Das niedersächsische Kfz-Gewerbe blickt "sehr verhalten" auf 2019. Der Start ins neue Autojahr sei für die Branche "schwach und mit deutlichen Sondereffekten" gewesen, sagte Landesverbandspräsident Karl-Heinz Bley am Dienstag in Großburgwedel. Das Klima rund um die individuelle Mobilität werde zunehmend durch ideologisch geprägte Debatten belastet. Positiv wertete Bley die Pläne der Bundesregierung, noch im März mit einer Änderung des Immissionsschutzgesetzes die Grenzwerte "vom starren Wert 40 Mikrogramm zu flexibilisieren".
2018 war für den Verbandschef eines der turbulentesten Autojahre in der Geschichte. Er verwies nicht nur auf die fortlaufende Dieselkrise, sondern auch auf die Lieferprobleme rund um die Einführung des neuen Abgastest-Verfahrens WLTP. Die Diesel-Umstiegsprämien der Industrie wertete Bley als "eine Rabattaktion im neuen Geschenkpapier" zulasten der Unternehmen und Privatkunden. Sie habe die Qualität der Geschäfte negativ beeinflusst. Mit 1,2 Prozent sei die Umsatzrendite der Kfz-Betriebe vor Steuern auf einen der niedrigsten Werte gesunken, betonte er.
Laut Verband erwirtschafteten die niedersächsischen Autohäuser und Werkstätten 24,7 Milliarden Euro – 1,4 Prozent mehr. Zuwächse im Lkw- und Service-Geschäft hätten deutliche Verluste beim Pkw-Verkauf überkompensiert, hieß es.
Insgesamt wurden den Angaben zufolge in Niedersachsen im abgelaufenen Jahr 1,14 Millionen Pkw, davon 351.474 Neuwagen (minus 1,9 Prozent), verkauft. Die Zahl der Besitzumschreibungen schrumpfte um 2,3 Prozent auf 791.312. Im Handel entsprach dies einer Umsatzeinbuße von rund 400 Millionen Euro. Das ohnehin negative Neuwagengeschäft habe einen weiteren Makel durch die Tatsache, die Quote der Eigenzulassungen in dem Bundesland deutlich über 30 Prozent liege. Bley: "Es ging mal wieder um Statistik-Kosmetik."
Viele Fragezeichen
Für das laufende Jahr erwartet Bley zwischen 350.000 und 360.000 Neuwagenverkäufen sowie 800.000 Besitzumschreibungen in Niedersachsen. Die Perspektive sei aber mit vielen Fragezeichen bestückt, die eine seriöse Prognose nahezu unmöglich machten, betonte er. "Die Marktverzerrungen durch Diesel-Tausch-Prämien halten an, die für den Service wichtige Frage der Diesel-Nachrüstung ist noch immer ungeklärt und die gesamtwirtschaftlichen Prognosen schließen einen Abschwung nicht mehr aus."
Bley sagte weiter, das Autojahr 2019 werde den Betrieben "vieles abverlangen". Positive Impulse verspricht sich der Branchenvertreter aber von der Produktoffensive der Autohersteller mit 190 neuen Modellen, darunter 13 Elektroautos und 64 SUV. Und auch der VW Golf in der achten Generation soll im größten Flächenland Deutschlands für eine Marktbelebung sorgen. (rp)