Opel-Händlerverbandstagung: "Wir brauchen eine Zukunftsperspektive"

Wir brauchen eine Zukunftsperspektive - und zwar nicht nur für 2018, sondern auch für 2019, 2020 und darüber hinaus." Mit dieser Aussage sprach der Vorstandssprecher des Verbands Deutscher Opel Händler (VDOH) Peter Müller den Teilnehmern an der Mitgliederversammlung am 16. März in Frankfurt aus dem Herzen. Denn aktuell ist die Stimmung im Netz von Unsicherheit geprägt. Nach der Übernahme des Herstellers durch PSA werden viele Veränderungen erwartet. Aber der Hersteller ließ die Gelegenheit ungenutzt, anlässlich der VDOH-Tagung seinen Partnern die Zukunftsperspektiven aufzuzeigen. Lohscheller gab keine Auskunft Opel-Chef Michael Lohscheller sprach zwar über die zu erwartenden Fahrzeugmodelle. Zu den für die Händler wichtigeren Fragen nach ihrem zukünftigen Geschäftsmodell gab er aber keine Auskunft. Wann hierzu Informationen kommen werden, ließ er offen. "Wir haben noch interne Diskussionen zum neuen Geschäftsmodell", sagte er im Anschluss an seine unter Ausschluss der Öffentlichkeit gehaltene Rede zu AUTOHAUS. Er betonte allerdings, dass dies nicht mit der neuen Mutter PSA abgestimmt werden müsse: "Wir entscheiden in Rüsselsheim." Verhandlungen ab April 2018 Der Händlerverband befürchtet eine Händlervertragskündigung und eine Margenkürzung und stellt sich schon für die ab April 2018 erwarteten Verhandlungen auf. Ein qualifiziertes Team wurde bereits zusammengestellt, Geschäftsführer und Rechtsanwalt Uwe Heymann hat eine ausführliche Expertise angefertigt. Die Mitglieder sollen per Rundschreiben und ggf. durch eine erneute außerordentliche Mitgliederversammlung über den Verlauf der Verhandlungen informiert werden. Die Versammlung sicherte den handelnden Personen ihre volle Unterstützung zu. Restmarge im Internetvertrieb Dass sich die Händler auf die Digitalisierung einstellen müssen, ist allen klar. Das dürfe aber nicht bedeuten, dass die Kosten beim Händler bleiben und die Marge an den Hersteller geht, hieß es. Der VDOH fordert zum Beispiel, dass die Händler für Geschäfte auf der zukünftigen bundesweiten Plattform für den Internetvertrieb, zu der Cayu ausgebaut werden soll, eine Restmarge von acht Prozent plus Boni erhalten. EDV-Umstellung über zehn Jahre Denn die nächsten Jahre halten vor allem im Bereich EDV große Herausforderungen für den Handel bereit. Arbeitskreissprecher Peter Hübner erwartet "die größte Veränderung der IT im Arbeitsumfeld in der Geschichte von Opel". Der Hersteller wolle innerhalb der nächsten sechs Monate einen Zeitplan kommunizieren, was wann angefasst werden soll. Die Umstellung von GM auf PSA-Systeme würde insgesamt zehn Jahre dauern, erläuterte der Opel-Händler aus Kaiserslautern. So soll zum Beispiel aus den aktuell in Europa vorhandenen fünf Konfiguratoren ein Konfigurator für alle fünf PSA-Marken werden. Eingeführt werden soll ab Mai 2018 auch ein europaweit einheitliches System zur elektronischen, teilautomatisierten Prüfung von Verkaufshilfe-Dokumenten und Nachweisen. Der Händler muss hierzu für jedes Geschäft alle für ein Audit benötigten Unterlagen hochladen. Und: "Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir zukünftig nicht mehr so bequem aus dem DMS arbeiten können", so Hübner. Rendite aktuell bei 0,6 Prozent Auch im Tagesgeschäft sind die Partner derzeit nicht optimistisch, obwohl mit der Modellpalette außerordentlich zufrieden. Nach der Verkündung des 100-Tage-Plans mit der Streichung des Volumen-Bonus und der Einführung des "Trim-Bonus" für höherwertige Ausstattungen sowie der Einführung zahlreicher Kosten für die Partner, die die Ertragssituation für die Händler deutlich verschlechtert haben, ist die Stimmung im Netz sehr verhalten. Die Rendite ist weiter gefallen auf aktuell 0,6 Prozent. Die Sparmaßnahmen des Herstellers führten derzeit dazu, dass der Auftragseingang bei den neuen X-Modellen nicht zufriedenstellend sei. Für Unzufriedenheit sorgen auch die viel zu komplexen Verkaufsprogramme. Schwer machbare Verkaufsziele 2018 Die Steigerung der Verkaufsziele für 2018 um zwölf Prozent erscheine angesichts der Einführung nur eines neuen Modells, des "Combo", in 2018 schwer machbar, so die VDOH-Repräsentanten. Zumal "Cascada" und "Zafira" wegfallen. Hinzu komme, dass durch die Produktionsumstellung auf die neue Motorentechnik, die für die Zulassung ab 1. September notwendig sein wird, Schwierigkeiten bei der Bestellbarkeit erwartet werden. Das könnte zu Abmahnungen wegen Zielverfehlung und eventuell auch Kündigungen führen. Dies sieht der VDOH sehr kritisch, da die Zielverfehlung sehr oft nicht im Bereich des Händlers zu sehen ist. Der Preisverfall der Dieselfahrzeuge im Bestand und der noch zu erwartenden weiteren Leasingrückläufer bereitet den Händlern zusätzliche Probleme. Müller forderte deswegen dringend Restwertunterstützung vom Hersteller und die Übernahme der Kosten für die Hardwareumrüstung. Kurzfassung Die Opel-Händler haben momentan mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Sparmaßnahmen ihres Herstellers und zusätzliche Kosten erschweren das Tagesgeschäft. Am schwersten wiegt aber, dass derzeit Informationen zum zukünftigen Geschäftsmodell fehlen.

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