Dass es mit der Elektromobilität nur schleppend voran geht, ist ja nichts Neues. Dass sich aber auch die Gewerbetreibenden so zurückhalten, überrascht dann doch. Dabei bauen viele Unternehmen eigene Ladeparks auf und ermöglichen es Mitarbeitern, Firmenwagen auf Geschäftskosten sogar zuhause an die Steckdose anzuschließen. Pkw sind jedoch nicht das Problem, die werden gerne bestellt, schon wegen der ermäßigten Dienstwagensteuer.
Der Absatz von Elektro-Transportern kommt dagegen nicht in Fahrt, trotz der breiten Auswahl an Modellen. Obwohl fast alle Liefer- und Kastenwagen mit E-Antrieb erhältlich sind, dieseln Handwerker, Bauarbeiter und Paketdienste munter weiter mit Verbrennern durch die Städte.
Ford: "Klare Positionierung zur Elektro-Mobilität"
Das mag an den höheren Anschaffungskosten liegen, Gewerbetreibende reagieren da besonders sensibel, oder auch an den politischen Rahmenbedingungen. Das ewige Hin und Her missfällt auch den Herstellern. "Von der Politik erwarten wir eine klare Positionierung zur Elektromobilität, also, dass am bereits auf EU-Ebene beschlossenen Verbrenner-Aus festgehalten wird", fordert Claudia Vogt, Direktorin von Ford Pro für den DACH-Raum. Obwohl Ford Marktführer im Bereich der kleinen Nutzfahrzeuge ist, kam die Marke im vergangenen Jahr nicht über einen Elektroanteil von fünf Prozent hinaus.
Für die nächsten Monate erwartet Vogt aber einen deutlichen Schub. Denn mit dem Lieferwagen E-Transit Courier hat Ford nun auch das kleinste Modell und damit die gesamte Transit-Modellpalette elektrifiziert. Außerdem will Ford Unternehmen künftig noch stärker beim Aufbau einer eigenen Ladeinfrastruktur auf dem Betriebshof unterstützen.
Ford Transit Custom Test (2025)

Von Finanzierung bis Telematik soll ein ganzer Kosmos an Dienstleistungen Gewerbekunden den Umstieg in die E-Mobilität an erleichtern. So lassen sich beispielsweise alle Fahrzeuge über eine serienmäßige Schnittstelle im Flottenmanagementsystem Ford Pro Telematics steuern. Damit kann der Chef vom Büro aus jederzeit Ladestand und Reichweite sämtlicher Fahrzeuge auslesen und im Notfall die Touren der Kollegen anpassen.
Plug-in für Ford Connect und Custom
Unternehmen, die weiterhin zögern, sollen jetzt mit dem Plug-in-Antrieb geködert werden. Connect und Custom, die beiden mittleren der aus vier Modellen bestehenden Transit-Familie, bekommen diese Kombination aus Benzin- und Elektroantrieb. Zur Orientierung: Connect entspricht von Größe und Technik dem VW Caddy. Der größere Custom ist das Schwestermodell des VW Transporters.
Der Antrieb der beiden Modelle unterscheidet sich aber deutlich. Der kleinere Transit Connect PHEV mit bis zu 3,7 Kubikmetern Laderaum kombiniert einen 85 kW / 116 PS starken 1,5-Litermotor mit einem E-Motor, von dem Ford die Leistung nicht verrät. Sie reicht aber, um im Alltag bis über 100 km/h selbst beladen fast immer ohne die Hilfe des Verbrenners zu fahren. Zügelt der Fahrer seinen Gasfuß, bleibt der Connect auch auf steilen Straßen im E-Modus.
Ford E-Transit Courier

Der knapp 20 kWh große Akku muss nach 119 Kilometern an die Steckdose, wo er mit bis zu 40 kW lädt. Damit richtet sich der Lieferwagen vorwiegend an Unternehmen, deren Autos einen größeren Einsatzradius haben. Die Technik hat allerdings ihren Preis: Der PHEV kostet mindestens 40.876 Euro inklusive Mehrwertsteuer, gut 6.000 Euro mehr als der vergleichbare Diesel mit 122 PS Leistung und Automatikgetriebe.
Ford führt eine variable Version des Connect ein
Zusätzlich führt Ford eine variable Version des Connect ein. Im FlexCab lässt sich die Rückbank aufstellen nach vorne klappen. Mit einem Handgriff wird aus dem Fünf- ein Zweisitzer mit riesigem Laderaum. Das macht das Modell auch für private Kunden interessant, denn ins 1,87 Meter lange Heckabteil passen beispielsweise zwei Fahrräder. Und Campingfreunde können hier auch gut die eine oder andere Nacht verbringen.
Mit bis zu 6,8 Kubikmetern Ladevolumen ist der Transit Custom deutlich größer. Entsprechend kraftvoll hat Ford den Antrieb ausgelegt. Den 112 kW / 152 PS starken Vierzylinder mit 2,5 Liter Hubraum kennt man bereits aus dem Ford Kuga. Wie im kompakten SUV ist er im Transporter mit einem 97 kW / 132 PS starken E-Motor gekoppelt. Zusammen schicken sie 172 kW / 232 PS an die Vorderräder. Im Gegensatz zum langstreckentauglichen Connect PHEV sieht Ford das Revier des ab 53.074 Euro teuren Transit Custom PHEV eher im urbanen Raum. Denn seine Batterie kommt nur auf knapp 12 kWh, die für kaum mehr als 50 elektrische Kilometer gut sind.
Ford Transit Custom / Ranger MS-RT-Edition

Beide Plug-in-Modelle sind auch bei den baugleichen Schwestermodellen Caddy und Transporter von VW erhältlich. Noch sind die beiden Marken mit ihren PHEV Vorreiter im Nutzfahrzeuggeschäft. Doch es ist absehbar, dass die Konkurrenz nachzieht. Das könnte der E-Mobilität bei leichten Nutzfahrzeugen dann doch den entscheidenden Schub geben.