Daimler steuert im Streit um die Zukunft seiner Elektro-Fertigung auf weitere Produktionseinbußen und abgesagte Arbeitsschichten zu. Im Stammwerk Stuttgart-Untertürkheim konnten sich Betriebsrat und Management auch am Montagabend nicht einigen, wie die Belegschaftsvertretung am Dienstag berichtete. Für Samstag wurde daher die Genehmigung sämtlicher Überstunden an dem zentralen Standort abgelehnt.
Damit drohen - wie schon vorige Woche bei der E-Klasse-Produktion in Sindelfingen - Ausfälle in der Autofertigung. Anders als zuletzt will der Betriebsrat diesmal auch «produktionsbegleitende Bereiche» wie Instandhaltung einschließen.
Aus Sicht des Untertürkheimer Betriebsratschefs Wolfgang Nieke reicht das Angebot für die Ansiedlung der E-Mobilität in dem Werk nicht aus. "Wir haben noch immer keine Lösung beim Thema Antriebskomponenten", sagte er. "Auch das Gerüst dafür steht nicht." Weil Daimler keine hinreichenden Zusagen mache, müsse man nun den Druck erhöhen.
Aus dem Konzern hieß es, zum Inhalt der Verhandlungen und möglichen Folgen gebe es keine neuen Details. Zuvor hatte man das Interesse an einer «konstruktiven» Fortsetzung unterstrichen. Die Gespräche wurden auf die kommende Woche verschoben, der genaue Tag war noch unklar.
Kernpunkt des Konflikts ist die Frage, für welche elektrischen Teile und Baugruppen das Hauptwerk mit rund 19.000 Mitarbeitern künftig zuständig sein soll - und ob sich die Beschäftigten auch außerhalb der Arbeitszeit dafür fortbilden müssen. Bis 2025 peilt die Kernmarke Mercedes-Benz beim Pkw-Absatz einen Elektroanteil von 15 bis 25 Prozent an.
Generell kommen durch den schrittweisen Wechsel zur E-Mobilität große Umwälzungen auf die gesamte Autobranche zu. Volkswagen etwa muss einen Milliarden-Einsparbedarf mit dem nötigen Ausgabenvolumen für die neue Technik ausbalancieren, neben der beschlossenen Forschung an Batteriezellen hat das Motorenwerk Salzgitter Chancen auf den Aufbau einer Zellfertigung. Bei BMW sollen ebenfalls Milliarden in E-Modelle fließen, wobei die Gewinnkraft der "Stromer" zulegen soll - auch dank weniger Ausstattungsvarianten anderswo. Die VW-Tochter Audi plant ab 2019 den Bau ihres zweiten batteriegetriebenen Autos im Werk Brüssel. (dpa)