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Opel, EU-Regeln, US-Autos: Was der Stellantis-Europachef plant

08.04.2025 14:43 Uhr | Lesezeit: 5 min
Jean Philippe Imparato
Jean-Philippe Imparato ist Europachef von Stellantis
© Foto: Stellantis

Flexibel bleiben und auf die Dauer E-Autos verkaufen. So könnte man die Pläne von Stellantis beschreiben. Wir sprachen mit Jean-Philippe Imparato, dem Europa-Chef des Riesenkonzerns.

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Der weltweit viergrößte Autohersteller heißt Stellantis. 15 Marken aus mehreren Ländern gehören zur Familie. Auf keinem der Modelle ist jedoch der Name Stellantis zu finden. Kein Wunder also, dass der Firmenname noch nicht sehr geläufig ist. Schließlich wurde das Unternehmen erst 2021 gegründet. Die Kunden kennen und lieben ihre Autos eher als Peugeot, Citroën, Opel, Alfa Romeo oder Fiat. Auch Jeep oder Maserati gehören zur Familie.

Seit letztem Jahr ist Jean-Philippe Imparato (56) der neue Europa-Chef von Stellantis. Er gehört zu einem Team, das den neuen Vorstandschef finden soll. Und das in harten Zeiten für einen Autokonzern dieser Größe: Unklarheit über die Politik der EU, wenn es um Verbrennermotoren und E-Autos geht, Zölle durch die USA und natürlich auch die weltweiten Krisen und Kriege.

Emissionen: "Im Moment hat die EU die Werte etwas entschärft"

Recht gelassen sieht der Franzose die Situation seines Unternehmens, wenn die CO2-Grenzen für Verbrennerautos in Kraft treten, Hier geht sein Blick auf Durchschnittswerte der zulässigen Flottenemission in den Jahren 2025-2027, wobei ein zu hoher Wert in diesem Jahr in den beiden folgenden verrechnet werden kann.

"Das verändert nicht mein Leben", sagt Imparato. "Im Moment hat die EU die Werte etwas entschärft, aber nicht die Regeln geändert. Für uns bedeutet das, dass die eigentliche Herausforderung für die Unternehmen noch bevorsteht. Wir werden von drohenden Strafen herausgefordert sein, was keine gute Nachricht ist."

Stellantis ist mit vielen verschiedenen Modellen unterwegs, großen und kleineren Fahrzeugen, klassischen Verbrennern und E-Autos. Nutzt das dem Unternehmen oder ist diese Vielfalt eher ein Nachteil? "Eher ein Vorteil", sagt Imperato. "Dieser Modellmix erlaubt uns, verschiedene Preissegmente abzudecken. Sorgen machen mir aber die unterschiedlichen Regularien in den einzelnen europäischen Ländern. Ich kann einen Opel in manchen Märkten nicht verkaufen oder keinen Citroën im anderen Land. Gleichzeitig sehen wir, dass unsere neuen Modelle wie Citroën C3 Aircross, Opel Frontera oder Fiat Grande Panda es mehr Kunden ermöglichen, ein bezahlbares E-Auto zu kaufen."

Doch Jean-Philippe Imparato schränkt gleichzeitig ein und kommt wieder auf die Rolle der EU: "Ich bin viel herumgereist, habe Kunden und unsere Verkäufer getroffen. Ich habe dabei erfahren, dass sich die Menschen mit all den Fragen über die künftige Mobilität alleingelassen fühlen. Sie wissen einfach nicht, in welche Richtung künftige Regulationen gehen werden. Soll ich einen vollelektrischen BEV kaufen, oder doch lieber einen Plug-In-Hybrid, einen Mild-Hybrid oder Vollhybrid?

Wir können den Kunden nur raten, sich nicht um mögliche Regulationen zu kümmern, weil die sich jeden Moment wieder ändern können. Wer auf die letzte finale Version eines Gesetzes warten will, muss sein Auto im Jahr 2050 bestellen. Deshalb haben wir so viele Leasing-Kunden, die sich um all dies keine Sorgen machen wollen."


Peugeot E-5008 Test (2024)

Peugeot E-5008 Test (2024) Bildergalerie

Und wenn die endgültigen Grenzwerte doch in naher Zukunft auf dem Tisch liegen, baut Stellantis auf sein Portfolio an Null-Emission-Modellen, also auf batterieelektrische Modelle. "In dieser Übergangsphase können unsere Kunden entscheiden, ob sie auf rein elektrische Fahrzeuge umsteigen wollen oder nicht. In unserem Rüsselsheimer Zentrum trainieren wir gerade unsere Mitarbeiter in allen Fragen rund um die Batterie-Technik, gleichzeitig bereiten wir unser gesamtes Händlernetz auf das Verschwinden des Verbrennermotors vor. Und das, während wir zudem an der nötigen speziellen Software arbeiten, deren Vernetzung, Funktion und Bedienbarkeit genauso wichtig ist."

