Auch wenn der GDV für 2024 eine überdurchschnittliche Naturgefahrenbilanz zieht, die Hagelsaison ist im zu Ende gehenden Jahr eher glimpflich verlaufen: Die 400 Millionen Euro Schäden an Kraftfahrzeugen beinhalten auch die Folgen der Hochwasser in den ersten sechs Monaten. So gibt es im Herbst und Winter keine Überhänge aus den vorangegangenen Unwettern, wie Lars Rottmann, Geschäftsführer des Hagelschaden Zentrum Deutschland (HZD) berichtet: "Der Hagel war 2024 sehr kleinteilig, sodass wir an über 20 Standorten quer über die Republik verteilt aktiv waren. Das größte Einzelereignis trug sich im Juli im Raum Ludwigsburg zu und auch diese Autos sind längst repariert. Im Vergleich zu den Vorjahren kann man europaweit von einer eher schwachen Hagelsaison sprechen."
Überzeugendes Komplettpaket
Die Übergangszeit in den Wintermonaten nutzt man im HZD, um die Erkenntnisse aus den abgewickelten Schäden in die eigene Software einfließen zu lassen und sich auf das Jahr 2025 vorzubereiten. Auch die kommenden Monate werden laut Rottmann voll im Zeichen der Qualität und der Effizienz stehen, wie der HZD-Chef betont: "Überall in Europa, wo wir aktiv sind, bieten wir unseren Kunden und Partnern das Maximum an Nutzen durch eine funktionierende Kombination aus bewährten Prozessen, stabiler Software und einem Scanner, der State Of The Art-Ergebnisse liefert." In Slowenien und Polen habe dies so gut funktioniert, dass die dortigen Versicherungen nach der erfolgreichen Umsetzung ihrer landesspezifischen Besonderheiten sogar überlegen, auf das deutsche Komplettpaket umzusteigen. "Wir hatten auf der Automechanika mehrfach internationale Besucher aus der Versicherungswirtschaft, die sich unser System angesehen haben", ist Rottmann stolz.
Der Scanner allein reicht nicht
Die Zielsetzung ist dabei ganz klar, dass die überzeugende Synthese aus Soft- und Hardware grenzübergreifend zum Einsatz kommt: "Die Prozesse kommen überall dort ins Stocken, wo sie noch nicht einheitlich umgesetzt werden", gibt der HZD-Geschäftsführer zu Protokoll. Naturgemäß machen Unwetter an Ländergrenzen aber nicht Halt, sodass es Sinn ergibt, auch in den Nachbarländern mit den gleichen Systemen zu arbeiten: "In der Anfangszeit war die Denkweise in den europäischen Märkten eher, wenn man den Scanner kauft, kann man die Arbeit auch alleine bewältigen. Das war ein gewaltiger Trugschluss, da man damit nur ein Werkzeug erwirbt, das relativ kompliziert zu bedienen ist. Der Erfolg steht und fällt mit dem Operator und wirklich ins Rollen kommt das Geschäft dann, wenn in Frankreich derselbe Prozess läuft wie in Rumänien. Nur so entstehen Synergien."
Unterschiedliche Technologien
Diese stehen auch beim Tochterunternehmen HZ Data im Mittelpunkt, die die Software für die Zählmaschinen entwickelt. Ziel ist auch hier wieder: Ein EDV-System für verschiedene Technologien, um unabhängig vom eingesetzten Scanner vergleichbare Ergebnisse zu erzielen. Wie beim Hagelschaden Zentrum üblich, werden die Produkte und Services dem gesamten Markt angeboten: "Es geht uns darum, qualitativ hochwertige Tools und funktionierende Prozesse im Einsatz zu haben. Davon profitiert im Endeffekt die komplette Branche. Die Zeit der Insellösungen ist vorbei, es geht um Schnittstellen und Kommunikation", führt Rottmann aus. Immerhin arbeiten auch die Partner und Auftraggeber oft mit verschiedenen Kalkulationssystemen.
Je nach Anwendungszweck
Ein mögliches Szenario, das aktuell beim Hagelschaden Zentrum umgesetzt wird, ist eine Kombination aus einem High End und einem eher auf Masse ausgelegten Scanner. "In der Praxis brauchen wir beides, einmal die Top-Zählmaschine, die auf Versicherungsabläufe ausgelegt ist und verlässliche Ergebnisse für die Hagelschadenkalkulation liefert. Die ist nicht nur in der Anschaffung teuer, sondern verursacht auch pro Durchlauf relativ hohe Kosten, die von der Versicherungswirtschaft meist nicht übernommen werden", beschreibt der HZD-Chef die eine Variante.
Das zweite Modell hat laut Rottmann einen komplett anderen Fokus: "Über eine Kooperation testen wir gerade einen Hagelscanner, der deutlich günstiger ist und für den keine Kosten pro Scan anfallen. Dieser eignet sich hervorragend für das Platzgeschäft, wenn es vor allem um das schnelle Kategorisieren einer Vielzahl beschädigter Autos geht – Anzahl und Schwere der Dellen, um nach Totalschäden, Lackierung und sanfter Instandsetzung einteilen zu können."
Kommt die "Scan-Waschstraße"?
Für die Zukunft plant man beim Hagelschaden Zentrum Deutschland, das Dienstleistungsportfolio noch weiter auszubauen. Bereits seit einiger Zeit hat man mobile Lackierlösungen im Einsatz, die künftig um echte Lackiereinheiten erweitert werden sollen. Doch auch damit will man sich in Ibbenbüren nicht zufrieden geben, betont Lars Rottmann: "Der Kostenapparat ist für uns als einer der letzten inhabergeführten Hagelschadendienstleister in den letzten zehn Jahren ins Unermessliche explodiert. Das kann keiner mehr klaglos tragen und die Kfz-Versicherungen wollen die entstehenden Kosten natürlich am liebsten auch nicht übernehmen. Einer der größten Schmerzpunkte für uns sind dabei die Preise für Besichtigungshallen, insofern überhaupt noch Ressourcen verfügbar sind."
Um dieses Dauerproblem zu lösen, entwickelt man beim HZD aktuell überdachte Containerlösungen, die auf speziellen Lkw ein wirklich mobiles Konzept darstellen sollen, das komplett unabhängig von leer stehenden Hallen vor Ort in der Hagelregion machen würde: "Selbst die namhaften Anbieter waren in den letzten Jahren immer häufiger in echten Hinterhof-Anlagen unterwegs, die unserem Anspruch nicht gerecht geworden sind. Unsere Vision ist es deswegen, eigene Lösungen mobil aufzubauen, in denen parallel für mehrere Versicherungen gescannt werden kann – nach dem Prinzip einer Waschstraße, nur besser", blickt Rottmann in die Zukunft.