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Fahrbericht Lexus LS 500h: Japans S-Klasse

10.11.2017 05:57 Uhr
Der neue Lexus LS 500h will S-Klasse und Co. angreifen.
© Foto: Lexus

Mit dem LS versucht Lexus, seit fast 30 Jahren den deutschen Luxuslimousinen Paroli zu bieten. Ohne Erfolg. Einen neuen Anlauf wagen die Japaner nun mit der fünften Generation. Der V8 allerdings bleibt dabei auf der Strecke.

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Von Michael Specht/SP-X

Never ever give up! Gib niemals auf! Dieses Motto scheint sich Toyotas Premium-Tochter Lexus auf die Fahnen geschrieben zu haben, zumindest für die Strategie, was den deutschen und europäischen Markt angehen. Die verkauften Stückzahlen liegen im homöopathischen Bereich. Es sind jeweils nur mehrere hundert.

Lexus ist bei uns eine Nischenmarke. Oder eine für Individualisten. Dies gilt insbesondere für das Flaggschiff LS. Im Segment der großen Luxuslimousinen ist die Käuferschaft durchweg konservativ – und entsprechend markenloyal. Einen S-Klasse- oder BMW-Siebener-Fahrer davon zu überzeugen, auch einmal etwas anderes zu probieren, erfordert vom Verkäufer einiges an Geschick. Zumal auch die neue, nun fünfte Generation des LS mit keinerlei technischen Highlights aufwartet, die, erstens, Audi, BMW oder Mercedes nicht auch an Bord haben oder, zweitens, tatsächlich zu einem Markenwechsel führen würden.

Traditionelles Cockpit

Wie so oft, spielt das Design die Hauptrolle im Geschäft um die Gunst des Kunden. Lexus darf hier eine gehörige Portion Mut attestiert werden, zumindest was die Gestaltung der Front betrifft. Keiner hat einen größeren und aggressiveren Grill, keiner Scheinwerfer in Zick-Zack-Form. Das mag vermutlich wenige begeistern und viele abschrecken. Im Verlauf nach hinten jedoch wird der LS dann zahmer und gewinnt an Eleganz.

Hinterm Lenkrad geht es deutlich traditioneller zu. Vielleicht zu traditionell. Ein klassisches Cockpit mit großem Zentral-Display, breiter Mittelkonsole und kleinem Automatikhebel. Doch gegenüber einer S-Klasse oder erst recht gegenüber dem neuen Audi A8 mit seinem coolen Black Panel mutet der Lexus LS eher etwas gestrig an. Sehr edel dagegen sehen die dünnen Metallstreifen aus, die sich in voller Breite über das Armaturenbrett und die Lüftungsauslässe ziehen. Lexus ist Luxus. Alles im LS wirkt top verarbeitet, die Materialien sind hochwertig. Platzmäßig geht es gefühlt ein wenig enger zu als in der deutschen Oberklasse. Dafür vermutlich genauso leise, wenn nicht gar leiser. Dieses Ziel hatte sich Lexus schon vor 30 Jahren für die erste Generation des LS zum Ziel gesetzt – und auch verwirklicht. Der LS 400 galt damals als leiseste Limousine der Welt.


Lexus LS 500 (2018)

Lexus LS 500 (2018) Bildergalerie

Allerdings: Generation Nummer sieben fährt ohne Achtzylinder. Gebunden an immer schärfere Verbrauchs- und Abgasgesetzen entschied man sich in Japan, sein Topmodell maximal mit einem V6-Hybrid auszustatten. Ihm fehlt es ein bisschen an dieser geschmeidigen Souveränität, die eben nur ein V8 vermittelt, selbst wenn die Leistungswerte auf dem Papier höher sind als zuvor. Der 3,5-Liter schickt 300 PS und stramme 356 Newtonmeter in die Zehngang-Automatik. Weitere 180 PS und 320 Newtonmeter kommen vom integrierten Elektromotor. Beide arbeiten so perfekt zusammen, dass der Fahrer davon nichts mitbekommt, wann sich wer wie stark ins Spiel bringt. So soll es sein. Und wer den LS gelassen durch den Verkehr rollen lässt, erlebt ein weiches und sehr komfortabel abgestimmtes Auto. Nicht zuletzt unterstützt diesen Eindruck die serienmäßige Luftfederung. Warum Lexus seiner Top-Limousine unbedingt noch einen Schalter für die Konfigurationen Sport S und Sport S+ verpassen musste, bei dem sich der Drehzahlmesser rot verfärbt und Parameter wie Lenkung und Gaspedalkennung schärfer stellen, bleibt das Geheimnis der Japaner. Nötig wäre das nicht. Reisen statt rasen, dafür ist der LS gemacht.

Natürlich wollen die Japaner auch zeigen, dass man in Sachen Sicherheit und Assistenzsystem auf Höher der Zeit ist. Der LS folgt auf der Autobahn dem Vordermann, hält die Spur, liest Verkehrszeichen und kann automatisch überholen. Er verzögert vor Kurven selbstständig, falls die Geschwindigkeit nicht zum Radius passt. Er vermeidet per Notbremsung Auffahrunfälle in der Stadt, ist rundum mit Kameras bestückt und sieht beim Rückwärtsausparken sowohl den Querverkehr als auch ein eventuell hinter dem Wagen spielendes Kind.

Wie teuer sich Lexus das alles bezahlen lässt, steht noch nicht endgültig fest. Wenn der LS im Frühjahr nach Deutschland kommt dürfte sein Preis bei rund 100.000 Euro starten. Mit voller Ausstattung liegt man bei etwa 130.000 Euro. Interessanter, wenn nicht gar wichtiger für den Kunden dürfte allerdings sein, wie attraktiv Lexus seine Leasingraten kalkuliert. Im Geschäftsleben zählen eben keine Emotionen.

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