HB ohne Filter: ADAC, Opel, ZDK
Heute: ADAC mit "Spezialvertrag", Schon wieder "Umparken", 53 NW-Verkäufe - Autohaus Hackerott auf der abf, ZDK-Weichenstellungen in Berlin und Anton Bruckner bei "Autowelt" in Linz-St. Florian
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17.02.2017Heute: ADAC mit "Spezialvertrag", Schon wieder "Umparken" – diesmal zu Peugeot, 53 NW-Verkäufe - Autohaus Hackerott auf der abf in Hannover, ZDK-Weichenstellungen in Berlin und Anton Bruckner bei "Autowelt" in Linz-St. Florian
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ADAC mit "Spezialvertrag"
Das Ausgabedatum für das neue Vertragswerk für ADAC Mobilitätspartner trägt den 17. Januar 2017. Vertragswerk. Bitte, in Summe hat es 74 Seiten Umfang. Es soll zum 1. April 2017 des Jahres in Kraft treten. Hier die Inhalte:
Rahmenvertrag 14 S.
-Checkliste Datenschutz 11 S.
-Fragebogen Integrität zum ADAC Rahmenvertrag 1 S.
ADAC Mobilitäts-Partner-Vertrag 30 S.
- Anforderungen zum ADAC Mobilitätspartner-Vertrag 5 S.
- Markenlizenzvertrag ADAC Mobilitätspartner zum ADAC Mobilitätspartner-Vertrag 9 S.
- Preisblatt zum ADAC Mobilitätsvertrag 2 S.
- Preisblatt für weiterführende Transportleistungen zum ADAC Mobilitäts-Partnervertrag 2 S.
Oh diese Juristen! Wetten, dass da beim ADAC keiner da ist, der diese Komplexität in Gänze selber im Griff hat? Wer die Preisstellung durchschauen möchte, braucht da mehrere Durchblickerlehrgänge. Bei der Checkliste Datenschutz übermannt einen der Eindruck, als seien da überall Verbrecher am Werk. Der Pflichtenwald im Verbund mit den Anforderungen hat eine völlig überzogene Dimension. Wer die Folgen der Beendigung des Vertrages liest, wird dort mit unsäglichen Auflagen und Vertragsstrafen eingedeckt. Und erst die Geheimhaltungsklausel: Während der Vertragslaufzeit und für die Dauer von fünf Jahren (!) nach dem Ende des Vertrages ist unter anderem hinsichtlich Informationen, die erkennbar nicht für Dritte bestimmt sind, Stillschweigen zu bewahren. Für Äußerungen in Medien wird eine Vertragsstrafe in Aussicht gestellt.
Man muss den Vertrag dem Bundeskartellamt vorlegen. Es fehlt an jeglicher Ausgewogenheit zwischen Rechten und Pflichten. Grundgesetzliche Rechte wie freie Meinungsäußerung werden schriftlich untersagt! Diese Woche trafen sich in Frankfurt 95 Mitglieder der "Interessengemeinschaft der ADAC Mobilitätspartner". Sie lehnten unisono das Knebelungs-Vertragswerk rundherum ab. Der ZDK ist juristisch eingeschaltet. Der ADAC wird damit erneut gehörige Schlagzeilen schaffen!
Schon wieder "Umparken" – diesmal zu Peugeot
Eigentlich war man bei Opel guter Dinge, dem "roten Tal" bis 2016 entfliehen zu können. Am Ende steht für 2016 ein Verlust von 241,7 Millionen Euro. Mio. Seit 2000 schreibt man bei Opel Jahr für Jahr rote Zahlen. Gesamtverlust 11,28 Milliarden Euro. GM hat es offensichtlich bis heute nicht geschafft, Opel aus der Verlustzone zu führen. Schaut man rüber zu Ford, so wurden dort 2016 in Europa 1,13 Milliarden Euro Gewinn erwirtschaftet. Klar, 43 Prozent Tageszulassungen in 2016 wie bei Opel kosten Geld. Die Opel-Händler waren mit der Unterstützung bei Jungwagen durchaus zufrieden. Ford kam mit 24 Prozent Tageszulassungen klar und machte Gewinn!
