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Experte: Chinesischer Automarkt am Wendepunkt

06.07.2015 09:34 Uhr
Audi in China
Internethandel und konkurrenzfähige, lokale Anbieter fordern deutsche Autobauer auf dem chinesischen Markt heraus.
© Foto: Audi

China war über Jahre das Schlaraffenland für westliche Autobauer. Nun macht sich Ernüchterung breit: Die Verkäufe stagnieren oder sinken sogar. Zu allem Überfluss stellt das Internet vieles auf den Kopf.

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Der weltgrößte Automarkt China steht nach Einschätzung von Branchenexperte Stefan Bratzel an einer historischen Schwelle. "Dort befinden wir uns derzeit im Übergang von einem stark wachsenden zu einem sich zunehmend moderat entwickelnden Markt", sagte er der Deutschen Presse-Agentur nach einem längeren Aufenthalt im Reich der Mitte. Für die deutschen Autobauer Volkswagen, BMW und Daimler sei die geschäftliche Lage aktuell gleich mehrfach heikel. In ihrer Heimat profitieren Hersteller PS-starker Modelle derweil laut einer Studie weiter von den vergleichsweise niedrigen Spritpreisen.

Nicht nur das Ende der zweistelligen Wachstumsraten sorge bei den Autoverkäufen in China für neue Herausforderungen. Der dynamische Boom des Internets und seiner Geschäftsmodelle treffe die Anbieter.

"In China gibt es schon heute 650 Millionen Smartphone-Nutzer", sagte Bratzel. "Und ganz anders als etwa in Deutschland läuft bereits ein hoher Anteil der Verkaufsanbahnung in den Autohäusern über das Internet, bis hin zum Abschluss." Verkaufs- und Serviceangebote sowie taxiähnliche Online-Fahrdienste schössen durch die Decke.

"Das Internet durchdringt die Mobilitätswelt in China dynamischer als anderswo", sagte Bratzel. Hintergrund sei auch, dass Neuwagenkäufer bei den Premiumherstellern dort im Schnitt 36 Jahre alt seien – in Deutschland dagegen weit über 50 Jahre. Und noch immer seien gut zwei Drittel (68 Prozent) der Käufer eines Neuwagens in China Erstkäufer.

Bratzel sieht die deutschen Hersteller in Zugzwang. Nur gute Autos anzubieten und die Vertriebsnetze auszubauen, reiche nicht mehr. Beim Carsharing etwa müssten Angebote her. Volkswagen prüfe das bereits.

Günstige SUV gefragt

Das Wachstum der Mittelschicht in dem asiatischen Riesenreich sorge auch für eine Segmentverschiebung bei den nachgefragten Modellen. So stünden günstige Geländelimousinen (SUV) hoch im Kurs. Die aber hat beispielsweise China-Marktführer Volkswagen noch nicht im Angebot. Die Wolfsburger erleben in dem Land, wo sie gut ein Drittel aller Wagen absetzen, derzeit eine ungewohnte Flaute. So lag der konzernweite China-Absatz per Mai 1,1 Prozent unter Vorjahr.

Die im langjährigen Vergleich günstigen Spritpreise erhöhen in Deutschland den PS-Hunger der Autokäufer – ähnlich wie in den USA. "Gekauft werden vermehrt Fahrzeuge mit höherer Motorleistung, während alternative Antriebe wie Erd- oder Flüssiggas und Elektoantriebe zu 'Mauerblümchen' degenerieren", heißt es in einer Analyse des CAR-Centers der Universität Duisburg-Essen, die der "Welt am Sonntag" vorlag. Im Schnitt liege die Neuwagen-Motorenstärke bei 143 PS.

Heimische Hersteller konkurrenzfähiger

In China sei die Lage durchwachsen: "Es herrscht dort im Moment eine gewisse Ratlosigkeit", so Bratzel. "Die Frage ist, ob die Verkaufsrückgänge nur eine vorübergehende Delle sind." Zudem würden die chinesischen Hersteller konkurrenzfähiger. Auch die Vorgabe der kommunistischen Führung für ihre Kader, stärker Autos aus heimischer Produktion zu kaufen, belaste den Erfolg westlicher Luxusmarken wie Audi, BMW, Mercedes oder Porsche. (dpa)

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KOMMENTARE


M.Häcker

06.07.2015 - 09:54 Uhr

und jetzt sind alle total überrascht!?!


Michael Kühn

06.07.2015 - 12:10 Uhr

@ M.Häcker, sehr treffend, Ihre paar Worte. + "Wissmännchen" verglich doch allen Ernstes den deutschen mit dem chinesischen Markt in völliger Unkenntnis von den menthalen + kulturellen Gegebenheiten zwischen Deutschland + China. Ich hatte bereits seit einiger Zeit vor dem Ende des "Goldrausches gewarnt" ! - Ich hatte in Deutschland viele Kontakte über viele Jahre mit Chinesen, die bei uns leben, wie auch zu den Eltern, die in China leben. - Egal, ob wichtige Manager, oder einfache Mitarbeiter, wir hatten bei mir im Haus/Terasse viele private Grillevents im Sommer, mit lecker Essen, Reiswein u. deutschem Bier. Richtig ehrliche Gespräche in einem privaten Rahmen. Firmeninternas kamen auch beiläufig ins Gespräch. Bei einer großen chin.Firma konnte ich sinnvolle Anregungen für das Fuhrparkmanagement geben. Man lernte dort sehr schnell u. entwickelte sich hervorragend weiter. Vor einiger Zeit schrieb ich, "die Sahne ist bald abgeschöpft, und dann werden neue "Würfel" ins Spiel gebracht. Man sollte eben nicht ausschließlich auf Wunschdenken vertrauen... In diesem Sinne eine schöne Woche, MK


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