Von Bernd Dohrmann
Das Votum ist eindeutig: Bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung des Verbands der Fiat Konzern-Händler und -Servicebetriebe Deutschlands hat sich die große Mehrheit der Teilnehmer gegen die vom Importeur vorgelegten Vertriebs- und Serviceverträge ausgesprochen. 87,6 Prozent der 300 Verbandsmitglieder sehen die Entwürfe als "nicht akzeptabel" an. Für 7,4 Prozent ist nur der präsentierte Service-Vertrag annehmbar, lediglich 2,2 Prozent der anwesenden Händler würden beide Verträge unterschreiben. Der Verbandsvorsitzende Wilfried Blöbaum zeigte sich am Mittwoch in Frankfurt über die Angebote empört: "So etwas habe ich mit Fiat noch nicht erlebt."
Im Februar 2014 hatte die Fiat Group Automobiles Germany AG (FGA) ihre Entwürfe für neue Verträge mit den Handels- und Servicepartnern vorgelegt. Ziel dieser Maßnahme sind unter anderem ein einheitlicher Auftritt des Netzes sowie mehr Orientierung an den Kundenerwartungen. Seitdem herrscht Streit zwischen den beiden Lagern.
Neue Verträge derzeit nur für Fiat-Pkw und Transporter
Die neuen Verträge sollen bis Ende März 2015 unterschrieben sein und betreffen ausschließlich die Marken Fiat Pkw und Professional (Transporter). Für die gekündigten Händler gibt es bei Alfa Romeo und Fiat einen "Letter of Intent“ für einen neuen Vertrag, zu einem eventuellen Ausgleichanspruch liegen noch keine Informationen vor. Die anwesenden Fiat-Partner fürchten daher, dass ihnen die "Kalkulationsgrundlage entzogen" werde.
Auch ZDK-Vizepräsident Ulrich Fromme zeigte sich erstaunt: "Dieser Umgang mit den Partnern ist mir neu. Gemeinsames Ziel müssen Verträge sein, mit denen man Geld verdienen kann." Er empfahl den Kfz-Unternehmern, den vorgelegten Vertragsentwurf in dieser Form nicht zu unterschreiben: "Es ist wichtig, mit dem Hersteller zu reden. Eine lebenslange Bindung an die Marke ist nur möglich, wenn man auch davon leben kann. Die Belastungen für die Partner werden höher, während die Erträge sinken."
Wie sehen die Vertriebsstandards künftig aus?
Verbandsanwalt Christian Genzow wollte den Fiat-Partnern derzeit nicht zu einer Unterzeichnung des neuen Vertrags raten. Er vermisse Informationen zu den neuen Vertriebsstandards: "Die Margen sollen aufgeweicht werden." Die im Vertragsentwurf enthaltene Klausel, dass Grund- und Leistungsrabatte bei Modelländerungen geändert werden können, wurde von den Verbandsmitgliedern scharf kritisiert.
Auch die Ankündigung des Herstellers, künftig mit dem EU-Händlerverband zu verhandeln, erachtet Genzow als problematisch: "Die deutschen Händler haben andere Verträge." In den Änderungen des Margensystem sieht der Experte die Gefahr, dass "die Kalkulationsgrundlage für den Vertrieb entfällt. Bei jeder Neuheit kann Fiat Grund- und Leistungsrabatte ändern." Die vorgesehenen Änderungen von Margenelemente in (meist) volumenabhängige Boni, die eine "freiwillige Leistung des Importeurs" darstellen, erschwerten zudem die künftige Arbeit der Partner.
"Zusammenhalt ist ausschlaggebend"
Skepsis herrscht auch bei Verbands-Geschäftsführerin Antje Woltermann (ZDK): "Das Fiat-Angebot ist schwer zu kalkulieren." Karl Kleba, stellvertretender Vorsitzender des Verbands, sagte zu den weiteren Schritten: "Wir setzen uns für das ein, was Sie wollen. Der Zusammenhalt ist ausschlaggebend." Dem Votum der Versammlung entsprechend wird der Verbandsvorstand erneut versuchen, "vernünftige Verträge und Konditionen zu vereinbaren". Die Händler haben angekündigt, die neuen Verträge solange nicht zu unterzeichnen, bis Verband und Fiat wieder verhandeln. (bd)