Die Ankündigung der Übernahme durch die PSA-Gruppe wurde nicht nur in Deutschland über Nacht zum Politikum. Es geht um zentralisierte Synergieeffekte, die Arbeitsplätze verschieben werden und gar zu weiteren Werksschließungen führen werden. Das will jeder vor den anstehenden Wahlen in Frankreich und Deutschland verhindern. PSA produzierte 2016 3,2 Millionen Einheiten, Opel 1,16 Millionen. Davon werden 80 Prozent in Europa ausgeliefert. Es geht also für die Zukunft zum einen um Größe, aber auch um Gewinn.
PSA-Vorstandsvorsitzender Carlos Tavares stand die vergangenen drei Jahre unter Sanierungszwängen und hat sich dabei nicht als besonderer Freund des Handels hervorgetan. Nun stehen vertriebspolitisch künftig drei Marken im Raum, die sich in der Zielgruppe, in den Märkten und Produkten sehr ähneln. Wie gelingt Markendifferenzierung?
Werfen wir einen Blick auf den deutschen Markt, so ist Opel 2016 mit 7,22 Prozent Marktanteil und 243.792 Einheiten vertreten, Peugeot mit 1,81 Prozent MA und 56.760 Einheiten und Citroen mit 1,50 Prozent MA und 48.726 Autos. Opel verkaufte 2011 noch 254.605 Einheiten, Peugeot 82.743 und Citroen 66.711. Erste Gemeinsamkeit: alle drei Marken haben Jahr für Jahr sichtbar Einheiten an andere Marken abgegeben. Zweite Gemeinsamkeit: Schaut man sich den "Markenmonitor 2016" an, beklagen alle drei Marken einhellig, nicht in Herstellerentscheidungen einbezogen zu werden. Ebenso wird als signifikante Schwäche unisono das Markenimage benannt. Das hat allerdings die mehrfach prämierteund originelle Anzeigenkampagne "Umparken-im Kopf" mit Klopp-Effekten bei Opel gezeigt, dass positivere Imagewerte noch nicht mit Mehrmenge im Verkauf einhergehen.
Künftig stehen also drei Marken (plus DS Automobiles) unter einem Konzerndach. Bleiben die Marken vertriebspolitisch autark und separiert? Oder werden je nach Standort zwei oder gar drei Marken unter einem Dach anzutreffen sein? Ein einsamer Opel-Händler an der holländischen Grenze übernimmt zusätzlich auch im Showraum die Marke Peugeot. Der wird dann sicher keine Opel-Mauer mehr einziehen müssen. Oder ein großer Opel-Händler wird in einer größeren Stadt alleiniger Platzhirsch und der bislang zweite Opel-Händler verabschiedet sich und kultiviert am bisherigen Opel-Standort Peugeot. Ob dann die PSA Deutschland-Zentrale in Köln nach Rüsselsheim verlegt wird? Es war Ende 2012 schon ein strategischer Fehler, Peugeot von Saarbrücken nach Köln zu verlegen. Ich war diese Woche in Österreich unterwegs. Dort kann man über den Peugeot-Vertrieb nur Tränen kriegen. Will sagen: Man versteht es, in der Peugeot-Zentrale in Frankreich quer und dennoch sehr zentralistisch zu regieren! Da wird es sicher zu einigen Sonderkündigungen mit Ausgleichsanspruch im Handel kommen.
Und es sei doch noch aufgerufen, dass Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marcionne ebenso nach weiteren Marken Ausschau hält. Und die strategische Verbindung von Mercedes-Benz und BMW wird auch immer enger. Mal sehen, wohin sich die schwäbisch-bayerische Connection entwickelt. Und was wird aus dem agilen Opel-Chef Karl Theodor Neumann, der vier Jahre lang mit großer Hochachtung den schwierigen Karren zog? Er wird Audi-Vorstandsvorsitzender.
