In Japan sind die Kleinsten traditionell die größten Verkaufserfolge, clevere Kei-Car-Minis passen einfach am besten in Metropolen und Megacitys. Auch Opels erster echter Miniflitzer, der 1982 vorgestellte Corsa (A), entpuppte sich als Bestseller – und meistverkaufte Opel-Modellreihe aller Zeiten. Versuchte der Corsa anfangs, mit Kanten das längst übervolle Kleinwagenfeld zu überholen, verpasste der japanische Designer Hideo Kodama dem knuffigen Blitz-Renner 1993 rundliches Biodesign, ähnlich wie es bereits Nippon-Kultmodelle à la Mazda 121 und Nissan Micra kennzeichnete. Allerdings ließ Kodama seinen Corsa (B) selbstbewusster wirken als die japanische Konkurrenz. In diesen ikonischen Konturen wurde der Opel nicht nur auf allen Kontinenten gebaut, er gewann 1998 sogar das Rennen um die Pole Position als global meistverkaufter Pkw – passend zu seinem italienischen Namen (Corsa = Rennen). Heute, nach sechs Generationen und 40 Jahren, steht der Corsa-Produktionszähler bereits bei über 14 Millionen Einheiten, die meisten davon aus den europäischen Werken Saragossa und Eisenach. Nicht einmal Opel Astra oder Kadett können diese Zahl toppen. Auch die Auszeichnung des traditionsreichsten Modellnamens im aktuellen Opel-Portfolio geht an den Corsa. Gleichzeitig gibt sich dieser zukunftsgewandt, wie der vollelektrische, erfolgreiche e-Corsa (F) zeigt.
An eine solche Laufbahn des Corsa war im Spätsommer 1982 nicht zu denken, damals als die ersten Exemplare des 3,62 Meter kurzen Dreitürers von den Bändern der eigens im spanischen Saragossa errichteten Fabrik rollten. Das weitgehend automatisierte Werk benötigte nur 10.000 Beschäftigte, um jährlich bis zu 300.000 Corsa auszuliefern und so Spanien als viertgrößte europäische Autonation zu verankern. Ein Platz, den bis dahin Großbritannien hielt, entsprechend vehement versuchten Gewerkschaften den Import des kleinsten Produkts des damaligen Opel/Vauxhall-Mutterkonzerns General Motors (GM) ins Inselreich zu verhindern. Auch in Deutschland hätten die Opelaner es begrüßt, wenn der Herausforderer von VW Polo, Ford Fiesta oder Fiat Uno in Rüsselheim oder Bochum gebaut worden wäre. Tatsächlich trafen die ersten Opel Corsa bzw. Vauxhall Nova nicht vor Frühjahr 1983 auf den Heimatmärkten der GM-Töchter mit Blitz- bzw. Griffin-Logo ein. Bis dahin hatte sich der Corsa aber in Südeuropa als neuer Favorit im kleinsten Familienauto-Segment etabliert, nicht zuletzt dank der nur dort populären, eigenwillig konturierten zweitürigen Stufenheckvariante Corsa TR.
Es waren nicht nur Vorzüge wie eine hohe Produktqualität und günstigere Preise als etwa bei Polo oder dem Peugeot 205, die den Corsa zum meistverkauften Opel-Modell aller Zeiten machten. Die Sympathien der "Ich-will-Spaß-Gesellschaft" der 1980er gewann das 735-Kilo-Leichtgewicht bereits vor Serienstart durch eine Spider-Studie, die Lust auf ein Revival der ausgestorbenen kleinen Roadster machte. Realität wurde der offene Opel dann durch Tuner wie Irmscher und Michalak, deren Spider-Umbauten überraschend viele Fans fanden. Aber auch geschlossen garantierte der Mini-Opel als Motorsport-Homologationsserie Corsa Sprint ein Dauergrinsen im Gesicht von Rennsportbegeisterten. Editionen wie Corsa Swing und Joy erreichten dagegen speziell die junge weibliche Käuferschaft, dazu passte 1988 die Sonderserie „Steffi-Special“, mit der die Tennis-Legende Steffi Graf das Jahr ihrer vielleicht größten Erfolge feierte. Sport und Corsa, diese Connection gewann fast immer. Der 1987 enthüllte Corsa GSi mit 74 kW / 100 PS zeigte in Sprintduellen den schärfsten Fiesta XR2 oder Metro MG seine kraftvoll ausgestellten Kotflügel und sogar die tierischen Comic-Helden Tom und Jerry vertrauten bei ihren mäuseflinken Duellen in fröhlichen Werbespots auf den agilen Kleinwagen.
