"Die New Mobility eröffnet gewaltige Möglichkeiten. Neue Technologien bieten die Chance, uns wirklich nachhaltig, emissionsarm und noch einmal wesentlich sicherer zu bewegen. Stichworte dazu sind der Green Deal oder Vision Zero – eine sichere Welt ohne Verletzte und Tote im Straßenverkehr. Damit dies alles funktioniert und all diese Ziele erreicht werden, dafür sorgt TÜV Süd mit seiner unabhängigen Expertise", sagte Fruth am Montag in München vor Journalisten.
Prüforganisationen beziehen angesichts des rasanten Mobilitätswandels gemeinsam Position und formulieren Forderungen, wie beispielsweise zu rechtlichen Rahmenbedingungen. Dazu gehört etwa der diskriminierungsfreie Zugang zu den Fahrzeugdaten wie auch die Software-Sicherheit und die Gestaltung der Hauptuntersuchung von morgen, so Fruth weiter. Übergeordnete Themen seien die ganzheitliche und unabhängige Prüfung moderner Fahrzeuge, die Digitalisierung und Vernetzung sowie der Schutz von Mensch und Umwelt.
Um weiterhin die verkehrsrechtlichen und sicherheitsrechtlichen Ziele des Gesetzgebers sicherstellen zu können, benötigen die Prüfgesellschaften einen diskriminierungsfreien Zugang zu den Fahrzeugdaten und, so dass die Mobilitätsdaten treuhänderisch beispielsweise in einem neutralen Trust-Center verwaltet werden können.
Fruth sieht die Cybersecurity dabei als Priorität: "Die sicherheitsrelevanten Fahrzeugdaten sind für die Prüforganisationen und die Sicherstellung der Fahrzeugüberwachung elementar wichtig, insbesondere in der zunehmenden c2c- und c2x-Kommunikation. Mit dem Wegfall der OBD-Schnittstelle muss der Zugang, beispielsweise über ein neutrales Trust-Center, für die Prüforganisation jederzeit gegeben sein."
HU wird sich verändern
Angesichts der New Mobility wird sich die Hauptuntersuchung an neue Technologien und Gegebenheiten anpassen. Dabei gehe es künftig darum, automatisierte Fahrsysteme zu überwachen. Eine zentrale Rolle werde auch die Überwachung der Software spielen. Die Aktualität genauso wie Software-Checks werden feste Bestandteile des Prüfkatalogs sein, erklärte der CEO.
Diese Komponenten sorgen für die funktionale Sicherheit der Fahrzeuge über den gesamten Lebenszyklus. Und zusätzlich dafür, dass stets alle geforderten Grenzwerte eingehalten werden, so Fruth weiter. Dies gelte besonders auch für die erweiterte Abgasuntersuchung von NOx und Partikeln, aber auch - wie sie die neue Euro-7-Verordnung vorsieht - für die Emissionen beispielsweise von Ammoniak, Methan, Formaldehyd oder Partikeln, die durch Reifen und Bremsenverschleiß entstehen.
Ebenfalls müsse auch die Sicherheit alternativer Antriebe wie BEV oder FCEV innerhalb der periodischen Untersuchung garantiert werden. Dazu gehöre die Sicherheit der Batteriezellen genauso wie die Prüfung aller wasserstoffführenden Leitungen und der Brennstoffzelle selbst. Fruth: "Pünktlich zur IAA hat TÜV Süd hier den Zuschlag für das bundesweite Förderprojekt Wasserstoff-Technologie-Anwenderzentrum (WTAZ) erhalten - als einzige unabhängige Prüfgesellschaft übrigens."
Nachhaltigkeit
Als einziger Prüfdienstleister verfüge TÜV Süd über ein globales Netzwerk von Prüflaboren für große Antriebsbatterien. Damit gehöre man europaweit zu den führenden Zertifizierern von Ladestationen und setzte sich seit Jahren für global einheitlich hohe Sicherheitsstandards in der Elektromobilität ein. Außerdem arbeite TÜV Süd an unterschiedlichen Verfahren zur Verbesserung der CO2-Bilanz batteriebetriebener Fahrzeuge.
