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BVdP-Umfrage zur Corona-Krise: Mehrkosten und sinkendes Auftragsvolumen

27.08.2020 14:44 Uhr
BVdP-Umfrage zur Corona-Krise: Mehrkosten und sinkendes Auftragsvolumen
BVdP-Umfrage: Die Reparaturmoral sinkt, fiktive Abrechnungen nehmen erheblich zu.
© Foto: Nomad_Soul/stock.adobe.com

In einer Umfrage hat der Bundesverband der Partnerwerkstätten (BVdP) untersucht, wie sich die Pandemie auf die tägliche Arbeit in den Mitgliedsbetrieben auswirkt. Demnach sind ein sinkendes Auftragsvolumen, schmelzende Liquiditätspolster und Entlassungen die Folge.

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Ende Juli/Anfang August hat der BVdP seine Mitglieder zu den Auswirkungen der Corona-Krise befragt. Oberste Priorität habe in den Werkstätten der Schutz von Kunden und Mitarbeitern, heißt es. Hygienekonzepte müssten umgesetzt werden und die gewohnten Arbeitsabläufe seien starken Veränderungen ausgesetzt. Darüber hinaus wachse der Bedarf an Überzeugungsarbeit und Kommunikation in Richtung der Werkstattkunden. Dabei entstehe ein signifikanter Mehraufwand, der bislang nur unzureichend in den kalkulatorischen Kosten der Partnerbetriebe berücksichtigt sei.

Beispielhaft lasse sich dies am erhöhten Aufwand für den Hol‐ und Bringservice verdeutlichen, denn beinahe die Hälfte der teilnehmenden Partnerbetriebe nennt diesen Punkt und weist in der Mehrzahl darauf hin, dass hier nicht nur die notwendigen Hygienemaßnahmen, sondern auch die deutlich gestiegene Nachfrage nach dem Service zu Buche schlagen. Erschwerend kommt hinzu, dass auch Kunden ohne einen Anspruch auf den Hol/Bringdienst nur zur Reparatur bereit sind, wenn der Betrieb das Fahrzeug möglichst kontaktlos hole und zurückbringt.

Eine weitere Auswirkung der Krise auf das Verhalten der Werkstattkunden sei die feststellbar gesunkene Reparaturmoral. So berichten über 70 Prozent der Partnerbetriebe, die an der Umfrage teilgenommen haben, dass Reparaturaufträge aufgeschoben werden. Auf die offene Frage nach weiteren Änderungen im Kundenverhalten führt ein Großteil der Werkstätten den eindeutig ausmachbaren Trend zur fiktiven Abrechnung an. Zwei Faktoren also, die sich unmittelbar negativ auf die Ertragssituation der Werkstattfachbetriebe auswirkten, teilt der BVdP mit.

Deutlicher Rückgang der Aufträge bei über 90 Prozent

Ein minimaler Anteil (1,73 Prozent) der in der Umfrage berücksichtigen Unternehmen konnte das Auftragsvolumen von April bis Ende Juni steigern, 6,58 Prozent verzeichneten keinen Auftragsrückgang. Über 90 Prozent der Werkstätten aber sind mit einem deutlichen Rückgang der Aufträge konfrontiert, davon über 35 Prozent in einer Range von 30 bis 50 Prozent weniger. Rund fünf Prozent der Unternehmen beziffern den Rückgang auf einen Wert zwischen 50 bis 70 Prozent.

Richtet man den Fokus nun auf die Entwicklung der gesteuerten Schäden (rückblickend auf die letzten vier Wochen vor dem Befragungszeitraum), dann zeichnet sich laut Umfrage kein wesentlich besseres Bild ab. Denn trotz aller Bemühungen der FLIs, Aufträge in die Werkstätten zu vermitteln, würden von den Unternehmen noch deutliche Steuerungsrückgänge verzeichnet. Für rund 6,5 Prozent der Partnerbetriebe bleiben die Zahl der Schäden auf dem Level der Vor‐Corona‐Zeit, die überwältigende Mehrheit der Unternehmen aber muss ‐ zum Teil erhebliche ‐ Auftragsrückgänge hinnehmen. 