Opel Corsa (A bis F) 40 Jahre
BildergalerieAndere abhängen, das gelang dem ersten Corsa seit 1985 auch mit optionalem fünftürigem Steil- oder viertürigem Stufenheck. Überhaupt zählte die Vielfalt der Karosseriekonzepte zu den Erfolgsgeheimissen des kleinsten GM-Produkts. Gab es da noch Steigerungen? Der Corsa (B) demonstrierte ab 1993, dass die Diversität bei einem Weltauto fast grenzenlos sein kann. Dieser in Rüsselsheim gezündete Blitz wurde auf fünf Kontinenten gebaut, kurzzeitig in einer Jahresproduktion von rund einer Million Einheiten. Möglich machten das Hideo Kodamas Bioformen, die Hatchback, Stufenheck, südamerikanischen Kombi, Pick-up, australisches Convertible und Cargo-Frachter schmückten; je nach Markt mit Logos von Opel, Buick, Chevrolet, Chevy, Holden, Jilin Jiangbei, Vauxhall und sogar Suzuki. Dazu passte das bunte Band der Modellnamen, die von Corsa über Vita, Lite, Sail, Meilu, Montana, Tornado, Celta, Prisma bis Monza reichten. Und dann gab es da seit 1994 noch das agile Sportcoupé Tigra sowie den Hochdachkombi Combo, Typen, für die der Corsa ebenfalls das technische Rückgrat lieferte. Während der 2+2-sitzige Tigra auch in Lateinamerika und Australien Karriere machte, reüssierte der Combo vor allem bei europäischen Handwerkern und Familien. Dagegen konnte Großbritanniens traditionelles Volksauto, der Ford Fiesta, den Thron des Verkaufschampions kaum gegen den charmanten Corsa (B) verteidigen. Sogar Queen Elizabeth wusste die Qualitäten dieses Opel zu schätzen, wie die TV-Werbung 1995 suggerierte. In diesem lustigen Spot nutzte ein Queen-Double den dynamischen Corsa für heimliche Fluchten aus royalen Pflichten.
Auch in dritter und vierter Generation bewahrte der Corsa (C/D) Sportsgeist, speziell als schickes Coupé-Cabriolet Tigra Twin Top (ab 2004) und als heißblütiges Kraftpaket Corsa OPC (ab 2007). So war es ein 141 kW / 192 PS leistender magmaroter OPC, der im Jahr 2007 zum 25. Geburtstag des Corsa als achtmillionstes Exemplar der Baureihe in Saragossa ausgeliefert wurde. Die Zehn-Millionen-Marke knackte der Knirps kurz danach, dann jedoch setzten neue Minis aus Japan und Korea den Opel massiv unter Druck. Eine schwierige Situation, aus der sich das Opel-Management längere Zeit nicht befreien konnte, wie der eher glanzlose, dafür umso beliebigere Corsa (E) ab 2014 vorführte.
Es war eine Ära, in der die Zukunft des Rüsselsheimer Autobauers insgesamt unklar war. Erst als die Hessen unters Dach des Stellantis-Konzerns zogen, konnte sich auch der Dauerbrenner Corsa neu erfinden. Mit dem Ampera zählte Opel zu den Pionieren im modernen E-Autoserienbau, aber erst mit dem sechsten Corsa (F) fand 2019 ein vollelektrischer kleiner Opel in die Großserie. Damit nicht genug, der aktuelle Corsa bewährt sich auch als heißester Blitz des elektrischen Rallyesports. Besser als der Corsa verkaufte sich im ersten Halbjahr 2022 nur ein europäischer Kleinwagen: der technisch verwandte Stellantis-Konzern-Kollege Peugeot 208. Die Hessen legen nach. Zum 40. Geburtstag gibt es eine Corsa-Jubel-Edition. Passend zum Geburtsjahr sind es nur 1.982 Exemplare, aber diese verschaffen auch den unlimitierten Varianten des Vizekönigs unter den Cityflitzern verstärkte Aufmerksamkeit.