Daimler trotzt den Turbulenzen an den Finanzmärkten und will BWM möglichst schnell die Spitzenposition im Premiumsegment abjagen. Bislang seien keine Auswirkungen der konjunkturellen Unsicherheiten auf den Auftragseingang bei Daimler erkennbar, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche am Dienstag am Rande der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt. Für 2011 bekräftigte der Manager das Ziel, 1,35 Millionen Autos verkaufen zu wollen.
Für 2012 dämpfte der Manager die Erwartungen. Das Wachstum in der Autobranche werde sich verlangsamen, sagte Zetsche. Aber: "Für das nächste Jahr sehe ich eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein gedämpftes Wachstum als eine Rezession." Die Industrie werde in den nächsten Jahren stärker wachsen als die Gesamtwirtschaft, vor allem die Premiumhersteller dürften noch einmal stärker zulegen. Anzeichen dafür, dass die Weltwirtschaft erneut in eine tiefe Krise stürzen könnte, sieht Zetsche nicht. Er appellierte an die Politiker, das Vertrauen wieder herzustellen. Ein weiterer Vertrauensverlust könnte auch die Realwirtschaft treffen, warnte der Manager.
Mercedes-Benz will den Konkurrenten Marktanteile abjagen. Zetsche bekräftigte, bis 2020 wolle Daimler der führende Premiumhersteller vor BMW und Audi sein. Wie viele Fahrzeuge dann verkauft werden sollen, sagte Zetsche aber nicht. Für eine konkrete Prognose sei es noch zu früh. Das Wachstum werde auch künftig vor allem in den Boom-Märkten weitergehen - nicht nur in China, sondern beispielsweise auch in Südamerika und der Türkei, sagte Zetsche. Erreichen will der Daimler-Chef die Spitzenposition unter anderem mit neuen Modellen: Für die nächsten vier Jahre kündigte der Manager zehn ganz neue Fahrzeuge an, die noch keine Vorläufer in der aktuellen Modellpalette haben.
In Europa will Daimler vor allem mit der neuen Kompaktwagenfamilie punkten. Diese werde statt der ursprünglich geplanten vier nun fünf Mitglieder bekommen, kündigte Zetsche an. Als erstes Modell präsentiert Daimler auf der IAA die neue B-Klasse, die noch in diesem Jahr zu den Händlern kommt. Außer im badischen Rastatt laufen die Autos künftig auch im neuen Mercedes-Werk im ungarischen Kecskemét vom Band. Ab 2013 sollen schrittweise drei Baureihen der Kompaktklasse zudem auch in China gefertigt werden.
Maybach-Zukunft offen
Über die Zukunft der Luxuslimousine Maybach ist dagegen noch keine Entscheidung gefallen. "Wir sind nah an einer Lösung", sagte Zetsche. Es gebe Gespräche mit Aston Martin, diese seien aber noch nicht abgeschlossen. Zunächst hatte der Konzernlenker eine Entscheidung noch im Sommer angekündigt. Dabei geht es darum, ob der Maybach eingestellt oder mit einem Partner weiterentwickelt wird. Nach Brancheneinschätzung hinken die Maybach-Verkäufe seit langem weit hinter den ursprünglich geplanten Stückzahlen hinterher.
Zur Zukunft des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS sagte Zetsche, es sei notwendig, eine dauerhafte Aktionärsstruktur für den EADS-Konzern in dessen Interesse zu finden. Auf der Suche nach einer Lösung gebe es Fortschritte. Daimler hält 15 Prozent der EADS-Anteile direkt und hat weitere 7,5 Prozent bei Banken geparkt. Damit vertritt die im Dax notierte Gesellschaft derzeit genauso viele Stimmrechte wie der französische Staat (15 Prozent) und das französische Medienunternehmen Lagardère (7,5 Prozent) zusammen. Daimler will sich bei EADS zurückziehen.
Ferdinand Schnitzer