Im Großraum Stuttgart soll ein Qualifizierungs- und Innovationsstandort für das regionale Kfz-Gewerbe entstehen. Der Lenkungskreis des "Transformationsrats Automobilwirtschaft" in Baden-Württemberg hat jetzt unter der Leitung von Wirtschafts- und Arbeitsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut die sogenannte "Zukunftswerkstatt 4.0" auf dem Weg gebracht. Das Bundesland fördere das Projekt mit 700.000 Euro, teilte das verantwortliche Institut für Automobilwirtschaft (IfA) an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Geislingen mit.
Die Zukunftswerksatt soll dem kleinbetrieblich strukturierten Kfz-Gewerbe helfen, den hohen Veränderungsdruck in der Branche zu meistern und die Beschäftigung langfristig abzusichern. Sie werde "Innovationsschaufenster, Schulungszentrum und Testlabor für die Technlogien, Prozesse und Geschäftsmodelle von morgen und übermorgen sein. Wir schaffen damit eine praxisorientierte Anlaufstelle für das mittelständische Kraftfahrzeuggewerbe im Land", erklärte Hoffmeister-Kraut.
Die Ministerin verwies in dem Zusammenhang auf Herausforderungen wie veränderte Kundenpräferenzen, digitale Informations- und Kommunikationsmedien, neue Technologien in der Produktpräsentation, sinkende Werkstattumsätze durch die E-Mobilität und neue Wertschöpfungspotenziale durch vernetzte Fahrzeuge. Während die großen Autokonzerne auf den Transformationsprozess aktiv Einfluss nehmen könnten, seien insbesondere markenungebundene Kfz-Unternehmen "tendenziell vom Veränderungsdruck und der offensichtlichen Transferdynamik häufig überfordert", betonte IfA-Direktor Prof. Stefan Reindl.
Dieses Kompetenzgefälle zwischen den industriellen und mittelständischen Playern bildet den Ausgangspunkt für die Errichtung der Zukunftswerkstatt 4.0. Dort sollen sich Branchenprofis intensiv mit dem Technologiewandel auseinandersetzen und Impulse für das eigene Geschäft erhalten können. Das IfA will nach eigenen Angaben innerhalb einer realen Betriebsstruktur 22 Lernstationen entlang der Customer-Journeys in den Feldern Vertrieb und Aftersales aufbauen. An jeder Station sollen die Auswirkungen der Technologietrends auf den jeweiligen Prozessschritt vermittelt werden.
Benedikt Maier, Wissenschaftlicher Projektleiter, erklärte: "In der Zukunftswerkstatt 4.0 vereinen wir die Theorie mit praxistauglichen Lösungsansätzen." Jede Lernstation sei mit einem Multi-Touch-Table ausgestattet und halte zusätzlich die dazugehörigen praktischen Anwendungsmöglichkeiten zur Erprobung bereit. Maier: "Diese Kombination ist ein wichtiger Bestandteil des didaktischen Konzeptes und stellt ein Alleinstellungsmerkmal dar."
Suche nach Standort und Partnern
Aktuell suchen die Projektverantwortlichen nach einer geeigneten Immobilie. Als besonders interessant gelten Autohäuser, die ihren Betrieb nicht mehr fortführen können oder möchten. Die Ausstattung mit modernster Werkstatteinrichtung und themenbezogenen Anschauungsobjekten sowie mit der Integration von Seminarräumen, soll die Zukunftswerkstatt in vielfältiger Weise nutzbar machen. David Sosto, der mit der Projektdurchführung betraut ist, verwies unter anderem auf das Angebot von Aus- und Weiterbildungsprogrammen, Produkttrainings für ausgewählte Anwendungsfälle und die Nutzung als Testlabor oder Veranstaltungsplattform.
Laut Prof. Reindl steht das IfA bereits mit Autoherstellern, -händlern und Bildungseinrichtungen in Kontakt und prüft verschiedene Kooperationsmöglichkeiten. Ebenso interessant sei die Zusammenarbeit mit Überwachungsorganisationen und Branchendienstleistern, die innovative Technologien in der Zukunftswerkstatt vorstellen könnten, hieß es. Interessenten können sich beim IfA unter mail@ifa-info.de melden. (rp)