Die deutsche Autoindustrie kämpft angesichts drohender Fahrverbote und sinkender Zulassungszahlen neuer Dieselautos mit Rabatten um die Kunden. Der VW-Konzern übertraf seine Konkurrenten am Dienstag mit der Ankündigung, Besitzern alter Dieselautos Preisnachlässe von bis zu 10.000 Euro zu gewähren. Das Angebot richtet sich an alle Fahrer eines beliebigen Diesel-Fahrzeugs der Abgasnormen Euro 1 bis Euro 4, die einen Euro 6-Neuwagen von VW oder der Ingolstädter Tochter Audi kaufen. Das teilten VW und Audi am Dienstag mit. Ähnliche, aber niedrigere Rabatte und Zuschüsse hatten zuvor bereits Ford, BMW und Toyota angekündigt.
Hinter den Preisnachlässen verbirgt sich eine Abwrackprämie auf Konzernkosten. Damit der Rabatt wirksam wird, muss das alte Auto verschrottet werden - entweder vom Kunden oder vom Händler. Damit will Volkswagen nicht nur die Luft säubern, sondern auch verhindern, dass der Verkaufswert gebrauchter Diesel in den Keller rauscht. "Damit entlasten wir den Markt", sagte Deutschland-Vertriebs- und Marketingchef Thomas Zahn in einer Telefonkonferenz am Dienstag. Mit der Prämie nehme man Fahrzeuge aus dem Gebrauchtwagenmarkt, das hebe tendenziell die Preise. Das ist nach den Worten des VW-Managers ein Ziel der Aktion.
Nicht nur für Dieselfahrer, auch für die Bilanzen der Autobauer ist die Entwicklung der Restwerte wichtig. Denn wegen vieler Leasingverträge entsteht den Unternehmen ein Risiko, wenn der Verkaufswert von Gebrauchtwagen sinkt - sie sind de facto Eigentümer der geleasten Autos. Für den Erwerb von Autos mit alternativen Antriebsarten wie Erdgas- oder Elektromotor stellt VW zudem je bis zu 2.380 Euro in Aussicht. Die beiden Rabatte gelten bis Ende 2017.
"Bedeutender" Millionen-Betrag
Der Wolfsburger Konzern hatte vergangene Woche nach dem Berliner Dieselgipfel Umstiegsprämien für sämtliche VW-Marken angekündigt. Die Anzahl der für die "Umstiegsprämie" in Frage kommenden Fahrzeuge beläuft sich nach Angaben des Kraftfahrtbundesamts auf 6,4 Millionen Autos in Deutschland mit den Abgasnormen Euro-1 bis Euro-4, wie Zahn sagte. Mit welchen Gesamtkosten VW für die Aktion rechnet, wollte Marken-Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann nicht genau sagen. Es handele sich aber um einen "bedeutenden" Millionen-Euro-Betrag.
Zahn rechnet mit einer "deutlichen Nachfrage nach Fahrzeugen mit modernster Antriebstechnologie". Im Gespräch mit AUTOHAUS machte er am Dienstag nochmal deutlich: Weder dem Steuerzahler (wie 2009) noch Händlern entstehen durch die Aktion Kosten. "Diese werden komplett von Volkswagen getragen, um einen substanziellen Beitrag zur Erneuerung der Fahrzeugbestands in Deutschland sowie zur Verbesserung der Luftqualität in den Städten zu leisten." Zusätzlich zum geplanten nationalen Marketing über alle Medienkanäle werde VW auch ein Handelsmarketing aufsetzen, das die Partner bei der individuellen Bewerbung der Prämie unterstützen soll. Die Planung dafür laufe bereits.
Eine Rabattschlacht sieht Zahn "definitiv nicht". Man wolle attraktive Prämien anbieten, um möglichst viele Kunden zum Umstieg auf moderne schadstoffarme Fahrzeuge zu bewegen. "Sonst würde ja keiner sein Auto verschrotten. Die Menschen haben ein Auto, das möglicherweise einen Restwert von 3.000 oder 4.000 Euro hat. Das muss man in Erwägung ziehen.“ Zahn sieht die Aktion auch als "Riesenchance für die Elektromobilität", die viele Kunden zum Wechsel in die Zukunftstechnologie bewegen könnte: "Beim E-Golf liegen wir inklusive der staatlichen Prämie dann in der Bandbreite eines vergleichbaren Diesel-Modells. Das ist ein hochinteressantes Angebot." Dies, so die Hoffnung, werde dazu führen, dass viele potenzielle Käufer sich jetzt in den Showrooms selbst ein Bild von der neuen Welt der Elektromobilität machen.