Zudem arbeiten die TÜV Süd-Experten an SOH-Prüfungen. Die können den Zustand und den Wert einer Batterie bestimmen und damit das Remarketing von BEV ankurbeln – der Gebrauchtwagenmarkt bei Elektroautos ist immer noch vergleichsweise klein, erklärte Fruth. Die SOH-Prüfungen führen die Experten aktuell in einem ersten Pilotversuch durch. Je länger die Batterie im Einsatz ist, desto besser ist deren Umweltbilanz – das gilt auch für den möglichen Einsatz nach Verwendung im Auto. Die TÜV Süd-SOH-Prüfungen liefern auch hier sichere Angaben zum Batteriezustand.
Für die Erreichung der Klimaschutzziele spielt der Antrieb mit Wasserstoff eine wichtige Rolle. Das gilt für die Brennstoffzellen-Technologie, also den Einsatz im FCEV, genauso wie als Zuführung in den Ansaugtrakt von Dieselfahrzeugen – hier, um die CO2-Emissionen zu verringern. Die Experten von TÜV Süd begleiten die Entwicklung der Wasserstofftechnologie in Fahrzeugen bereits von Beginn an mit neutralen Sicherheitsbewertungen, Einzelzulassungen von Testfahrzeugen oder bei der Typgenehmigung.
Vertrauen und Sicherheit
Vertrauen und Sicherheit sind die Grundvoraussetzungen, damit die New Mobility schnell Realität wird. Dabei ist neben der Technik der Umgang mit den Mobilitätsdaten einer der zentralen Punkte. Diese Daten sind für viele Teilhabenden am Mobilitätsprozess interessant. Darum bieten sich die TÜV-Gesellschaften als neutrale Treuhänder an, um diese Daten zu verwalten. Alle Daten werden im sogenannten Trust-Center neutral gesammelt und auf Anforderung autorisierten Dritten, wie Mobilitätsdienstleistern, Werkstätten, den OEM und Versicherern, zur Verfügung gestellt. Fruth: "Die Fahrzeughalter können so ihre Mobilitätsdaten bedarfsgerecht kontrollieren und entscheiden selbst darüber, wer Einblick hat."
Digitalisierung
Mit einem dichten Netz an qualifizierten Schadengutachern und digitalen Steuerungstools ist TÜV Süd heute in der Lage, Gutachten bedarfsgerecht zu erstellen. Noch mehr Wert bieten Schadenmanager vor Ort, die sich mit einem umfangreichen Leistungsportfolio um alle Prozessschritte kümmern. Mit "Blue Button", einem Online-Portal fürs Schadenmanagement, kommen Kunden per Knopfdruck zum Schadengutachten.
Als Partner der Branche bietet TÜV Süd seinen Kunden insgesamt ein breites Spektrum an digitalen Dienstleistungen an. Weitere Beispiele sind "BlueNOW!", einer Vorabbewertung zum Beispiel für Leasingrückläufer, oder "Photo-Fairy", ein Bildertool für professionelle Gebrauchtwagenfotos, sowie DVS, die vollautomatisierte Durchfahrlösung für die Dokumentation des Fahrzeugzustands von Pkw bis hin zu schweren Lkw.
TÜV Süd arbeitet dabei mehr und mehr am Einsatz Künstlicher Intelligenz, um Prozesse weiter zu automatisieren und zu skalieren. Alles zusammen ermöglicht nicht nur die digitale Kontrolle über den Fahrzeugbestand, sondern trägt auch dazu bei, die Standzeiten bei Gebrauchtfahrzeugen zu verringern.
Von der konsequenten Digitalisierung profitieren auch die Kunden in den Service-Centern. So ist die Terminvergabe für die Hauptuntersuchung seit Jahren 24/7 online möglich. Und mit der Einführung des e-Payments am 1. September können Kunden auch kontaktlos und online bezahlen.
"Als international tätige Prüfgesellschaft und als Partner der Mobilitätsbranche haben wir alle zentralen Zukunftsthemen besetzt. Mit unserem Beitrag auf einer konzeptionell neu ausgerichteten IAA und weiterhin einer der größten Automobilmessen der Welt unterstreichen wir hier unseren Führungsanspruch", erklärte Fruth abschließend.