Ende Februar präsentierten der mit großer Mehrheit im Amt bestätigte Vorstandsvorsitzende Reinhard Beyer, BVdP-Geschäftsführer Michael Pinto und der frischgebackene stellvertretende Vorsitzende Peter Vogel die wichtigsten Inhalte der virtuellen Veranstaltungen und stellten sich online den Fragen der komplett zugeschalteten Fachpresse.
Die Kernbotschaft der Verbandsspitze war dabei eindeutig: "Sowohl der Markt, als auch die Gesellschaft fordern große Veränderungen ein, vor denen sich die Reparaturbranche nicht verschließen kann. Als BVdP wollen wir Aufklärung leisten, die Mitgliedsbetriebe informieren und rechtzeitig fit machen für die Herausforderungen der Zukunft. So können wir gewährleisten, dass Digitalisierung werkstatttauglich umgesetzt wird", brachte es Michael Pinto zu Beginn auf den Punkt. Wer sich jetzt als Betriebsinhaber in Sachen Digitalisierung, neuer Mobilitätsformen und Schadenmanagement, aber auch bei Führungsstil und Mitarbeiterqualifizierung bewege, habe gute Chancen, morgen noch Unfallschäden an Elektrofahrzeugen und automatisierten Modellen reparieren zu können.
Kooperation und Zielerreichung statt Konfrontation
Schadenmanagement habe viele gute Impulse gebracht, so Michael Pinto weiter: "Die Werkstätten haben sich weiterentwickelt, Reparaturprozesse wurden verbessert, im Gegenzug können Versicherer und Schadensteuerer Arbeitsqualität auf höchstem qualitativen Niveau zu attraktiven Konditionen einkaufen."
Umso wichtiger sei es, auf die strukturellen und aktuellen Missstände in Sachen Betriebsleistungseffizienz, Beschneidung der Ersatzteil-Margen oder unberechtigte Rechnungskürzungen durch Prüfdienstleister aufmerksam zu machen, jedoch nicht durch Konfrontation: "Kooperatives Schadenmanagement ist mehr als nur ein Schlagwort. Reparaturbetriebe, Schadensteuerer und Kfz-Versicherungen bedienen gemeinsam denselben Kunden, Top-Service ist also im Sinne aller Beteiligten", betonte Reinhard Beyer.
Aufklärung und gegenseitiges Verständnis seien eine wichtige Grundlage für diesen Erfolg. Natürlich gebe es immer wieder kontraproduktive Störungen auf der Schadenmanagement-Reise, für die man im kooperativen Schadenmanagement Lösungen erarbeiten müsse. Und da gebe es auch einige Steuerer und Versicherer, die dies lösungs- und erfolgsorientiert vormachen und damit im Zusammenspiel mit dem BVdP eine Win-Situation für sich selbst, für die Partnerbetriebe und den Endverbraucher schaffen würden.
Immer noch nicht nachvollziehbare Rechnungskürzungen
Deshalb lege der Verband weiterhin den Finger in die Wunde, um Störfaktoren aufzuzeigen: "Werkstätten, die sich mit den richtigen Argumenten gegen sinnfreie Rechnungskürzungen wehren, bekommen ihren kompletten Instandsetzungsaufwand bezahlt. Hier müssen wir ansetzen, denn jede Diskussion mit Prüfdienstleistern um Kleinteilepauschalen verzögert die Reparatur und erzeugt unzufriedene Kunden. Der Kostendruck auf Versichererseite ändert nichts daran, dass schon die bewilligten zwei Prozent in der Werkstattpraxis deutlich zu wenig sind und der Verzicht auf Rechnungsprüfungen vermutlich mehr Einsparpotenziale bietet als Klebeband, Schrauben und Abdeckfolien", machte Michael Pinto deutlich.
Digitalisierung – "aber sinnvoll"
Ähnliches gelte für Onlinekalender oder digitale Auftragsportale: "Wir werden keine eigene Software programmieren, sondern dafür sorgen, dass die Anforderungen der Betriebe wahr- und ernstgenommen werden. Wir brauchen Schnittstellen statt Insellösungen, um einen gemeinsamen Nutzen aus der Digitalisierung zu ziehen." Der BVdP werde sich deshalb in die Diskussion um digitale Anforderungen an die Werkstätten und die entsprechenden Tools einmischen, damit auch die Partnerbetriebe von der Digitalisierung profitieren können. Gleichzeit werde man die Partnerbetriebe immer wieder dafür sensibilisieren, nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern Digitalisierung als einen der wesentlichen Erfolgsfaktoren für das eigene Unternehmen zu begreifen.
