Offen für Kooperationen und stets auf der Höhe der Zeit entwickelt sich das Hagelschaden Zentrum Deutschland (HZD) zu einem der Hightech Player in Sachen Elementarschadenabwicklung.
Etwas mehr als ein Jahr ist vergangen, seit die Zehn-Jahres-Feier im nordrhein-westfälischen Ibbenbüren einen fulminanten Schlusspunkt hinter das erste Kapitel der Unternehmensgeschichte der Hagelschaden Zentrum Deutschland GmbH setzte. Und in der Tat bedeutete der 5. Mai 2023 bzw. der Tag danach auch einen Startschuss: Mit dem ersten richtigen Hagel der vergangenen Saison in Merching (Bayern) begann ein Elementarjahr, das für eine Vielzahl von neuen Herausforderungen, neuen Kooperationen und Rekorden sorgte, so HZD-Geschäftsführer Lars Rottmann im Rückblick: "Die Großbaustellen für uns und natürlich auch die anderen professionellen Hageldienstleister hießen 2023 vor allem Augsburg, Kassel und Worms."
Sonderfall Augsburg
Besonders in Bayerisch-Schwaben spielten sich dramatische Szenarien ab: Mit einer Totalschadenquote von 70 Prozent war das beherrschende Thema rund um Augsburg die Ermittlung marktgerechter Rest- und Wiederbeschaffungswerte: "Definitiv einer der härtesten Einsätze der letzten zehn Jahre, der mit Schadendurchschnitten von 20.000 Euro und mehr alle Rekorde gesprengt hat. Was irgendwie noch zu reparieren war, wurde nicht nur auf die umliegenden Lackierer, sondern buchstäblich quer durch Deutschland verteilt, was logistische Meisterleistungen nötig gemacht hat", erinnert sich Lars Rottmann.
Mit den steigenden Schadenhöhen könnte "Augsburg" denn auch ein Fingerzeig sein, was künftig von Hageldienstleistern verlangt wird: "Man muss auch in der Lage sein, das Thema Totalschaden ganzheitlich abbilden zu können. Wir hatten vor Ort mit den Partnern Hüsges und WinValue sehr gute Lösungen, auf denen wir für die Zukunft aufbauen wollen."
Gesamtpaket entscheidend
Was jedoch funktioniert hat, waren die Prozesse, ist Rottmann stolz: "Auf Basis der Erfahrungen, die wir in den vergangenen Jahren sammeln konnten, waren wir in der Lage, unsere Schäden teilweise so schnell abzuwickeln, dass die anderen noch gar nicht mit den Besichtigungen angefangen hatten. Dies hat uns eine ganze Reihe von neuen Türen geöffnet." So konnte das HZD-Team auf einer relativ kleinen Fläche in Rekordzeit 10.000 Besichtigungen abwickeln und das mit so geringen Fehlerquoten, dass die zugrundeliegende Scannertechnik Hauptthema eines der meistbeachteten Vorträge auf den diesjährigen Leipziger Versicherungsforen war.
So zufrieden Lars Rottmann mit diesem Erfolg ist, so differenziert betrachtet er ihn im Detail: "Wir haben vor Ort dezidiert darauf hingewiesen, dass auch 2024 der Scanner noch kein Allheilmittel in Sachen Massenschadenerfassung ist. Was es braucht, ist eine hervorragende Software, einen funktionierenden Gesamtprozess und nicht zuletzt ein erfahrenes Team. Nur dieses Gesamtpaket führt auf Dauer zu dem Top-Ergebnis, das unsere Kunden und Auftraggeber von uns erwarten."
Strategie Schnittstelle
Die gezeigten Leistungen sorgten dabei nicht nur innerhalb der Landesgrenzen für Aufsehen, sondern machten auch im benachbarten Ausland Eindruck. Dort verfolgt man laut Rottmann nun eine Strategie der Offenheit gegenüber anderen Dienstleistern, die auch in Deutschland schon zu mehr Transparenz und einer allgemeinen Steigerung von Arbeitsqualität und Leistungsniveau im Gesamtmarkt geführt hat: "Wir entwickeln bereits seit vielen Jahren inhouse bei der HZ Data GmbH sehr erfolgreich unsere eigene Branchensoftware, die Hagelsuite. Statt diese nur in der eigenen Organisation zum Einsatz zu bringen, haben wir uns sehr bewusst dafür entschieden, das Programm per Schnittstelle allen Interessenten zur Verfügung zu stellen. Letzten Endes profitiert der Gesamtmarkt davon, wenn es wirklich trag- und leistungsfähige EDV-Lösungen gibt, die Kfz-Sachverständige und Dellentechniker optimal in ihrer täglichen Arbeit unterstützen."
