Von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat
Benedikt Maier, seit Oktober 2013 wissenschaftlicher Assistent am Institut für Automobilwirtschaft (IfA) Geislingen und seit April 2018 Mitglied der Institutsleitung, hat am 22. Februar 2019 an der Universität Hohenheim mit der Traumnote "summa cum laude" seine Dissertation erfolgreich verteidigt. Thema der Doktorarbeit: "Akteurskonstellation und Funktionsverteilung im Automobilvertrieb 2030". In seiner Dissertationsschrift beschäftigt sich Maier mit einem der grundsätzlichsten und zugleich aktuell wohl treibendsten Fragestellungen der Kfz-Branche.
Mit anderen Worten: Welche Unternehmen werden mit welchen Geschäftsmodellen und in welcher Form auch in zehn Jahren noch in den Neuwagenvertrieb eingebunden sein? Motivation der Untersuchung – die AUTOHAUS exklusiv vorliegt – war die vorherrschende Ungewissheit, ob auch das automobile Distributionssystem vor einem vergleichbaren Strukturbruch steht wie es zahlreiche andere Branchen bereits durchleben mussten. Insbesondere aus dem Umfeld der Digitalisierung scheint ein Veränderungsdruck zu entstehen, der auch die Kraft hat, die tradierten Strukturen im Automobilvertrieb aufzubrechen und Akteure wie die Funktionsverteilung neu zu ordnen. Es geht also um nichts Geringeres, als um das Geschäftsmodell des Kfz-Gewerbes, in dem rund 450.000 Personen direkt beschäftigt sind.
Maier setzte sich innerhalb der vergangenen drei Jahren im Rahmen einer berufsbegleitenden Promotion intensiv mit Veränderungstreibern und deren potenziellen Auswirkungen auf die Vertriebsstrukturen auseinander. Auf Basis der Darstellung zurückliegender und aktueller Entwicklungen der Branche hat er systematisch Zukunftsszenarien für den Automobilvertrieb konzipiert und unter Einsatz von empirisch belastbarem Material deren Eintrittswahrscheinlichkeiten und Auswirkungen bestimmt.
Ganzheiltiche Perspektive
Als besondere Stärke der 300-seitigen Arbeit ist die gelungene Verknüpfung zwischen Praxis- und Theorierelevanz zu nennen. Während die bislang existierenden Untersuchungen meist nur Perspektiven einzelner Akteursgruppen beinhalten oder eine empirisch belastbare Datenbasis nur unzureichend gegeben ist, berücksichtigt Maier die Einschätzungen von Automobilherstellern, -händlern und Vertriebsspezialisten gleichermaßen und konfrontiert deren Meinungsbilder. Dies gelingt ihm nicht zuletzt aufgrund eines breiten Expertenfeldes. So sprach Maier im Rahmen einer Vorstudie mit 16 Experten aus den obersten Führungsebenen. Zusätzlich beschäftigten sich 60 Branchenkenner eingehend mit der Eintrittswahrscheinlichkeit und den jeweiligen Auswirkungen von Zukunftsszenarien.
Die Arbeit richtet sich daher sowohl an die wissenschaftliche Community als auch an die Branchenpraxis. Für beide Adressatenkreise hält die Studie ganz konkrete und differenzierte Erkenntnisgewinne bereit. So sind beispielsweise unmittelbar aus dem Forschungsverlauf ableitbare Gestaltungsempfehlungen an Autohersteller und -händler Gegenstand der Arbeit. Ebenfalls schlägt Maier ein konkretes Strukturmodell zur interorganisationalen Zusammenarbeit im Automobilvertrieb vor. Anhand eines "teilweise geschlossenen Business Ecosystems" könnten die augenscheinlich widersprüchlichen Modelle eines Ökosystems und einer weitreichenden Marketingführerschaft der Hersteller kombiniert werden.
Im Sommer 2019 wird die Dissertationsschrift bei der Springer Fachmedien München GmbH in print und als E-Book verfügbar sein. AUTOHAUS begleitet die Veröffentlichung mit praxisbezogenen Fachbeiträgen. Maier verantwortet am IfA Forschungsarbeiten und Sonderprojekte, ist dabei auch Autor und Co-Autor einer Reihe von branchenbezogenen Publikationen. Darüber hinaus ist er an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Geislingen als Lehrbeauftragter in den Bachelor- und Masterprogrammen des automobilwirtschaftlichen Studiums tätig. AUTOHAUS gratuliert!
Georg Büchele