Von Zubaidah Jalil/dpa
Das Ziel heißt mehr Platz und bessere Luft: Ab Februar kommenden Jahres sollen in Singapur keine weiteren Privat- und Mietwagen mehr zugelassen werden. Lediglich alte Kraftfahrzeuge können durch neue ersetzt werden. Der Schritt ist eine Antwort der Regierung auf die wachsende Bevölkerung und eine zunehmende Landknappheit in dem Stadtstaat. Als Ersatz soll der öffentliche Nahverkehr ausgebaut werden. Die Reaktionen auf die Maßnahme sind gemischt.
Gegenwärtig nehmen nach Angaben der Landesverkehrsbehörde (LTA) Straßen zwölf Prozent der gesamten Landfläche Singapurs ein. "In Anbetracht der Landbeschränkungen und der konkurrierenden Bedürfnisse gibt es nur begrenzten Spielraum für einen weiteren Ausbau des Straßennetzes", heißt es in einer Mitteilung. In der Vergangenheit hatte die LTA den Bestand an Autos und Motorrädern jährlich um 0,25 bis 0,5 Prozent wachsen lassen. Nun hat sie die Wachstumsquote auf null Prozent zurückgefahren.
Zertfikat kostet bis zu 26.000 Euro
Singapurs Regierung setzt die Begrenzung der Zahl von Fahrzeugen durch, indem bei jedem Autokauf immer auch eine Berechtigung dazu vorgelegt werden muss. Diese Zertifikate sind nicht billig - sie können so viel kosten wie das Auto selbst: Bei der letzten Verkaufsrunde stieg ihr Preis auf 41.617 Singapur-Dollar (gut 26.000 Euro). Zusammen mit Steuern, Zulassungsgebühren und dem eigentlichen Kaufpreis summieren sich die Anschaffungskosten für einen Mittelklassewagen schnell auf umgerechnet mehr als 60.000 Euro.
Zudem sind die Zertifikate nur für zehn Jahre gültig. Danach müssen sich Autobesitzer entscheiden, ob sie ihr Fahrzeug verschrotten oder die Berechtigung verlängern - maximal jedoch für weitere zehn Jahre. Das ist einer der Gründe dafür, dass man auf Singapurs Straßen nur glänzende Neuwagen sieht.
Zugleich ist der Traum vom eigenen Auto für zahlreiche Bewohner Singapurs schlicht unerreichbar. "Ich habe nie in Betracht gezogen, mir einen Neuwagen zu kaufen und einen Gebrauchtwagen kann ich mir nicht leisten", sagt Tan Kai Shian, die sich das Auto ihrer Eltern leiht, um Mann und Kinder zu Terminen fahren zu können.
"Händler werden schließen müssen"
Autohändler bereiten sich auf zurückgehende Verkäufe vor, wenn die Zahl der Zertifikate eingefroren wird. "Händler werden schließen müssen", sagt Mohamed Taifoor, Besitzer eines Autohauses. Insbesondere "kleinere, die keine Reserven an Zertifikaten haben, um die Zeit bis zu einer neuerlichen Anhebung zu überbrücken", würden kaum noch Autos verkaufen, ist er sicher.
Andere Beobachter meinen hingegen, die Einfrierung korrigiere hauptsächlich eine große Zulassungswelle im Jahr 2008, als die Preise für Zertifikate absackten. Die zehnjährige Laufzeit der damals verkauften Zertifikate läuft nun ab, wodurch im kommenden Jahr viele wieder auf den Markt kommen.
Anbieter von Fahrdiensten begrüßen naturgemäß die Einfrierung. So werde die Effizienz auf den Straßen maximiert, heißt es von Grab, einem lokalen Uber-Konkurrenten. "Wir glauben, dass es die Verantwortung von Fahrdienstanbietern ist, so viele Autos wie möglich in gemeinsame Güter zu verwandeln", sagt Grab-Chef Lim Kell Jay.
Im Jahr 2021 steht die staatliche Regulierung der Auto-Zertifikate zur Überprüfung an. Zumindest bis dann wird es in Singapur also ein Privileg bleiben, ein eigenes Auto zu besitzen. (dpa)