Die IG Metall erwartet trotz der bislang schwachen Nachfrage einen schnelleren Umstieg auf reine Elektroautos – mit Auswirkungen auf die Beschäftigten in der Branche. Die Umstellung auf reine Elektroantriebe werde voraussichtlich wesentlicher schneller erfolgen als noch vor wenigen Jahren angenommen, sagte der Erste Vorsitzende der Gewerkschaft, Jörg Hofmann, der Deutschen Presse-Agentur. Man war zunächst von einer längeren Übergangszeit ausgegangen, in der viele Hybrid-Fahrzeuge mit zwei Antriebssträngen auf den Markt kommen sollten.
Im engen Kontakt mit den Herstellern sehe man das nun anders. "Wenn die Aussagen der Hersteller zutreffen, werden wir viel schneller in die Vollelektrifizierung gehen, und der Hybrid wird nur noch in der Premiumklasse weiterhin eine Rolle spielen. Das wirft für die Volumenhersteller ein ganz anderes Szenario auf", sagte Hofmann.
Man könne derzeit noch nicht sicher sagen, zu welchem Zeitpunkt welche Jobs wegfallen werden, sagte Hofmann. Von den rund 880.000 Beschäftigten der Autobauer seien rund 250.000 im Antriebsbereich tätig. Viele Beschäftigungsprobleme würden auch durch die demografische Entwicklung gelöst, wenn viele ältere Arbeitnehmer in den Ruhestand gingen. Es sei aber zwingend notwendig, die Übrigen für die neuen Tätigkeiten zu qualifizieren. "Es darf niemand unter die Räder kommen", sagte der Gewerkschaftschef.
Bereits heute müssten die Ausbildungsinhalte für Berufseinsteiger überprüft werden, sagte Hofmann. "Die Betriebe müssten seriös schauen, welche Bedarfe sie in zehn oder 15 Jahren haben. Die Debatte um die notwendigen Ausbildungen muss jetzt beginnen." Die breite duale Ausbildung bilde allerdings eine gute Grundlage auch für spätere Umorientierung. (dpa)
IB