53 NW-Verkäufe - Autohaus Hackerott auf der abf in Hannover
Noch immer herrscht in der Branche das Urteil vor, eine Regionalmesse gebe im Verkauf für den Händler nichts her. Auf der Messe abf, Messe für aktive Freizeit, haben 13 Händler in der Halle 76 neue Modelle präsentiert. Dauer: 1. bis 5. Februar 2017. Besucherzahl: 92.500. Das Autohaus Hackerott war mit zehn Ausstellungsfahrzeugen der Marken Seat und Skoda auf dem Stand vertreten. Je acht Vorführwagen für begleitete Probefahrten auf einer festgelegten Strecke waren im Einsatz. 156 Probefahrten wurden für Seat, 111 Probefahrten wurden über die Messe durchgeführt. Thomas Heine, Verkaufsleiter: "Wir waren erstmalig mit sechs offenen Verkäuferarbeitsplätzen inkl. kompletter IT auf der abf. Am Mittwoch und Donnerstag waren wir mit sechs Verkäufern und acht Promotoren im aktiven Einsatz, von Freitag bis Sonntag mit acht Verkäufern und zehn Promotoren. Ergebnis, wir können von 53 verkauften Neuwagen berichten."
Den deutschen Messeverkaufsrekord mit 135 Neuwagen hält Ford-Händler Ernst & König in Freiburg. Wir werden sehen, was hier Anfang März in Freiburg 2017 möglich wird. Hackerott ist damit deutscher Vizemeister. Hinter dem Erfolgskonzept steht der Chef von HGS Concept, Eberhard Gross (Fulda), der die Verkaufsmannschaft einen Tag vor Messebeginn schult und während der Messe als Coach live vor Ort aktiv steuert. Offensichtlich mit einem Sensationserfolg!
Ein Blick auf den Messestand Hackerott im Rahmen der abf in Hannover.
ZDK-Weichenstellungen in Berlin
Heute gab ZDK-Präsident Jürgen Karpinski zusammen mit seinen Vizepräsidenten in Berlin den Jahresrückblick und Ausblick für 2017. Dabei kündigte Karpinski erstmals öffentlich seine Bereitschaft für eine weitere Amtsperiode an. Die mögliche Wiederwahl findet auf der Mitgliederversammlung am 14. Juni 2017 statt. Auch Bundesinnungsmeister Wilhelm Hülsdonk will sein Amt fortsetzen. Man argumentiert für die Notwendigkeit zur Wiederwahl mit dem Faktor Kontinuität. Und der ZDK-Präsident war überdies inBerlin der Auffassung, gemeinsam viel erreicht zu haben. Das ist ja letztlich immer eine Frage des Anspruchs, den man als Zielsetzung avisiert.
Auf der anstehenden ZDK-Vorstandssitzung am 21. und 22. Februar in Braunschweig steht das Thema "Zukunft des Automobilhandels" auf der Tagesordnung. VW-Deutschlandchef Thomas Zahn gab heute – wie zufällig – mit seinem Exklusivinterview mit AUTOHAUS eine Steilvorlage. Die zentralen Herausforderungen für den Handel:
- Was gilt es im Händlervertrag der Zukunft anzupassen, hinsichtlich digitalem Handel und Vertriebsregulierungen im Internet, Direktvertrieb, Kundendaten, Nutzungsdaten und deren Verwendung, Investitionen in stationären und digitalen Handel, grenzenloser Handel in der EU, Einbezug sämtlicher Modelle inkl. einer Mobilitätsmarke, Investitionsschutz (Vorbild Österreich) u.a.
- Auseinandersetzung mit dem Bundeskartellamt hinsichtlich der freien Neuwagenbörsen, vor allem www.sixt-neuwagen.de. Gefordert ist Transparenz für den Kunden, gefordert ist fairer Wettbewerb.
- Digitalisierung im Kfz-Handwerk der Marken, was bedeutet das?
- Wo bleibt die klare ZDK-Forderung in Sachen Händlerentschädigung gegenüber VW, Vorbild Amerika?
