Am 12. Juli 2024 "bescherte" eine mächtige Superzelle der Württembergischen Versicherung mehr als 3.000 Hagelschäden. Bei Begutachtung und Regulierung entschied sich das Unternehmen für einen völlig neuen Weg.
Wie kann man eine derartige Masse von Hagelschäden in überschaubarer Zeit bewältigen, ohne seine Versicherungskunden auf monatelange Termine vertrösten zu müssen? Vor dieser Frage stand im Juli der Sachvertständige Matthias Deppert von der Württembergischen, der von seinem inzwischen im Ruhestand befindlichen Vorhänger Achim Hejl Organisation und Handling schwerer Hagelereignisse übernommen hatte. Seine Idee, den großflächigen Parkplatz am neuen Campus der Wüstenrot & Württembergische-Gruppe (W&W) temporär für Begutachtung und Regulierung sowie zusätzlich die frühere Vorstands-Tiefgarage gleich noch mit zur Instandsetzung der betroffenen Kundenfahrzeuge zu nutzen, stieß bei Bettina Quirin, Leiterin Schaden Komposit der Württembergischen Versicherung AG, sofort auf offene Ohren.
Zwar mussten im weiteren Verlauf noch zahlreiche öffentliche Genehmigungen eingeholt werden, aber wo ein Wille, da auch ein gangbarer Weg von Seiten der Behörden. Und so errichtete die Württembergische schließlich auf eigenem Grund und Boden zwei überdimensionale Zelte, in denen für die nächsten beiden Monate die hauseigene Sachverständigen-Truppe mit entsprechender High-Tech-Unterstützung auch tatsächlich alle Schäden zur Zufriedenheit ihrer Kunden komplett abarbeiten konnte.
Vertraut mit der Scannertechnik
Möglich war das zum einen aufgrund eines entschlossenen Handelns des Versicherers von Anfang an und andererseits aufgrund der Nutzung von zwei Hagelscannern der Firma Auto Damage Inspection, kurz ADI. Mit dem inzwischen branchenweit bekannten DriveNScan-Durchfahrtscanner war der baden-württembergische Versicherer schon gut vertraut, wie Matthias Deppert bereits im April dieses Jahres ausführlich auf der Hagel-Akademie in Göppingen erläutert hatte. Auf die Erfahrungen des Vorjahres konnte er mit seinen 75 weiteren SV-Kollegen denn auch gut aufbauen. Zugute kam ihm ferner, dass auch der Vorstand nicht kleckerte, sondern zusätzlich zu dem bereits angekauften Scanner eine zweite baugleiche Anlage anmietete.
Das war letztlich die Basis, um mit mehr als 3.000 versicherten AutofahrerInnen exakte Besichtigungstermine vereinbaren zu können, an denen man in einem Zeitraum von gerade mal acht Wochen sämtliche Fahrzeuge mit modernster Scannertechnik "abtasten" konnte, um danach unmittelbar ein Ergebnis zu haben, das sogleich auch mit den versicherten Kundinnen und Kunden besprochen werden konnte.
Hohe Akzeptanz bei KundenInnen
Der große Vorteil laut Deppert: "Unsere Kunden sehen, was mit ihrem Fahrzeug passiert, können die Ergebnisse jederzeit auch nochmals selbst an ihrem Fahrzeug ,gegenchecken‘, sind aber von der Scanner-Technik ohnehin durchweg begeistert und zweifeln die Resultate in aller Regel nicht mehr an. Für alle Beteiligten bedeutet die automatisierte, digitale Schadenerfassung einen enormen Zeitvorteil. Und was man nicht übersehen darf, ist einfach die Tatsache, dass eine Maschine auch nach acht Stunden Dauereinsatz nicht müde wird und die gleichen, jederzeit reproduzierbaren Ergebnisse liefert wie zu ,Arbeitsbeginn‘ am frühen Morgen."
Was ferner entscheidend ist: "Unsere Sachverständigen haben mit dem Scanprotokoll eine sichere Grundlage und auch die notwendige Zeit, um mit den Kunden in Ruhe die weiteren Schritte zu besprechen: Wir können dabei aufzeigen, wie die bestmögliche Reparaturmethode aussieht oder im Fall eines wirtschaftlichen Totalschadens auch Alternativen mit unseren Versicherungsnehmern besprechen bzw. eine fiktive Abrechnung vornehmen." Nicht vergessen dürfe man auch, dass das Schadenprotokoll im Reparaturfall eine optimale Basis für Instandsetzung und Abrechnung der Leistung sei. "Auch hier kennen wir inzwischen keine Reklamationen mehr", hielten Matthias Deppert und sein langjähriger Vorgänger Achim Hejl, der – als "alter" Bekannter der AUTOHAUS-Redaktion – eigens mit zum Vor-Ort-Termin unserer Redaktion in Kornwestheim kam, fest.
Beratung und Instandsetzung
Während in einem der beiden aufgebauten Zelte die beiden ADI-Scanner ihren Dienst taten, wurde das zweite Zelt durch die hauseigenen Kfz-Sachverständigen der Württembergischen genutzt, um die weitere Schadenregulierung zu besprechen. Dort konnte mit den Kundinnen und Kunden auch unmittelbar ein Folgetermin vereinbart werden, zu dem die Schadeninstandsetzung erfolgte.
Übernommen hatte die "Dellenfreimachung" der Dienstleister DAS Automotive GmbH aus Göppingen. Und wie es sich für einen guten Service am Kunden gehört, sorgte die Württembergische zudem für eine angenehme Atmosphäre mit Getränken und Verköstigung im eigenen Catering-Truck sowie in zusätzlichen Ruhe-Oasen.
Starker Rückhalt aus dem eigenen Haus
Wie stark der hauseigene Rückhalt für die im Juli spontan ins Leben gerufene Hagelaktion innerhalb der Württembergischen Versicherung war, zeigte sich nicht zuletzt in Form einer besonderen Wertschätzung: So dankte Gesamtschadenleiterin Bettina Quirin nicht nur ihrem Ideengeber und Organisator Matthias Deppert, sondern öffentlich auf LinkedIn allen hauseigenen Sachverständigen sowie den beteiligten Kolleginnen und Kollegen aus der W&W Service GmbH – namentlich Michele Krammer und Susanne Müller –, ferner Nicole Bossert mit ihrem Team und last but not least dem Kumulmanagement-Team mit Isabell Schäufele und Rebecca Nestler für deren jeweiliges Engagement.
Die völlig neue Herangehensweise an das Hagel-Massenschadenereignis vom 12. Juli hat in der betroffenen Region nicht nur bei den Versicherungskunden der Württembergischen, sondern auch in den Medien ein durchweg positives Echo ausgelöst. Möglich war dies nach Einschätzung von Experten wie dem deutschen "Hagel-Papst" Karl-Heinz Fuchs und seinen Nachfolgern bei der Hagel-Akademie, Dario Di Pietro und Matthias Vetter, nicht zuletzt deshalb, weil für den neuen Umgang mit einem Kumul dieser Größenordnung von Anfang an durch den Vorstand des Versicherers volle Rückendeckung und Unterstützung gegeben war“.