Die Auseinandersetzung zwischen BMW und seinen Händlern um die Vertriebs- und Serviceverträge spitzt sich zu. Der Verband Deutscher BMW Vertragshändler (VDB) hat am Mittwoch in München die Ablehnungsschreiben zum "Geschäftsmodell 2018+" an den Hersteller übergeben. BMW hatte den Partnerbetrieben am Montag eine letzte Frist zur Unterzeichnung der Vereinbarungen bis diesen Mittwoch gesetzt. Zuvor hatten die "Süddeutsche Zeitung" und die "Rheinische Post" über den eskalierenden Streit berichtet.
VDB-Präsident Peter Reisacher erklärte, er bedauere die Situation, die in den vergangenen Monaten zwischen den langjährigen Partner entstanden sei. "Nach reiflicher Überlegung sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass die neuen vertraglichen Regelungen in der vorliegenden Form in wesentlichen Punkten die berechtigten Interessen der Handels- und Serviceorganisation missachten und deshalb nicht unterschriftsreif sind", sagte der BMW-Händler aus Memmingen. Der Verband strebt an, die Zusammenarbeit auf der Basis des bestehenden Vertragswerkes "bis zum Abschluss von akzeptablen Verträgen" weiterlaufen zu lassen.
Bereits in der vergangenen Woche hatten die VDB-Mitglieder die vom Konzern vorgelegten Händler- und Serviceverträge "mit großer Mehrheit" im Rahmen einer Sondersitzung abgelehnt. Demnach sehen sie sich dadurch nicht nur im Vergleich zum Wettbewerb deutlich schlechter gestellt. Auch würden die neuen Verträge die Partnerbetriebe gegenüber den bestehenden Regelungen benachteiligen. Einer der Hauptkritikpunkte ist die von BMW geplante Ausweitung des Direktvertriebs (wir berichteten).
Durchschnittlich ein Prozent Händlerrendite
"BMW will die alleinige Hoheit über die Kundendaten, die bisher bei uns als Vertragspartner lagen", sagte Reisacher der Deutschen Presse-Agentur dpa. Der Konzern bürde den Händlern immer mehr auf. "Das können wir bei einer durchschnittlichen Rendite von rund einem Prozent nicht mehr schultern."
Der aktuelle Fünf-Jahres-Vertrag der BMW-Händler läuft am 30. September 2018 aus. Sollten die ab 1. Oktober geltenden, neuen Vereinbarungen nicht unterschrieben werde, bestünde also kein Vertragsverhältnis mehr. Theoretisch könnte der Autobauer dann sein deutsches Vertriebsnetz abschalten. Nach AUTOHAUS-Informationen rechnet der Handel aber nicht damit, dass BMW tatsächlich so weit gehen wird und die privaten Autohäuser keine Neufahrzeuge und keine Ersatzteile mehr bestellen können: "Es werden immer noch Autos gebaut, die verkauft werden müssen. Und das kann BMW nicht alleine", heißt es aus den Autohäusern.
Das deutsche BMW-Netz umfasst derzeit 550 eigenständige Vertriebs- und Servicebetriebe. 96 Prozent davon sind im VDB organisiert. Die Mitgliedsunternehmen beschäftigen nach Verbandsangaben 22.000 Mitarbeiter, verkaufen 125.000 neue BMW und Mini im Jahr und setzen elf Milliarden Euro um. Auch aus dieser starken Position heraus setzt der Verband auf neue Gespräche mit dem Hersteller. "Wir erwarten, dass der Hersteller mit uns partnerschaftlich über alle die Zukunft betreffenden Geschäftsbereiche der automobilen Welt verhandelt", betonte Reisacher.
Ob es weitere Verhandlungen über den Vertragsentwurf geben wird, ist aber mehr als fraglich. Der Münchner Autobauer teilte am Mittwoch mit, er habe den europäischen Händlern "eine vertragliche Grundlage für die nächsten fünf Jahre vorgelegt, die die Interessen des Handels und des Herstellers gleichermaßen berücksichtigt". Die Bereitschaft zur Erneuerung sei unabdingbar. Außerhalb Deutschlands würden die neuen Händlerverträge positiv gesehen und seien "bereits weitestgehend unterzeichnet". (rp/dp/dpa)
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