Für Daimler ist es das Ende einer Ära: Der Autobauer hat seine verbliebenen Anteile an der Airbus-Mutter EADS verkauft. Wie der Dax-Konzern am Mittwoch in Stuttgart mitteilte, erlöste er damit rund 2,2 Milliarden Euro. Nach mehr als zwei Jahrzehnten steigen die Schwaben damit endgültig aus der Luft- und Raumfahrt aus. Der Verkaufspreis für die 61,1 Millionen Aktien lag bei 37,00 Euro pro Anteilsschein. EADS selbst kauft den Angaben zufolge 16 Millionen Aktien im Wert von 600 Millionen Euro. Daimler hatte bereits mehrfach angekündigt, sich auf das Kerngeschäft Autos konzentrieren zu wollen.
Daimler will die eingenommenen Milliarden für die Stärkung des Autogeschäfts nutzen, hatte Finanzchef Bodo Uebber schon am Vortag geschildert: "Wir werden den Erlös der Veräußerung in das globale Wachstum unserer Geschäftsfelder und den Ausbau unserer technologischen Spitzenposition investieren."
An der Börse profitierten zunächst auch die Daimler-Aktien vom Verkauf, später rutschten sie fast im Gleichklang mit dem Dax ins Minus. Darin spiegeln sich auch die Sorgen über den einbrechenden Automarkt in Europa wider. Für die Aktien des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns gab es am Mittwoch einen kräftigen Schub. Sie verteuerten sich im Tagesverlauf an der MDax-Spitze um 4,62 Prozent auf 38,92 Euro. Händler berichteten über ein großes Interesse an den EADS-Titeln am Markt.
Daimler hatte EADS 2000 mitgegründet, die Mobilität sollte sich auch auf die Lüfte erstrecken. Die Deutschen und Franzosen dominierten damals in einem gleichgewichtigen Aktionärspakt. Reibereien blieben nicht aus. Das Ende des Pakts im Dezember ermöglichte Daimler und dem französischen Lagardère-Konzern den vollständigen Ausstieg und soll EADS mehr Unabhängigkeit bringen. Künftig beschränkt sich der Anteil der drei Eignerstaaten Deutschland, Frankreich und Spanien auf 28 Prozent.
Daimler verschafft sich Luft
Das Geld verschafft Daimler derzeit etwas Luft: Zuletzt hatte nur der Verkauf von EADS-Anteilen den Konzern vor einem Gewinnrückgang bewahrt. In der vergangenen Woche hatte Daimler zudem angekündigt, wegen der Absatzkrise in Europa seine Gewinnziele für das laufende Jahr auf den Prüfstand zu stellen. Weil die Verkäufe auf dem Heimatkontinent schlechter laufen als erwartet, dürfte insbesondere das erste Quartal schwach ausfallen. Daimler will die Zahlen für die ersten drei Monate des Jahres in einer Woche bekanntgeben.
Im vergangenen Jahr floss dem Konzern aus dem Industriegeschäft unter dem Strich nur deswegen Bargeld zu, weil die Stuttgarter zuvor ein erstes milliardenschweres EADS-Aktienpaket losgeschlagen hatten.
Einen Schub erhofft sich der Autobauer derzeit von neuen Modellen wie der A- und E-Klasse. Besserung erwartet Konzern-Chef Dieter Zetsche in der zweiten Jahreshälfte. Der Autobauer will bis 2020 an seinen Konkurrenten BMW und Audi vorbeiziehen und wieder Nummer eins im Oberklasse-Segment werden. Vor allem in China haben die Schwaben derzeit allerdings Probleme, aufzuschließen. Auf dem wichtigen Wachstumsmarkt verkaufen die Erzrivalen aus Bayern nicht nur mehr Autos, sie verdienen auch besser daran. (dpa)