- Warum meint der ZDK, Sammelklage sei nicht möglich, ein amerikanischer Anwalt macht über "Myright.de" aber vor, dass das z.B. in Sachen VW-Abgasaffäre möglich ist?
- Was tut der ZDK ganz konkret in all den Fällen, die die österreichische Bundeswettbewerbsbehörde beanstandet hat, um in Deutschland auf den Weg zu bringen? Vollständige Gewährleistungs- und Garantievergütungen, vorgegebener Bezug bei den Standards von Mobilar, Fliesen u.a. bei deutlich günstigerem freien Einkauf, fragwürdige Kundenzufriedenheitsbefragungen u.a.? Die Ausrede, dass ein Verband nicht klagen darf – siehe oben – sollte man nicht gelten lassen. Wo bleibt die politische Um- und Durchsetzung einer Sammelklage?
- Wie sieht das umweltpolitische Gesamtkonzept des ZDK aus?
- Der ZDK hat unter dem früheren Präsidenten Robert Rademacher vor fünf Jahren mit MdB Kauder sich engagiert, um die völlig überzogene Abmahnpraxis der DUH auf ein angemessenes Maß zu reduzieren. Derartige Kontinuität ist gleichzusetzen mit Starre.
Bei den genannten Themen ist bislang so gut wie nichts gemacht bzw. konkret in der Umsetzung bekannt. Das Beispiel VW macht klar: Da sind kreative Geister gefragt, die beherzt handeln! Deshalb ist hier im ZDK weniger Kontinuität, sondern dringlich personelle Erneuerung gefordert, um endlich die Nach-Koblitz-Ära neu zu gestalten. Maßgeblich von Berlin aus! Schade, dass dem amtierenden ZDK-Präsidenten keiner seiner Freunde dringlich rät, doch besser auf sein "Herz" zu hören als sich weiter in gegebener Form zu engagieren. Dem ZDK fehlt es nicht an beredter Kontinuität, sondern am unbedingten Durchsetzungswillen und Durchsetzungskraft!
Anton Bruckner bei "Autowelt" in Linz-St. Florian
Das österreichische Linz hat auffällige Kulturschwerpunkte. Zum einen das Original der "Linzer Torte" (seit 1929), zum anderen die hohe Musikwelt rund um den genialen Komponisten Anton Bruckner, Romantiker (1824 -1896). Dann agiert in Linz Österreichs größter Citroën-Händler, Rudolf Lindorfer. Und das zusammen mit seinem Schwiegersohn AndreasParlic. Aktuell führte mich deren neugebauter Volvo-Betrieb ins Autohaus. Die beiden waren auch unter dem Firmennamen "AutoPreismanager" (www.autopreismanager.com) die Initiatoren für die elektronische Preisauszeichnung. Futuristen!
Zusammen mit ihren angeschlossenen Citroën-Partner trafen wir uns gegen Abend in St. Florian. Dort im Stift wirkte Anton Bruckner. Aus seiner Vor-Zeit und danach stammt heute Österreichs größte Kirchenorgel. Bruckner hat verfügt, dass er im Stift unter "seiner Orgel" die letzte Ruhestätte finden möchte. Und da steht man dann in der Krypta vor seinem Sarkophag. Der stellv. Stiftsorganist Mag. Andreas Etlinger erklärte uns die Orgel. Und dank der Herren Lindorfer-Palic-Rockenschaub wurde mir die hohe Ehre zuteil, einmal selber auf dieser "historischen" Orgel spielen zu dürfen. Das war natürlich größtes Tagesglück! Ein großartiges Erlebnis mit großer Nachwirkung. "Automobiler" machten das möglich. Tausend Dank!
Bruckner-Orgel in St. Florian, Rudolf Lindorfer und Hannes Brachat vor dem Spieltisch der Orgel.
Spruch der Woche
"Peugeot will Opel übernehmen. Der neue Markenname: P-Opel. Fiat will Skoda übernehmen. Der neue Markenname: FiaSko."
Mit meinen besten Grüßen und Wünschen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de