Stellantis: Was ist mit US-Modellen?

Der Riesenkonzern hat vor allem in den USA große Modelle wie von Ram oder Jeep im Programm. Der Europa-Chef, in seiner Funktion nur am Rande zuständig für die US-Modelle, glaubt an ein Überleben hubraumstarker Modelle, bereitet sich aber dennoch auf das E-Zeitalter auch in den USA vor. "Wir können auf die Wünsche der Kunden reagieren", beruhigt Imparato.

"Wollen sie Achtzylinder unter der Haube oder doch lieber elektrisch fahren? Die gegenwärtige US-Administration sagt klar, dass wir weiter Achtzylinder einbauen können. Aber es wird auch Elektromodelle geben, von Ram und auch Jeep. Ich wäre sehr glücklich, wenn wir diese auch nach Europa exportieren könnten."

"Opel hat aktuell mehr Aufträge als im letzten Quartal"

Zurück nach Deutschland, zu Opel, der einzigen deutschen Marke im Stellantis-Stall. Ist der Chef zufrieden mit seiner deutschen Tochter? Imparato schmunzelt und verteilt Fleißkärtchen. "Opel hat aktuell mehr Aufträge als im letzten Quartal, sechs Prozent Marktanteil und hat seinen Lagerbestand stark abgebaut. In den nächsten Monaten werden wir große Premieren feiern, und der Mix beim  E-Auto-ist perfekt. Eine gute Nachricht: Opel hilft Stellantis, ist also ein elementarer Teil des Konzerns, ist einer der drei tragenden Säulen von Stellantis in Europa. Unsere Aufgabe - auch bei Opel - bleibt, den industriellen Fußabdruck in der Produktion zu verkleinern."


Opel Mokka Test (2025)

Opel Mokka (2025) Bildergalerie

Stellantis: "Opel mus klar deutsche DNA pflegen"

Weil die einzelnen Modelle von Stellantis in einigen Bereichen einander recht ähnlich sind und auch die gleichen Kunden ansprechen, will der Europa-Chef künftig für mehr Abgrenzung untereinander sorgen. Und dabei auch die Landkarte im Blick behalten. "Wir müssen weiter dafür sorgen, dass die einzelnen Produkte ihre eigene Identität entwickeln und dabei auch die Unterschiede zu den chinesischen Wettbewerbern klarstellen. So muss Opel klar die deutsche DNA pflegen, Peugeot das gleiche für Frankreich leisten, Fiat für Italien, Citroën für Frankreich und Spanien. Jede Marke braucht also ihr eigenes Territorium."

Dabei sollen die Marken nicht voneinander abgekoppelt werden, müssen aber ihr eigenes Profil schärfen. "Für Opel bedeutet das auch, dass wir England stärker ins Visier nehmen und die Marke auch in Polen oder der Türkei stärken. Alle gehören zum Opel-Territorium. Und haben eine große Zukunft."

Stellantis: Das ist mit Alfa geplant

In einer anderen Liga im hauseigenen Wettbewerb spielt die sportlich orientierte Marke Alfa Romeo. Hier war Jean-Philippe Imparato jahrelang Chef, bis er nach der Premiere der kompakten Alfa Junior in seinen neuen Job als Gesamtchef aller Marken für Europa wechselte. Die Traditionsfirma aus Mailand Turin darf weiterhin auf Verbrennermotoren setzen. Imparato zählt auf:"

Dazu gehören neben dem Junior und dem Tonale auch die nächsten Generationen von: Stelvio und Giulia. Für letztere wird der Schwerpunkt auf rein elektrischem Antrieb liegen. Parallel dazu können Hybrid-Varianten bestellt werden, die uns das nötige Verkaufsvolumen für die Baureihe sicherstellen sollen. Ähnliches gilt auch für das Einstiegsmodell Junior, dessen E-Version sehr positiv aufgenommen wurde."


Alfa Romeo Junior Ibrida Q4

Alfa Romeo Junior stehend von schräg vorn fotografiert mit Weinbergen im Hintergrund Bildergalerie

Top-Marke der Riesenfirma ist Maserati. Ein Zukunftsschritt sollte hier das Angebot eines elektrischen Luxus-Sportwagens sein. Imparato verrät: "Im Moment stellen wir gerade einen Produkt-Plan für Maserati auf, der Mitte des Jahres präsentiert wird. Dabei müssen wir fundamentale Fragen beantworten. Was ist die Position von Maserati in der Zukunft? Sind wir mit Elektro, diversen Hybrid-Versionen unterwegs, wird es weiterhin Sechs- und Achtzylinder geben? Noch reden wir nicht über die Antworten. Also noch etwas Geduld."


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