Die BMW-Autohäuser geben für die drei Millionen BMW-Fahrer in Deutschland erst einmal Entwarnung: Obwohl die meisten Händler den vom Konzern vorgelegten neuen Vertrag ablehnen und der alte am Sonntag ausläuft, dürften sich die Folgen für Verkauf und Ersatzteilversorgung zunächst in Grenzen halten. "Die Kunden stehen am Montag nicht vor verschlossenen Türen, falls es am Wochenende zu keiner Einigung kommt", sagte Peter Reischer, Präsident des Verbands Deutscher BMW Vertragshändler (VDB), am Freitag.
"Für klassische Verschleißteile gibt es kein Problem", sagte Reisacher der Deutschen Presse-Agentur. "Bei uns liegen über 150 Millionen Ersatzteile vorrätig." Außerdem könnten die Händler auch passende Bauteile von Bosch oder anderen Zulieferern einbauen.
Auch beim Neuwagen-Verkauf "werden die Kunden die nächsten acht Wochen gar nichts merken", so Reisacher weiter. Die Händler hätten heute 20.000 bereits bezahlte Fahrzeuge im Wert von fast einer Milliarde Euro auf dem Hof stehen. Auch die bereits bestellten Fahrzeuge werde der Hersteller noch ausliefern.
BMW: "Werden eine Lösung finden"
Die alten Fünf-Jahres-Verträge des Konzerns mit den Händlern laufen am Sonntag aus, die von BMW vorgelegten neuen Vereinbarungen lehnen die Vertragshändler als unfair ab. Deshalb bestehe ab Montag keine Geschäftsgrundlage mehr, sagte Reisacher. Ein BMW-Sprecher erklärte: "Da werden wir eine Lösung finden."
Nur etwa zehn Händler fügten sich laut Reisacher dem "Joch" – aus Angst um ihre wirtschaftliche Existenz. Er rief BMW auf, zu verhandeln und die alten Verträge vorerst weiterlaufen zu lassen. BMW teilte mit, der neue Vertrag berücksichtige die Interessen beider Seiten. Außerhalb Deutschlands werde er positiv gesehen. Der VDB wirft dem Hersteller dagegen vor, den Partnern ohne Ausgleich mehr Kosten und Risiken aufzubürden. Hauptkritikpunkte sind die geplante Ausweitung des Direktvertriebs und die alleinige Hoheit über die Kundendaten.
Reisacher berichtete von breiter Solidarität für die Autohäuser: "Mitarbeiter der BMW AG aus dem Außendienst sowie viele Kunden unterstützen die Forderungen der Händler, über die Zusammenarbeit in der sich veränderten automobilen Zukunft partnerschaftlich zu verhandeln." Er rief BMW erneut dazu auf an, "endlich in Verhandlungen über eine für beide Seiten sinnvolle Lösung einzutreten".
Warnung vor leeren Versprechen
Mit Blick auf den Berliner Dieselgipfel warnte Reisacher BMW-Konzernchef Harald Krüger vor leeren Versprechen. "Wenn Software-Updates für ältere Dieselautos kommen, sollen wir sie ja in unseren Werkstätten machen", sagte der Händlervertreter. "Aber wenn wir keine Verträge mehr haben, kann Krüger seine Zusagen gegenüber Bundeskanzlerin Merkel gar nicht einhalten."
Krüger habe Merkel auch zugesagt, ein Netz von Ladesäulen für Elektroautos aufzubauen. Dazu habe BMW aber auch die selbstständigen Händler verpflichtet, "das haben wir bezahlt, nicht BMW", betonte Reisacher. Die 550 Betriebe der Vertragshändler stehen laut VDB für elf Milliarden Euro oder zwei Drittel des BMW-Umsatzes in Deutschland. BMW betreibt nach eigenen Angaben 49 eigene Autohäuser. (dpa/rp)
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