Als Reaktion auf die beschriebenen Entwicklungen hätten viele Unternehmen zusätzliches Kapital beschaffen müssen. Auf die Frage, ob zur Bewältigung der Krise nicht geplante Kredite aufgenommen werden mussten, antworteten 28 Prozent der Befragten mit "Ja". Zehn Prozent der Unternehmen mussten über 150.000 Euro an zusätzlichen Mitteln am Kapitalmarkt beschaffen, um die Liquidität im Unternehmen sicherzustellen.

Ein großer Teil der Unternehmer habe das Instrument der Kurzarbeit genutzt oder nutze es bis heute, um die Arbeitszeit an das Auftragsvolumen anzupassen und personelle Einschnitte so weit als möglich zu vermeiden. Dies sei aber nur bedingt erfolgreich: Rund 48 Prozent der Unternehmen, die auf die Frage nach Entlassungen antworteten, mussten sich in den letzten drei Monaten von Mitarbeitern trennen. Bemerkenswert laut Verband: Circa 54 Prozent der Entlassungen betrafen den qualifizierten, operativen Bereich. Damit hätten die Karosserie‐ und Lackierfachbetriebe nicht nur mit finanziellen Einbußen, sondern auch mit einem in seinen Folgen schwer kalkulierbaren Verlust an qualifizierten Mitarbeitern zu kämpfen.

Lediglich sechs Prozent der Fachwerkstätten gehen davon aus, ohne finanzielle Verluste durch die Krise zu kommen. Von den verbleibenden 94 Prozent rechnen um die 60 Prozent mit Einbußen zwischen 10.000 und 50.000 Euro, weitere 34 Prozent erwarten sogar Verluste von 50.000 bis über 100.000 Euro.

Werkstattwelt nachhaltig verändert

Heute zeigt sich, so der BVdP, dass die notwendigen Corona‐Schutzmaßnahmen zum Alltag, sprich zu einer neuen Normalität geworden sind. Es bleibe definitiv festzustellen, dass sich damit die Werkstattwelt nachhaltig verändert habe. Mit vielen der oben beschriebenen Effekte würden die Unternehmen noch lange konfrontiert sein. "Die Partnerwerkstätten befinden sich also in einer Zwickmühle, denn die zusätzlich entstandenen Prozesskosten stehen nun weniger verkaufte Stunden gegenüber", erklärt der Bundesverband. Es liege also auf der Hand, dass sich die fatalen ökonomischen Auswirkungen dieser neuen Normalität – betriebswirtschaftlich sinnvoll – nur durch einen höheren SVS kompensieren ließen.  

"Als BVdP können wir angesichts dieser Situation nur davor warnen, im kooperativen Schadenmanagement Corona‐Hilfen oder Zuschüsse zur Desinfektion mit einer längst fälligen Stundensatzanpassung zu verwechseln", heißt es. Das sei der falsche Weg und gehe zu Lasten der Unternehmen. Vielmehr brauche man im kooperativen Schadenmanagement ein Umdenken, damit Partner auf Augenhöhe den Kunden qualitativ hochwertige Reparatur bei einem ausgezeichneten Servicelevel bieten könnten. Hätten Fachwerkstätten bereits vor der Corona‐Krise kaum noch von der eigenen handwerklichen Leistung leben können, so müsse heute der Stundenverrechnungssatz, eine der Sollbruchstellen im Schadenmanagement, unter den aktuellen Gegebenheiten neu definiert und errechnet werden. "Die Zeit ist mehr als reif für eine neue konstruktive Zeitrechnung in der Schadensteuerung, denn Corona hat uns gnadenlos die Grenzen aufgezeigt, die es zu beachten gilt. Eine faire und leistungsbezogene Anpassung des SVS ist ein Invest in die Zukunft der kooperativen Schadensteuerung, die auf fachgerechte Reparatur, auf hervorragenden Service und auf die Leistungsfähigkeit aller Partner setzt und damit die vielzitierte Win‐Win‐Situation in die Praxis umsetzt", appelliert der BVdP abschließend. (ah)

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