m.o.r.e und E-Weg sind wichtige Themen
Der neue stellvertretende BVdP-Vorsitzender Peter Vogel präsentierte sich als gefragter Ansprechpartner zum Thema Elektromobilität. Der Unternehmer betreibt im Sauerland zwei K&L-Betriebe in Brilon und Meschede und fungiert seit mehreren Jahren als Tesla Approved Body Shop. "Pro Jahr erleben wir in unseren Werkstätten eine Verdoppelung der E- und Hybridfahrzeuge. Um die Reparaturaufträge an diesen wertstabilen und mechanisch gesehen wartungsarmen Modellen in der gewünschten Qualität abarbeiten zu können, benötigen die Mitarbeiter eine deutlich höhere Expertise als beim herkömmlichen Verbrenner. Auch die größtenteils nur in englischer Sprache gehaltenen Reparaturanleitungen sind eine zusätzliche Herausforderung“, so Vogel.
In Sachen Hochvoltschulung und Reparaturmethoden wie Stanzen oder Nieten wolle der BVdP nicht selbst einsteigen, aber seine Werkstätten für dieses Zukunftsthema zumindest sensibilisieren: "Wer sich heute auf den ,E-Weg‘ begibt, wird morgen zu den Gewinnern gehören. Selbst wenn wir aktuell erst am Anfang der Entwicklung stehen, behandeln wir diese Fahrzeuge konsequent in unseren Best Practice-Zirkeln, wo erfahrene Betriebsinhaber ihr gewonnenes Wissen mit anderen Betrieben teilen."
Großes Potenzial sieht Vogel zudem in der Leistungsmarke m.o.r.e: "In einem ersten Schritt müssen wir mehr als die aktuell 222 aktiven Unternehmerkollegen überzeugen, die geforderten Standards zu erreichen und sie im Markt bekannter zu machen. Mittelfristig ist es unser Ziel, m.o.r.e erfolgreich als Endkundenmarke zu etablieren."
Konstruktive Ansätze
Zusammen mit Peter Vogel wurde auf der virtuellen Mitgliederversammlung des BVdP Jens Walther aus dem sächsischen Freiberg zum Vorstandsvertreter von den Verbandsmitgliedern gewählt. Der Inhaber des Karosserie- und Lackzentrums Freiberg und des Markenbetriebs Auto Walther betreibt einen überregionalen Teilehandel, ist Partner aller wichtigen Player im Schadenmanagement und bearbeitet rund 850 Unfallschäden pro Jahr.
Seine Motivation und Ziele im neuen Amt beschreibt Walther so: "Wir als Werkstätten haben ja ganz offensichtlich große Herausforderungen in einem ziemlich dynamischen Umfeld zu stemmen, allen voran die Digitalisierung, die neue Antriebsformen und Mobilitätskonzepte sowie den Fachkräftemangel. Dabei dürfen wir die klassischen Themen im kooperativen Schadenmanagement – wie angemessene Stundenverrechnungssätze, unberechtigte Rechnungskürzungen usw. – nicht vergessen."
Bei all diesen Punkten könne man als Verband mehr erreichen als ein einzelner Partnerbetrieb. Er, Jens Walther, habe da einen "sehr konstruktiven Ansatz, den wir als Werkstätten mitgestalten wollen und müssen". Das bedeute einerseits, mit dem Verband Impulse, Ideen und Kooperationen für die Partnerbetriebe zu entwickeln, um diese zukunftsfähig zu machen. Auf der anderen Seite brauche man das kooperative Schadenmanagement in Richtung FLI, um dort mehr Verständnis und vernünftige Rahmenbedingungen für die Werkstätten zu erreichen.
Ost-West-Unterschiede nicht mehr gerechtfertigt
In seiner Funktion als BVdP-Vorstand sei ihm ferner wichtig, die Interessen der Werkstätten aus den neuen Bundesländern noch stärker zu vertreten. Walther wörtlich: "Da gibt es auch im Schadenmanagement noch Unterschiede, die es im Jahr 2021 nicht mehr braucht." Nicht zuletzt stelle die Leistungsmarke m.o.r.e ein vielversprechendes Konzept für aktive Schadensteuerungsbetriebe dar. Dieses Thema will Walther "mit dem ganzen Team des BVdP engagiert weiterverfolgen und dafür Überzeugungsarbeit bei Werkstätten wie gleichermaßen bei gewerblichen Kunden leisten".
Jens Walther und Peter Vogel folgen im BVdP-Vorstand seit der kürzlichen Mitgliederversammlung auf Markus Stegmann und Sönke Neubauer, die nach ihrem langjährigem Verbands-Engagement nicht mehr zu einer neuerlichen Wiederwahl angetreten waren. (kt)