AUTOHAUS Zulassungsprognose 2024/2025: Moderate Erholung

Der deutsche Pkw-Markt schwächelt schon seit einigen Jahren. Die Pkw-Neuzulassungen sind von einem durchschnittlichen Niveau von 3,4 Millionen (2015 - 2019) auf ein durchschnittliches Niveau von 2,8 Millionen Pkw (2020 - 2024) gefallen. Der starke Rückgang der Pkw-Nachfrageentwicklung ist vor allem auf das schwächere wirtschaftliche Umfeld zurückzuführen. Mehrere Faktoren haben das Wirtschaftswachstum in Deutschland gedämpft. Zunächst sorgte die Corona-Pandemie für einen starken Einbruch der Wirtschaft und führte zu Lieferkettenproblemen, insbesondere bei Halbleitern, die die Automobilindustrie stark trafen. Anschließend belastete der Krieg in der Ukraine die Märkte, was zu steigenden Energiepreisen führte. Die daraus resultierende Inflation bewirkte einen deutlichen Anstieg der Zinsen. Zusätzlich belasten immer mehr strukturelle Herausforderungen die deutsche Wirtschaft: Dekarbonisierung, Digitalisierung, demografischer Wandel und der Wettbewerb mit China. Aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen halten sich Verbraucher mit ihren Konsumausgaben und Unternehmen mit ihren Investitionen zurück. Dies führt in diesem Jahr zu einem negativen Wachstum der deutschen Wirtschaft von minus 0,1 Prozent. Privatmarkt: Niedriges Niveau Die schwächelnde Wirtschaft macht sich auch auf dem Automobilmarkt bemerkbar. Die Pkw-Neuzulassungen werden in diesem Jahr nur ein Niveau von 2,8 Millionen Pkw erreichen. Damit werden minus 1,6 Prozent weniger Fahrzeuge zugelassen als im letzten Jahr. Der Privatmarkt wird aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nochmals rückläufig sein und nur ein Volumen von 910.000 Pkw erreichen. Das ist das niedrigste Niveau seit der Wiedervereinigung. Der Flottenmarkt wird nach dem starken Zuwachs im letzten Jahr, der aus dem hohen Nachholbedarf resultierte, sinken. Die Unternehmen werden aufgrund der schwachen Wirtschaftsentwicklung ihre Investitionstätigkeit und damit auch ihre Fuhrparkerneuerung bzw. -erweiterung einschränken. Stark wachsen werden die Zulassungen des Handels. Dieser WZG wurde in den letzten Jahren aufgrund fehlender Fahrzeuge nicht bedient. Da sich die Lieferfähigkeit wieder verbessert hat und die Privatnachfrage schwach ist, werden Händler wieder über diesen WZG verstärkt junge Gebrauchte anbieten. Auch im Vermieterbereich gibt es einen Zuwachs der Neuzulassungen. Im Vermietergeschäft ist noch ein starker Nachholbedarf erkennbar, da die Neuzulassungen in diesem Kanal in den letzten Jahren aufgrund der beschränkten Reisetätigkeit durch Corona und aufgrund des knappen Angebots rückläufig waren. Moderate Erholung der Wirtschaft Eine starke Erholung der deutschen Wirtschaft wird im nächsten Jahr nicht möglich sein, da bestehende Hemmnisse nur langsam nachlassen. Eine moderate Erholung wird vor allem durch höheren privaten Konsum, gestützt durch steigende Realeinkommen, und eine leichte Belebung des Außenhandels, insbesondere in Europa, getragen. Günstigere Finanzierungsbedingungen fördern Investitionen, während die restriktive Finanzpolitik nur einen geringen Impuls bietet. Die Inflation dürfte nahe dem EZB-Ziel liegen und die Kaufkraft stärken. Die Arbeitslosenquote bleibt stabil. Die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der Vereinigten Staaten bedeutet für europäische Unternehmen eine erhebliche handelspolitische und geopolitische Unsicherheit und kann sich negativ auf das Wachstum der Wirtschaft auswirken. Das Aus der Ampel-Regierung und die damit verbundene Unsicherheit über die zukünftige Regierung wird auch Unternehmen und Verbraucher vor den Neuwahlen verunsichern und Kauf- und Investitionsentscheidungen hinauszögern. Pkw-Neuzulassungen wachsen 2025 Das durchschnittliche Neuzulassungsniveau der letzten fünf Jahre liegt mit 2,8 Millionen Pkw deutlich unter dem langfristigen Nachfragetrend. Damit hat sich ein latenter Ersatzbedarf aufgebaut, der sich realisiert, wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessern. Dies wird, wenn auch nur in einem geringen Maße, im nächsten Jahr geschehen. Die Investitionen der Unternehmen werden wieder steigen, die real verfügbaren Einkommen