Hochmotiviert und in bester Stimmung waren nicht nur die Kfz-Experten der Einladung des Verbands der Zertifizierten und Anerkannten hauptberuflichen Kfz-Sachverständigen, kurz ZAK e.V., nach Sachsen-Anhalt gefolgt. Parallel zum wie immer hochkarätigen Vortragsprogramm fand in der Leipzighalle eine umfangreiche Fachausstellung statt. Prüf- und Hageldienstleister, Überwachungsorganisationen und Restwertbörsen sorgten dort für eine in jeder Hinsicht umfassende und fachkundige Information und Beratung der Teilnehmer.
Dementsprechend zufrieden konnte ZAK Präsident Dr. Marc Trömner dann auch seine Gäste im vollbesetzten Saal begrüßen, bevor Prof. Dr. Peter König von der Hochschule Trier die Moderation übernahm und durch eine abwechslungsreiche und interessante Tagesagenda führte.
Elektro- und Mikromobilität im Fokus
Den Einstieg in die technischen Themen übernahm Andreas Busse von der fka in Aachen. Der Experte für Nachhaltigkeitsstrategien berichtete von der beeindruckenden Geschwindigkeit, mit der die Automobilbranche sich aktuell auf die Elektromobilität und eine vollständig nachhaltige Wertschöpfungskette ausrichtet. Besonderes Interesse fand sein Überblick über die diesbezüglichen Entwicklungen und Vorgaben in den anderen Regionen der Welt, die dazu führen, dass die Hersteller parallel unterschiedliche Strategien verfolgen müssen, um allen Anforderungen gerecht werden zu können.
Welchen großen Beitrag die Mikromobilität zu einer nachhaltigen Verkehrswende leisten kann, führte nachfolgend Prof. König selbst aus. Er versäumte dabei nicht, aufzuzeigen, wie stark die vorhandene Verkehrsinfrastruktur und der aktuelle europaweite Trend hin zu großen und schweren SUVs diese Transformation behindern. König verwies auf die erfolgreichen Konzepte und Lösungsansätze verschiedener Nachbarländer, so dass final sehr klar wurde, dass die Mikromobilität bei uns erst dann wirklich Akzeptanz finden wird, wenn mit der richtigen Verkehrspolitik die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen worden sind.
Übergangslösung E-Fuels?
Karsten Schulze als der aktuelle Technik-Präsident des ADAC traute sich anschließend an das politisch brisante Thema der E-Fuels heran. Gut informiert erläuterte er die unterschiedlichen Standpunkte zu diesem Thema, bewertete die verschiedenen Technologien und kam dann zu dem Schluss, dass die nachhaltige Verkehrswende ohne den zumindest übergangsweisen Einsatz von E-Fuels gar nicht stattfinden kann. Bei den Teilnehmern kam sein deutlicher Appell an die Politik, dringend verlässliche Rahmenstrukturen zu schaffen, um so eine Planungssicherheit und für die Nutzer besonders die Bezahlbarkeit der Mobilität langfristig zu gewährleisten, sehr gut an.
Diebstahl leicht gemacht
Ein ungläubiges Raunen ging durch den Saal, als Tim Berger in seinem Vortrag über die Möglichkeiten des digitalen Einbruchs in Fahrzeuge erklärte, wie simpel die Sicherheitssysteme zahlreicher aktueller Fahrzeuge in kürzester Zeit überlistet werden können. Es schlossen sich spannende Diskussionen mit dem Publikum an, in denen immer deutlicher wurde, dass insbesondere die mangelhafte Beweisbarkeit aufgrund fehlender Spuren diese Art des Einbruchs zu einem wirklichen Problem macht.
Rege Diskussionen
Dass die Tücken bei dem Ausbau der Ladeinfrastruktur manchmal für den Laien tief verborgen im Detail liegen können, bewies Martin Leutelt von der HTWK Leipzig mit einem Einblick in die offenen Fragen bzgl. des Lastmanagements und besonders des Eichrechts bei öffentlichen Ladesäulen.
Zum Thema Speicherung von Wasserstoff in Metallhydriden kam Dr. José Bellosta von Colbe vom Helmholtz Hereon Institut für Wasserstoff Technologie zu Wort. In beeindruckend leichter und verständlicher Art beschrieb er die chemischen Grundlagen und Anwendungspotenziale dieser Technik. Die angeregte Diskussion im Anschluss zeigte, wie sehr sich die Teilnehmer für Wasserstofftechnologien und Brennstoffzellen interessieren und wie hoch allgemein das Potenzial dieser Art der Energiespeicherung und Antriebstechnologie eingeschätzt wird.
Ebenso intensiv wurden die Aussagen des letzten Referenten diskutiert. Felix Bentgens vom Institut für Fahrzeugtechnik Trier erläuterte die Strategie der adaptiven Rückhaltesysteme und konnte deutlich vermitteln, wie groß das Entwicklungspotenzial der aktuellen Schutzsysteme noch ist, sobald die Systeme Humanfaktoren wie Größe, Gewicht und Geschlecht der Insassen berücksichtigen können.
Konzept geht auf
Die trotz Corona-Pause konstant hohen Besucherzahlen zeigen, dass die Strategie des ZAK e.V., auf dem Forum bewusst auch kritische und politische Themen im erweiterten Umfeld des Sachverständigen zu beleuchten, erfolgreich angenommen wird. Das Forum endete nach intensiven Diskussionen und zahlreichen Fachgesprächen und fand seinen Ausklang in einer laut Teilnehmerstimmen "überaus geselligen Abendveranstaltung mit Livemusik und viel Tanz".