Von Elfriede Munsch/SP-X
Neue Motoren und Assistenzsysteme, dazu ein bisschen Schminke für innen und außen: Mercedes hat die V-Klasse aufgefrischt und stellt die modernisierte Großraumlimousine ab Juni in die Schauräume der Händler.
Wie gehabt, ist die V-Klasse in drei Längen (4,90, 5,14 oder 5,37 Meter) und mit zwei Radständen (3,20 und 3,43 Meter) erhältlich. Geblieben ist auch das typische Mercedes-Interieur – es gab nur ein paar kosmetische Änderungen an den Lüftungsdüsen sowie neue Lederpolster. Die Bedienelemente haben sich nicht verändert; das MBUX-System für Sprachsteuerung und Multimedianutzung hat nicht Einzug in die V-Klasse gehalten.
Die wichtigste Änderung der renovierten V-Klasse hat unter der Motorhaube stattgefunden. Der betagte 2,1-Liter-Diesel wurde in Rente geschickt, jetzt sorgt der Zweiliter-Vierzylinder (OM 654) für Vortrieb. Er wird in der V-Klasse in drei Leistungsstufen angeboten und erfüllt die Abgasnorm Euro 6d-temp. Neben dem Einstiegsaggregat mit 163 PS (220d) kommen noch die Varianten mit 140 kW1/90 PS (250d) und 176 kW/239 PS (300d) zum Einsatz. Das Leistungsangebot ist damit komplett; einzig die elektrische V-Klasse mit 150 kW/204 PS, die auf der IAA ihr Debüt gibt, erweitert das Antriebsportfolio.
Zur Markteinführung der konventionellen Modelle ist zunächst der 220d ausschließlich mit einer Neungang-Automatik erhältlich, eine Sechsgang-Schaltung schiebt Mercedes im Juli für diesen Motor nach. Beim 250d und 300d gehört die Automatik, die die bisherige Siebengang-Automatik ersetzt, zum Serienumfang. Standardmäßig wird das Fahrzeug über die Hinterachse angetrieben, optional steht für alle Triebwerke Allrad zu Wahl.
Anders als zum Beispiel bei seiner Verwendung in der E-Klasse kommt der OM564 in der Großraumlimousine nicht in Verbindung mit einem 48-Volt-Bordnetz und damit ohne die Option aus, als Mildhybrid zu rekuperieren oder zu segeln, um damit Treibstoff zu sparen und den CO2-Ausstoß zu reduzieren.
Mercedes-Benz V-Klasse (2020)
BildergalerieVerbrauchsoptimiert sollen die Motoren trotzdem sein. Im Vergleich zu den Vorgängeraggregaten fällt der Durchschnittsverbrauch um bis zu 13 Prozent niedriger aus. Für den 220d gibt Mercedes Werte zwischen 6,0 und 6,2 Litern an, 250d und 300d begnügen sich auf dem Papier mit jeweils 5,9 bis 6,1 Litern.
Volumenmotor wird nach Mercedes-Einschätzung der 300d. Die Kundschaft ist nicht nur ausgabefreudig, was Ausstattung und Extras angeht, sondern liebt auch kraftvolle Triebwerke. Und das neue Topaggregat bietet mit 500 Nm reichlich Durchzugskraft. In 7,9 Sekunden gelingt der Standardspurt, die Höchstgeschwindigkeit ist mit 220 km/h angegeben. Im kurvigen und bergigen Hinterland von Barcelona konnte das Triebwerk seinen Drehmomentvorteil gut in Szene setzen. Unaufgeregt, dafür aber immer kraftvoll, ging es zur Sache. In Kombination mit der Automatik, die die Gänge richtig und schnell sortierte, ging es daher entspannt, aber flott zur Sache. Bei Bedarf kommen– tritt man das Gaspedal zwecks Überholvorgangs mit aller Macht durch – kurzfristig noch weitere 30 Nm ins Spiel.
Die V-Klasse ist wendig, zumindest auf der Straße. Für enge Parkhäuser ist sie eher nicht gedacht. Das Fahrwerk ist kommod, also für den sanften Personentransport, gedacht und abgestimmt. Sportlich um die Ecke flitzen ist möglich, macht den hinteren Passagieren sicherlich wenig Spaß.
Wer es etwas ruhiger angehen lassen möchte, ist mit dem 250d gut bedient. Mit 440 Nm geht es immer noch kraftvoll zu, unter der Volllast tut sich das Aggregat allerdings etwas schwerer als der 300d und wird auch lauter. In 9,4 Sekunden geht es von 0 auf Tempo 100, Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 205 km/h. Der Verbrauch lag bei ersten Testfahrten mit 7,5 Litern knapp unter dem des 300d.
Massagesitze aus der S-Klasse
Wahrer Luxus wird gegen einen Aufpreis von 7.735 Euro geboten. Zu diesem Preis gibt es zwei aus der S-Klasse bekannten Massagesitze mit Liegefunktion in der ersten Fondreihe. In den breiten, vielfach verstellbaren Polstern versinkt man regelrecht. Wärmen, Kühlen, Massieren steht hier auf dem Programm, Einziger Nachteil: Der Weg zu den wahlweise gekühlten oder gewärmten Cupholdern mit den entsprechenden Getränken ist sehr weit. Man muss sich, möchte man etwas trinken, immer wieder aus dem schläfrig machenden Gestühl herauslehnen.
Apropos Geld: Die wenigsten V-Klassen gehen als Basismodell zu den Kunden. Die meisten Kunden entscheiden sich für die Ausstattungsvariante Avantgarde unter anderem mit Leder, zweiter Schiebetür und 17-Zoll-Alus, Rund 58.000 Euro werden hier mindestens verlangt. Als 300d in der beliebten mittleren Länge (5,14 Meter) kostet das Fahrzeug 63.000 Euro. Und es immer noch Luft nach oben für Extras. Immerhin: Eine schönere Front mit mehr Chrom gibt es jetzt ab Werk. Und die hat es sogar in sich - eine größere und bessere Kamera für das Funktionieren der Assistenten fand dort Platz. Der Stern ist zudem größer und glänzender geworden.