Volvos neuer deutscher Konzernchef Stefan Jacoby (52) will seinem früheren Arbeitgeber Volkswagen Kunden wegschnappen und setzt dabei vor allem auf kräftiges Wachstum in China. Der frühere VW-Spitzenmanager sagte am Mittwoch drei Tage nach seinem Amtsantritt in der Göteborger Zentrale: "Volvo wird in Zukunft definitiv wachsen."
Das Tor dafür hat der im August endgültig über die Bühne gebrachte Volvo-Verkauf vom US-Konzern Ford an den chinesischen Hersteller Geely für 1,5 Milliarden Euro geöffnet. Jacoby, noch bis Sommer Nordamerika-Chef für Volkswagen, sagte bei seinem ersten öffentlichen Auftritt in der neuen Rolle, Volvo müsse als "kleiner David" im Wettbewerb gegen Riesenkonzerne wie VW die größere Flexibilität mit schnellen Entscheidungswegen optimal nutzen. Großunternehmen seien demgegenüber mitunter "lahme Enten".
Volvo Cars war als Ford-Tochter Ende 2008 in die Verlustzone gerutscht und hatte vorher pro Jahr jeweils um 400.000 Autos für gehobene Ansprüche abgesetzt. Jacoby löste den bisherigen britischen Konzernchef Stephen Odell ab, der als Europachef zu Ford zurückkehrte. Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt meinte der Betriebswirt aus Hannover, er wolle sich noch nicht auf Zahlen bei seinen Zielen festlegen. Jacoby sagte: "Volvo hat aber sein Potenzial bisher nicht voll ausgeschöpft."
"Premium-Begriff intelligent umzusetzen"
Zu seinen ersten Prioritäten würden Überlegungen gehören, ob man Premium-Autos wie bisher ausschließlich über "reinen Luxus" definieren müsse. Vor allem für den Einstieg in den chinesischen Markt sei wichtig, "den Premium-Begriff intelligent umzusetzen", sagte Jacoby.
Als persönliche Lieblingsautos gab der Volvo-Chef die Produkte der VW-Tochter Bentley an. Auch der M5 vom direkten Konkurrenten BMW sei "fantastisch" und der Erfolg der Prius-Modelle von Toyota beispielhaft. Erst danach fiel Jacoby auch der Volvo-Klassiker Amazon ein. (dpa)
K. Wempe