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Elektroautos als Dienstwagen: Neuer Steuervorteil kommt 2019

01.08.2018 11:50 Uhr
Elektroautos als Dienstwagen: Neuer Steuervorteil kommt 2019
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer ist klarer Befürworter der Elektrifizierung.
© Foto: picture alliance/FrankHoermann/SVEN SIMON

Die Nachfrage nach E-Autos bleibt gering. Die Bundesregierung will nun bei Firmenwagen ansetzen. Sie erwartet einen Schub für die Elektromobilität. Kritik kommt von Branchenexperten.

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Von Andreas Hoenig, dpa

Wer ein Elektroauto als Dienstwagen auch privat nutzt, kann bald mit Steuervorteilen rechnen. Das Bundeskabinett beschloss am Mittwoch eine milliardenschwere Förderung. Die große Koalition erwartet einen Schub bei der weiterhin schleppenden Nachfrage nach E-Autos. Umweltverbände dagegen sprachen von einem Geschenk vor allem für Fahrer von Luxusautos, weil der Steuervorteil auch für schwere und umweltschädliche Hybridfahrzeuge gelte.

Umweltfreundliche Fahrzeuge wie Fahrräder würden nicht von der geplanten Steuererleichterung profitieren, sagte Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des ökologischen Verkehrsclubs VCD. "ÖPNV-Fahrgäste, die umweltfreundlich unterwegs sind, die Fahrzeuge selbst jedoch nicht besitzen, gehören ohnehin nicht zu den Dienstwagenprivilegierten."

Bisher muss ein Arbeitnehmer, der seinen Firmenwagen privat nutzt, monatlich ein Prozent des Listenpreises als geldwerten Vorteil versteuern – für Elektro- und Hybridfahrzeuge soll es künftig einen halbierten Satz von 0,5 Prozent geben. Die Neuregelung soll gelten für Elektro- und Hybridfahrzeuge, die vom 1. Januar 2019 bis zum 31. Dezember 2021 angeschafft oder geleast werden.

"Preiswerter und interessanter"

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sagte der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: "Damit kann sich auch ein reger Gebrauchtwagenmarkt etablieren. E-Fahrzeuge werden dadurch preiswerter und für eine breite Kundengruppe interessanter." Bei Elektroautos als Dienstwagen gilt die bisherige Regelung wegen bislang höherer Anschaffungskosten finanziell als unattraktiv. Union und SPD hatten in ihrem Koalitionsvertrag einen reduzierten Satz bei der Dienstwagenbesteuerung vereinbart.

Die Neuzulassungen von Elektroautos sind zuletzt zwar gestiegen, der Marktanteil ist aber weiter gering. Als Haupthindernisse gelten der vergleichsweise hohe Preis der Fahrzeuge, die geringer Reichweite und eine bislang unzureichende Ladeinfrastruktur. Beliebt als Dienstwagen sind trotz des Abgas-Skandals vor allem Dieselfahrzeuge.

Wie aus Regierungskreisen verlautete, werden für Bund und Länder insgesamt Steuermindereinnahmen von 1,96 Milliarden Euro erwartet, der größere Teil davon zum Ende des Zeitraums. Die Länder müssten den Plänen im Bundesrat noch zustimmen.

Fuhrparkverband begrüßt Entscheidung

Der Fuhrparkverband BVF hatte bereits am Dienstag die Pläne der Regierung positiv bewertet. "Wir begrüßen es sehr, dass die Politik hier aktiv wird", sagte Geschäftsführer Axel Schäfer in Mannheim. Es sei allerdings wünschenswert, wenn Förderungen dennoch nicht einseitig erfolgen, sondern alle Antriebsformen mit reduzierten Emissionen entsprechend begünstigt würden.

Mit Blick auf die wegfallenden Steuereinnahmen der Länder betonte Schäfer: "Schon bisher gab es bei E-Fahrzeugen eine Reduzierung des geldwerten Vorteils, abhängig von den kWh der Batteriekapazität." Insofern sei der Steuerausfall in drei Jahren nur zum Teil eine neue Investition des Staates.

Der Verband der Automobilindustrie nannte den Steuervorteil für E-Dienstwagen als "guten Beitrag" zum Markthochlauf der Elektromobilität. Die Gesetzesänderung werde gerade ab den Jahren 2019 und 2020 relevant, wenn eine Vielzahl neuer Modelle auf den Markt kämen. Firmenwagen machten 44 Prozent aller E-Neuzulassungen aus, der Anteil an allen Pkw-Neuzulassungen sei mit 32 Prozent deutlich geringer. Mehr als 57 Prozent aller in Deutschland zugelassenen Firmenwagen kämen aus den unteren Segmenten bis einschließlich der Mittelklasse.

Abgabenlast auf Strom zu senken

Der Energieverband BDEW erklärte, das neue Steuerprivileg sei ein wichtiger Baustein dafür, dass E-Autos finanziell attraktiver werden. Genauso notwendig wäre es allerdings, die Steuer- und Abgabenlast auf Strom zu senken – um Strom als Treibstoff und damit die Elektromobilität insgesamt gegenüber Benzin- und Diesel konkurrenzfähig zu machen. 