Software europaweit im Einsatz
Diese Politik der Offenheit vertritt man im HZD nun auch gegenüber internationalen Kooperationspartnern aus Slowenien, Rumänien, Polen, Frankreich, aber auch Spanien, die mit der kompletten Prozesssoftware in der jeweiligen Landessprache ausgestattet werden. Mittelfristiges Ziel ist es in Ibbenbüren ganz klar, das zugrundeliegende EDV-System europaweit zum Einsatz zu bringen: "Unser Tool steht sämtlichen Mitarbeitern zur Verfügung und kann auch auf das jeweilige Unternehmen personalisiert werden, was CI und Logos angeht. Durch die offene Programmierung sind wir in der Lage, unterschiedliche Kalkulationssysteme, andere Sprachen und die jeweilige Versicherungs- oder Sachverständigensoftware nahtlos anzubinden. Die Anwender können also in ihrer gewohnten Umgebung weiter arbeiten." Aktuell sind über 100 Nutzer mit den HZ Data GmbH-Programmen unterwegs, viele sind nach den ersten Tests von ihrer bisherigen EDV auf das deutsche System umgestiegen.
BRD operativer Schwerpunkt
Einzige Einschränkung bei den Expansionsplänen: Operativ, also im direkten Hagelgeschäft, wird das HZD auch künftig ein nationaler Player bleiben. Dies schließe nicht aus, dass man internationalen Kooperationspartnern bei Massenschadenereignissen in Grenzgebieten aushelfe, wie in der Vergangenheit auch, so Rottmann: "Da, wo es wirtschaftlich sinnvoll ist, werden wir natürlich Einsätze im benachbarten Ausland fahren – diese Synergien muss man nutzen, nicht zuletzt, um bestehende Partnerschaften zu vertiefen. Dies wird aber nie unser Kerngeschäft werden, noch ist es ein erklärtes Ziel beim Hagelschaden Zentrum Deutschland. Internationalisierung ja, aber eher in Sachen EDV und Digitalisierung und nicht unbedingt im Tagesgeschäft Hagelschadeninstandsetzung." In Sachen Software stehen als nächste Märkte Holland und Belgien auf dem Plan.
Digitalisierung vorantreiben
Doch nicht nur in Sachen Branchen-EDV hat man sich auf die Fahnen geschrieben, den Gesamtmarkt voranzutreiben, auch die Entwicklung der Schadenerfassung per Hagelscanner soll künftig noch professioneller werden, wenn es nach den Entscheidern im HZD geht. Dazu hat man kürzlich eine Kooperation mit der CSi-Tochter SAM AI geschlossen, um gemeinsam ein Scansystem aus Taiwan auf Herz und Nieren zu testen und die gelieferten Ergebnisse möglichst vergleichbar(er) zu machen. Erste Ergebnisse der Zusammenarbeit sollen Ende des Jahres gemeinsam präsentiert werden.
Software wichtiger als Hardware
Auch auf diesem Sektor ist das ultimative Ziel die Öffnung der zugrundeliegenden Systemsoftware: "Der Anwender sollte mit allem live arbeiten können, was verfügbar ist, egal welches Kalkulationssystem er verwendet. Dafür braucht er eine direkte Versicherungsanbindung, der Schlüssel ist – neben einer funktionierenden Hardware – eine perfekte Zählsoftware, die in einem weiteren Schritt die eingesetzte Hardware austauschbar macht", fasst Lars Rottmann zusammen. Solange Systeme noch Arbeitsabläufe nötig machten, die „per Hand angefasst werden müssten“, sei man einfach nicht am Ziel – "von der Terminierung bis zur Rechnungsstellung muss alles volldigital laufen, nur dann ist es wirklich state of the art".
Live-Vergleich geplant
Rottmann ist dabei so von den eigenen Systemen überzeugt, dass er sich gerne einem Live-Vergleich stellen würde, auf den die Branche schon lange wartet: "Auf der Hagelakademie in Esslingen wurde bereits vor einiger Zeit angekündigt, dass alle Scanner gemeinsam auf die Bühne kommen. Aus meiner Sicht müssten diese dann vor Publikum denselben Schaden digital erfassen, um die erzielten Ergebnisse auch wirklich vergleichbar zu machen. Leider haben wir es bisher trotz aller Bemühungen hinter den Kulissen nicht hinbekommen, einen solchen Test auf die Beine zu stellen." Für eine der kommenden Ausgaben der inzwischen legendären Branchenveranstaltung steht ein solcher Vergleich jedoch fest auf der To-do-Liste.