. Denn nach den SUV-Modellen Crossland X und Grandland X ist der neue Combo die dritte Gemeinschaftsproduktion zwischen Peugeot, Citroën und Opel. Das Teamwork begann allerdings schon vor fünf Jahren, also lange vor dem Verkauf von Opel an die Franzosen. Heraus kam ein Trio: Peugeot Rifter (früher Partner), CitroënBerlingo und eben die fünfte Generation des kleinen Raumwunders.
Premiere im Fußballstadion
Die künftigen Nutzfahrzeug-Varianten lassen ihrem feinen Brüderchen mit Pkw-Zulassung den Vortritt auf der Premierenbühne in der Opel-Arena in Mainz. Der Combo Life ist ein hochgebauter Kombi mit bis zu sieben Sitzen und einer gewaltigen Hecktür. Während derzeit im Stadion Mainz 05 gegen den Bundesliga-Abstieg kämpft, will der großzügig verglaste Opel aufsteigen. In die Liga der Erfolgreichen seiner Art, in der ein VW Caddy ebenso wie Ford Connect oder Renault Kangoo um den Titel spielen. Der PSA-Konzern hatte sich mit seinen beiden jetzt erneuerten Modellen schon in der Vergangenheit ein großes Stück des Verkaufskuchens solcher Autos gesichert. Mit Opel wird es nun zur Dreierkette im Sturm auf Familien und Freizeitaktivisten.
Für den Combo Life spricht, dass er von Anfang an als Pkw entwickelt wurde und so die Ansprüche privater Kunden nach Komfort und Behaglichkeit ebenso erfüllt wie deren Wunsch nach deutlich mehr Platz, als ihn eine Limousine, ein Kombi oder auch ein SUV bieten kann. Bei den meisten Rivalen stand am Anfang immer ein nüchternes Nutzfahrzeug: fensterlos, karg ausgestattet und wenig gedämmt. Ob der Combo Life den Vorgaben nach familiengerechtem Gleiten im wirklichen Leben gerecht werden kann, müssen die ersten Fahrtests zeigen.
Opel Combo Life (2019)
BildergalerieHeute schon sichtbar sind die vielen Ideen, die die Ingenieure in das je nach Radstand 4,40 oder 4,75 Meter lange Auto packten. Zwei Schiebetüren (die linke gegen Aufpreis), ein gewaltiger Kofferraum mit 597 bis 2.693 Litern oder eine separat zu öffnende Heckscheibe für das kleine Gepäck zwischendurch. Wohin man auch blickt, tun sich Staufächer, kleine Ablagen oder sogar eine 36 Liter große Box hinter den Köpfen unterm Dach auf. Eine Folge davon ist allerdings, dass das Armaturenbrett recht verklüftet wirkt. Zudem sitzen Fahrer und Beifahrer zu beiden Seiten einer ausladenden, glatt anzufühlenden Plastik-Landschaft. Üblich in dieser Kategorie von Autos.
Unüblich dagegen das Angebot an Assistenzsystemen: Spurhalte- und Notbremsassistent mit Fußgängererkennung sind ebenso serienmäßig wie ein Müdigkeitswarner oder Verkehrszeichenerkennung. Zu haben sind aber auch Head-Up-Display, Panorama-Rückfahrkamera, halbautomatisches Einparken oder ein bis zu acht Zoll großer Monitor für Navigation und Entertainment. Bei schlechtem Wetter hilft ein "IntelliGrip"genanntes System, das per Drehschalter auf verschiedene Straßenzustände geeicht wird. Insgesamt fünf Programme sollen bestmögliche Haftung z.B. auf Schnee, Matsch oder auch Sand ermöglichen.
Zwei Motoren, bis zu 130 PS
Unter der kurzen Haube stehen zwei Triebwerke mit zusammen fünf Leistungsstufen zur Wahl: Der 1,2-Liter-Turbobenziner schickt 81 kW / 110 PS bzw. 96 kW / 130 PS ins Rennen. Der 1,5-Liter-Diesel ist von 55 kW / 75 PS über 74 kW / 100 PS bis hin zum gleichen Spitzenwert wie der Benziner zu haben. Alle Motoren erfüllen die verschärfte EU6-Norm und werden von den Franzosen gebaut. Eine Achtgang-Automatik für die Spitzenversionen ist auf deutschen Wunsch hin ins Programm gelangt.
In Summe scheint der neue Opel Combo Life gut aufgestellt. Er punktet mit ausgeprägtem Familiensinn wie zum Beispiel einem gläsernen Panoramadach mit einer durchgehend beleuchteten Mittelstrebe oder auch der Möglichkeit, im Fond drei Kindersitze nebeneinander zu befestigen. Die Klasse der kleinen Vans, durch den SUV-Boom schon totgesagt, wird durch Modelle wie den Combo Life wieder populär. Hohe Sitzposition, Einsteigen und Beladen über eine niedrige Kante, Rundumsicht und Raumgefühl könnten preisbewusste Kunden anlocken. Was der neue Opel ab Sommer kosten wird, verraten die Rüsselsheimer ebenso wenig wie die Verbrauchsdaten.