Grundsätzlich positiv sieht der Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK) das Angebot. Als Sprecher des fabrikatsgebundenen Fahrzeughandels macht ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn jedoch deutlich, dass die Autohändler dadurch finanziell nicht belastet werden dürfen: "Es dient der Umwelt, wenn alte Diesel gegen neue, schadstoffarme Fahrzeuge getauscht werden. Die Verschrottungsprämien haben jedoch ausschließlich die Hersteller bereitzustellen. Das muss ohne finanzielle Beteiligung der Händler laufen, wie dies zum Beispiel bei der Marke Skoda geregelt ist." Kfz-Unternehmer Peckruhn ist gleichzeitig Vorstandsvorsitzender des Verbands Deutscher Skoda-Vertragspartner.
Zulassungen stützen
Fachleute gehen davon aus, dass die Rabattaktionen neben der Säuberung der Luft auch einem anderen Hauptzweck dienen: In den vergangenen Monaten sind die Zulassungszahlen neuer Diesel zurückgegangen, während Benziner, Hybride und Elektroautos zugelegt haben. So ging allein in Bayern die Zahl neu angemeldeter Diesel im ersten Halbjahr um über sechs Prozent zurück, obwohl die Autoverkäufe insgesamt zulegten.
Beim Dieselgipfel in Berlin hatten Volkswagen, Daimler, BMW und Opel außerdem "umfassende und zügige" Updates an der Steuersoftware von etwa 5,3 Millionen Pkw der Schadstoffnormen Euro 5 und 6 zugesagt. Dabei sind rund 2,5 Millionen Autos eingerechnet, die VW ohnehin zurückrufen muss.
Bis zu 10.000 Euro
Zu den Details: Die Höhe der Prämie richtet sich nach dem neuen Modell. Los geht es bei einem 2.000-Euro-Bonus für den Up. Für einen Polo gibt es 3.000 Euro, für einen Benzin- oder Diesel-Caddy 4.000 und für Golf sowie Tiguan schon 5.000. Wer sich für einen Touran entscheidet, streicht 6.000 Euro ein, bei Passat, Arteon und Sharan steuern die Wolfsburger 8.000 Euro bei. Und wer einen neuen Touareg oder Multivan bestellt, darf sich sogar über einen 10.000-Euro-Bonus freuen.
Kombiniert werden kann das Ganze außerdem mit der sogenannten "Zukunftsprämie", die sich an Interessenten alternativer Antriebe richtet. Für ein Erdgas-Modell legt VW noch einmal 1.000 Euro obendrauf, bei einem Hybrid-Fahrzeug sind es 1.785 Euro. Wer ein Elektroauto kauft, den belohnt VW mit 2.380 Euro. So kann man sich beispielsweise einen E-Golf von VW und Staat mit bis zu 11.760 Euro subventionieren lassen.
Auch bei Audi, Skoda und Seat
Auch bei Audi gibt es nun eine Umwelt-Prämie, deren Bedingungen sich mit jener von VW decken. In Ingolstadt werden zwischen 3.000 und 10.000 Euro als Bonus ausgeschüttet. Für Kunden, die sich für einen Plug-In-Hybrid-Antrieb entscheiden, verdoppelt Audi den Herstelleranteil von bisher 1.500 Euro netto am staatlichen Förderprogramm im Rahmen der befristeten Prämien-Aktion. Beim Kauf eines G-tron steigt die Neuwagen-Förderung um 1.000 Euro gegenüber der regulären Prämie.
Neben VW und Audi bietetn auch Skoda und Seat eine Umweltprämie im Tausch gegen Alt-Diesel (Euro 1 bis 4). Die Höhe der Prämie beim Kauf eines Neuwagens ist modellabhängig und überschneidet sich bei den zwei Herstellern stark. So gibt es für die baugleichen Modelle Skoda Citigo und Seat Mii 1.750 Euro, für Skoda Fabia und Seat Ibiza 3.000 Euro, für Seat Leon und Toledo sowie Skoda Octavia und Superb 5.000 Euro. Weitere Boni: 3.500 Euro für den Skoda Rapid und 4.000 für den Yeti sowie 8.000 Euro für den Seat Alhambra. Bei beiden Herstellern gibt es außerdem eine Erdgas-Prämie. Diese ist bei Seat mit 2.000 Euro allerdings höher als bei Skoda mit 1.000 Euro. Stichtag für das Einstreichen der Prämien ist wie bei VW und Audi der 31. Dezember diesen Jahres. (dpa/sp-x/se)
Rudi
Rudi
thomas
Lins
Peter
M. Lamer
autoandy
wallibelli
Thomas
Stefan G
Skandal
UE
Realist
Realist
Fisch
Realist
Rudi
UE
Fritz Wichmann
UE
Sascha
Realist
Detlef Rüdel