Der Verkehrsclub VCD kritisierte, die Steuererleichterung für "PS-strotzende" Plug-In-Hybride" entpuppe sich als umweltschädliches und unsoziales Konjunkturprogramm für die Autoindustrie. Auch der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer sagte, es würden vor allem Hybridfahrzeuge profitieren. Der Leiter des CAR-Instituts an der Uni Duisburg-Essen schlug stattdessen vor, die Kraftstoffsteuer für neue Diesel auf das Niveau von Benzinern anzuheben.

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KOMMENTARE


Marco

01.08.2018 - 10:44 Uhr

Geht es wieder nur um Plugin Hybride , die dann auch so benannt werden sollten, oder tatsächlich um Hybride - Toyota, Hyundai,Kia ? Diese permanente Fehlinformation der Medien zum Thema staatliche Förderung der Hybridfahrzeuge nervt bereits gewaltig. Da brauchen wir kein neues Kapitel sondern einfach klare Namensgebung.


Jürgen Sangl

01.08.2018 - 12:35 Uhr

Nicht die Nachfrage nach reinen Eletroautos ist gering sondern die Verfügbarkeit. Die Lieferzeiten betragen bei allem Marken zwischen 9 und 15 Monaten. Die Förderung der Hybride ist umwelttechnisch gesehen höchst fragwürdig indem nur ein Steuergeschenk für die deutschen Hersteller die im Bereich Elektro ja nur Ankündigungsmeistet sind.


RW

01.08.2018 - 17:50 Uhr

Solange die Haupthindernisse Preis, Reichweite und Ladeinfrastruktur nicht attraktiv sind, wird auch ein finanzieller Anreiz wenig Anschub bringen. Hier wartet aber jeder auf den anderen: die Kunden auf den Ausbau der Infrastruktur und die Infrastrukturanbieter auf eine genügend große Anzahl an Kunden und Fahrzeugen. Abgesehen davon steht da noch das Problem im Raum, aus welchen Energiequellen der Strom kommen soll? Vielleicht ist erst die Mammutaufgabe der Energiewende zu lösen, bevor wir E-Fahrzeuge im Faktor 10 auf die Straße bringen. Ganz zuletzt wird es aber auch keinen Dieselfahrer dazu bewegen, der das Drehmoment seines Fahrzeuges nicht eintauschen will, insbesondere wenn er viel und gerne mit Anhänger oder Beladung fährt. Das ist dann eine Glaubensfrage... eher macht man aus einem Wagyu-Rindersteak-Liebhaber einen Tofu-Esser :-)


Wolf

01.08.2018 - 19:14 Uhr

Tolle Idee, dann kann ich im Außendienst bei jedem Kunden nachladen.


E.Driver

01.08.2018 - 19:50 Uhr

Nachfrage nach E. Autos bleibt gering.Diese Behauptung ärgert mich immer wieder. Wo soll die Nachfrage denn herkommen, wenn es so gut wie keine Auswahl an E. Fahrzeuge gibt. Wer einmal ein E. Aute gefahren ist, wird zu 90% keinen Verbrenner mehr fahren wollen.


Norbert Aust

02.08.2018 - 10:26 Uhr

Die Halbierung des Steuersatzes ist ein guter Ansatz. Jedoch wird das nicht zu einer Erhöhung der Zulassungszahlen führen, weil die deutsche Autoindustrie augenscheinlich kein Interesse hat, E-Autos zu produzieren. VW fertigt beispielsweise nur 72 eGolf pro Tag, trotz langer Wartefristen (wir warten bereits seit mehr als 9 Monaten - und kein Liefertermin in Sicht). Hier wird doch offensichtlich, dass man viel lieber mit allen legalen und illegalen Tricksereien die Verbrenner - Cash-Cow melken möchte als zukunftsweisende Technologien voranzutreiben. Wollen wir denn wirklich auch diesen Markt, wie bereits die Elektronik- und Solartechnologie, an die Asiaten verlieren?


Frank Fehling

02.08.2018 - 12:02 Uhr

@ E.Driver Ihre Aussage ist nicht ganz richtig. Nennen Sie mir doch bitte die Vorteile und Nachteile eines Verbrenner und die dass vom E-Auto. Nicht zu vergessen die Gesamtkosten. Nur ein Beispiel zwischen diesen beiden Fahrzeugen:Toyota Yaris Hybrid und Renault ZOE/E-AutoAnschaffungspreis, Verbrauch, KFZ-Steuer, Versicherung,Batteriemiete, Inspektionskosten und...Die Differenz zwischen diesen beiden Fahrzeugen ist sehr gewaltig.Bei 10 Jahren und einer jährlichen Fahrleistung von 10.000 km sind zwischen dem Japaner und dem Franzosen fast 11.000,-€ Mehrkosten zum Nachteil des Franzosen.


Rudi

03.08.2018 - 09:44 Uhr

@Norbert Aust, Ihren Ärger um die lange Lieferzeit kann ich nachvollziehen. Es hat nur leider nichts mit "Nicht-Wollen" zu tun, sondern mit "Nicht-Können". Nach Einführung der Umweltprämie sind die Verkaufszahlen beim eGolf innerhalb eines Monats auf die Anzahl des gesamten Vorjahres gestiegen. So schnell lässt sich die Produktion eines e-Fahrzeugs aber nicht hochfahren, auch weil die Zulieferer (vor allem die der Batterie) mit der Nachfrage noch nicht mithalten können. Tesla kann ebenfalls ein Lied davon singen.


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