ebenfalls und die Finanzierungsbedingungen verbessern sich. Der Erdölpreis wird im nächsten Jahr sinken und damit die Kraftstoffkosten, die etwa weniger stark zurückgehen, da die CO2-Bepreisung ab Anfang des nächsten Jahres wieder steigen wird. Der Rückgang beim Ölpreis spiegelt den langfristigen Trend wider: Zum einen zeigt sich, dass das Wachstum der weltweiten Ölnachfrage kleiner wird und die Ölintensität des globalen BIP zurückgeht. Zum Zweiten diversifiziert sich das weltweite Ölangebot weiter, wobei der Marktanteil der Nicht-OPEC+-Produzenten allmählich steigt. Die verschärften CO2-Grenzwerte ab 2025 von 93,6 g/km (derzeit 115,1 g/km) werden den Markt negativ beeinflussen. Die Hersteller werden gezwungen sein, ihr Angebot an batterieelektrischen Fahrzeugen zu erhöhen, um hohe Geldbußen zu vermeiden. Da die batterieelektrischen Fahrzeuge immer noch teurer sind als Verbrennerfahrzeuge, wird dies die Gesamtnachfrage schwächen. Aufgrund dieser Prognoseannahmen ist mit einem Anstieg der Pkw-Nachfrage im nächsten Jahr um 2,1 Prozent auf 2,86 Millionen Pkw zu rechnen. Wachsen werden sowohl der Privatmarkt (steigende Realeinkommen, teilweise Realisierung des latenten Ersatzbedarfs) wie auch der Flottenmarkt (verbesserte Umsatz- und Ertragsaussichten und günstigere Finanzierungsbedingungen). Ebenfalls steigen werden die taktischen Neuzulassungen. Es ist davon auszugehen, dass die Hersteller verstärkt diese Vertriebskanäle nutzen werden, um die verschärften CO2-Ziele zu erreichen. 2024: Deutlicher Rückgang der BEVs Der Auslauf der Förderung von BEVs ab 2024 hat zu verstärkten Neuzulassungen von BEVs im Dezember 2023 geführt. Dies hat zu einem entsprechenden negativen Ausgleich zu Anfang des Jahres 2024 und zu einer schwächeren Nachfrage im weiteren Verlauf des Jahres geführt. Das im März verabschiedete Wachstumschancengesetz der Bundesregierung beinhaltet unter anderem eine Erhöhung der Bruttopreisgrenze für BEVs auf 95.000 Euro, um den verminderten Steuersatz für die Privatnutzung von 0,25 Prozent in Anspruch nehmen zu können. Dies hat bisher den Markt nicht stark positiv beeinflusst. Positive, aber begrenzt wirkende Impulse kommen von den zahlreichen Neueinführungen von batterieelektrischen Fahrzeugen. Laut KBA-Statistik sind bis einschl. Oktober etwa 30 neue BEVs auf den Markt gekommen. Etwa zwei Drittel der neu auf dem Markt gekommenen Fahrzeuge haben in den ersten zehn Monaten nicht einmal 100 Neuzulassungen erreicht. Vier Modelle erreichten in dem Zeitraum Neuzulassungen von über 1.000 Einheiten. Kein neues BEV-Modell hat die Marke von 2.000 Neuzulassungen überschritten. Da das Angebot an preisgünstigen BEVs noch nicht ausreichend ist (nur 15 Modellvarianten haben einen Basispreis unter 30.000 Euro), wird die preissensible Nachfrage weiterhin sparsame Benziner kaufen. Aufgrund des prognostizierten Rückgangs des Flottenmarktes werden die Diesel-Neuzulassungen sinken. Die Nachfrage nach PHEVs steigt in diesem Jahr. Jedoch war das letzte Jahr besonders schwach, da die Förderung von PHEVs Ende 2022 auslief. Es gibt 2024 ein weiteres deutliches Wachstum der Full-Hybride. Das potenzielle Mengenwachstum bleibt aber aufgrund des begrenzten Angebots gering. 2025: Deutlicher Anstieg der BEVs Die verschärften CO2-Grenzwerte ab 2025 von 93,6 g/km im Vergleich zu derzeit 115,1 g/km werden den Marktanteil der BEVs deutlich steigen lassen. Die Hersteller werden ihr Angebot an batterieelektrischen Fahrzeugen erhöhen und in den Markt bringen, um hohe Geldbußen zu vermeiden. Es werden zahlreiche Neuerscheinungen kommen, auch in Preissegmenten unterhalb 30.000 Euro. Um die Preisattraktivität der BEVs gegenüber Verbrennern zu steigern, haben Hersteller wie etwa VW und Audi angekündigt, die Preise für Verbrennerfahrzeuge zu erhöhen und Rabatte für BEVs zu geben. Die Hersteller werden auch verstärkt PHEVs anbieten, da diese auch zur Reduzierung ihres CO2-Flottenausstoßes beitragen. Die aktuell bestehenden Fördermaßnahmen, wie die Regelung für die private Nutzung von Firmenwagen und die Steuerbefreiung von BEV-Fahrzeugen, bleiben bestehen, neue Fördermaßnahmen kommen nicht hinzu.

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