Die Spritpreise in Deutschland sind wenige Tage vor dem Ende der Tankrabatt genannten Steuersenkung auf Treibstoff erneut leicht gestiegen. Nach Angaben des ADAC kostete ein Liter Superbenzin der Sorte E10 am Sonntag 1,769 Euro, der Literpreis für Diesel lag bei 2,069 Euro. Zum 1. September droht ein weit größerer Sprung – unklar ist aber noch, wann die Preise genau wie stark steigen.
Mit dem Anstieg setzen die Spritpreise den Trend aus der vergangenen Woche fort: Am Dienstag (23. August) hatten sie noch bei 1,734 Euro für Super E10 und 1,988 Euro für Diesel gelegen. Das war der erste Anstieg nach einem wochenlagen Sinkflug und einer folgenden kurzen Stagnation in den vorherigen Wochen. Bei den Preisen handelt es sich um bundesweite Durchschnittswerte, die tatsächlichen Preise vor Ort können je nach Region, Anbieter und Tageszeit teils erheblich davon abweichen. Laut ADAC ist Treibstoff zurzeit im Norden Deutschlands zum Beispiel meist deutlich günstiger als im Süden.
In der Nacht vom 31. August auf den 1. September endet eine vorübergehende Senkung der Energiesteuer auf das von der EU vorgegebene Mindestmaß. Sie galt seit 1. Juni gemeinsam mit dem 9-Euro-Ticket, um Verbraucher angesichts hoher Energiepreise zu entlasten. Mit dem Auslaufen der Maßnahme könnte Tanken wieder deutlich teurer werden – rechnerisch um etwa 35 Cent pro Liter Benzin und 17 Cent pro Liter Diesel.
Möglich ist allerdings, dass die Preise in der Nacht zu Donnerstag nicht sofort in die Höhe schnellen. Weil auch die Tankstellenbetreiber im August noch mit gesenktem Steuersatz einkaufen, könnte auch nach dem 31. August noch entsprechend günstigerer Sprit verfügbar sein. Der Wirtschaftsverband für Fuels und Energie (En2X) rechnet aber damit, dass es sich dabei nur um kleine Mengen handeln wird. "Viele Autofahrerinnen und Autofahrer werden in diesen Tagen voraussichtlich verstärkt die Tankstellen anfahren, um ihr Auto noch einmal vollzutanken", sagte Verbandsgeschäftsführer Adrian Willig.
Am Wochenende warnten der ADAC und die Verbraucherschutzzentralen bereits vor einem Missbrauch der Steuerentlastung durch Mineralölkonzerne gewarnt. "Offensichtlich verschaffen sich Mineralölkonzerne bereits wieder ein gewisses Polster", sagte ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand der "Bild am Sonntag" mit Blick auf wieder steigende Spritpreise.
"Kartellamt muss genau prüfen"
Auch die Chefin des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Ramona Pop, kritisierte, der Wettbewerb im Kraftstoffmarkt funktioniere nur eingeschränkt. "Das Kartellamt muss deshalb genau prüfen, ob sich die Mineralölkonzerne nicht ungerechtfertigt bereichern und gegebenenfalls Bußgelder aussprechen."
Hans-Joachim Rühlemann, Vorstandsvorsitzender des Verbandes desGaragen- und Tankstellengewerbes Nord-Ost, hingegen rechnet laut "Bild am Sonntag" damit, dass die Preise um Punkt Mitternacht sprunghaft um 35 Cent (Benzin) beziehungsweise 17 Cent (Diesel) steigen. "Bei Einführung des Tankrabatts haben die Tankstellen recht bald den Sprit, den sie noch zu teureren Preisen eingekauft haben, günstiger verkaufen müssen", sagte Rühlemann. "Diese Verluste werden sie jetzt ausgleichen, indem sie den günstiger eingekauften Sprit zu normalen Preisen verkaufen." Kartellamts-Präsident Andreas Mundt sagte nach Angaben des Blattes, man werde "ganz genau hinsehen, was passiert, wenn die Steuerermäßigung zum 1. September wegfällt".