Der Prüfkonzern Dekra erwartet nach einem Gewinn- und Umsatzeinbruch 2020 in diesem Jahr wieder bessere Geschäfte. Man sei bester Dinge, im laufenden Jahr an den Wachstumskurs der Vergangenheit anknüpfen zu können, sagte Vorstandschef Stefan Kölbl am Montag in Stuttgart. Im ersten Quartal habe der Umsatz bereits über den internen Planungen gelegen.
Im Vorjahr war der Umsatz von Dekra im Jahresvergleich erstmals seit 16 Jahren nicht gestiegen, sondern zurückgegangen – und zwar um 6,5 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Das Nettoergebnis fiel sogar um weit mehr als die Hälfte auf nur noch 30,2 Millionen Euro.
Zu schaffen machte dem Unternehmen vor allem ein coronabedingter Einbruch im Geschäft mit Zeitarbeitern. Der sorgte auch für einen Rückgang der Mitarbeiterzahl um rund 650 auf 43.990. Dekra kündigte allerdings an, die Zahl der Beschäftigten unter anderem durch einen Ausbau von Serviceeinheiten 2021 auf mehr als 45.000 erhöhen zu wollen.
Rund zwei Drittel des Umsatzeinbruchs von etwa 200 Millionen Euro fielen nach Dekra-Angaben im Geschäftsfeld Zeitarbeit an. Dieser Bereich habe angesichts Corona-Lockdowns stark unter Druck gestanden. Dekra stellt in mehr als 20 Ländern Zeitarbeiter an und vermittelt diese weiter. Diese Sparte ist das vom Umsatz her viertgrößte Geschäftsfeld bei Dekra hinter den Segmenten Fahrzeugprüfungen, Industrieprüfungen sowie Schadenregulierung/Gutachten.
Expansion im Kfz-Prüfgeschäft
Im Kerngeschäft der Kfz-Prüfung bereitet sich Dekra unter anderem auf die notwendige Überwachung von Over-the-Air-Updates bei vernetzten Fahrzeugen vor. Weiteres Wachstum in den kommenden Jahren soll sich durch die Erschließung neuer Märkte ergeben. In dem Geschäftsbereich steigerte Dekra den Umsatz 2020 trotz Corona um rund sechs Prozent auf 1,1 Milliarden Euro.
Kölbl: "Mit dem aktuellen Markteintritt in Chile und Mexiko haben wir unsere Position als Weltmarktführer erneut ausgebaut." Derzeit sei man in 22 Ländern aktiv und werde sich auch in Zukunft bei weiteren Ausschreibungen für den Aufbau von Prüfstationen beteiligen. Aktuell werden jährlich etwa 27 Millionen Fahrzeuge geprüft, davon in Deutschland rund zehn Millionen.
Auch bei den für die Autobranche relevanten Thema Cyber Security will Dekra künftig punkten. "Bis 2025 wollen wir der globale Partner für Automotive Cyber Security werden", betonte Kölbl. Bereits heute arbeite man eng mit internationalen Automobil-OEMs und Zulieferern für Automotive Cyber Security (UNECE R155 / 156 & ISO 21434) zusammen. Hierfür würden auf mehreren Kontinenten Expertenhubs für Testen, Zertifizieren, Beraten und Training aufgebaut.
Mobilität der Zukunft absichern
Eng verknüpft mit den Themen KI und Cyber Security ist die Zukunft der Mobilität. In allen Service Divisions entwickelt der Konzern nach eigenen Angaben neue Angebote rund um Wachstumsmärkte wie das automatisierte Fahren, die Elektro- und Mikromobilität oder das Carsharing. Schon heute sei man als Anbieter von End-to-End-Tests Vorreiter beim Prüfen von Ladeinfrastruktur, hieß es.
Mit einem neuen Speziallabor in Stuttgart und durch die Übernahme der Labore der südkoreanischen Movon Corporation konnte Dekra jüngst zudem seine Marktstellung in der Messung der elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV) und Hochfrequenzprüfung (RF), insbesondere für Automobilhersteller und -zulieferer, weiter stärken. Im weltgrößten Automarkt China baut das Unternehmen gerade mit einem inländischen Partner ein State-of-the-Art-Testzentrum für die Prüfung von Schlüsseltechnologien rund um drahtlose Kommunikation, Konnektivität, KI, Geoinformationssysteme und Cyber Security auf. Nächstes Jahr sollen erste Tests anlaufen.