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Wechsel an Konzernspitze: Aufsichtsrat macht Druck für VW-Umbau

10.04.2018 14:21 Uhr
Vor der Ablösung: VW-Chef Matthais Müller
© Foto: Peter Steffen/dpa

"Weiterentwicklung der Führungsstruktur" – mit einer Mitteilung an die Finanzwelt wirft VW viele Fragen auf. Die Erklärung von Insidern: Konzernboss Müller soll von Kernmarken-Chef Diess abgelöst werden. Die Erwartungen an den Ex-BMW-Manager sind hoch.

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Der frühere BMW-Manager und aktuelle VW-Markenchef Herbert Diess wird aller Voraussicht nach neuer Vorstandschef der gesamten Volkswagen-Gruppe. Der 59-Jährige soll bald Matthias Müller an der Spitze des weltgrößten Autokonzerns ablösen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus Aufsichtsrats- und Unternehmenskreisen.

Insidern zufolge ist der Schritt im Rahmen eines größeren Konzernumbaus zu sehen, die insgesamt vorgesehenen Veränderungen in Wolfsburg seien umfassend. Auch andere Medien wie das "Handelsblatt", die "Bild"-Zeitung oder die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichteten darüber.

Im Zuge des geplanten Umbaus soll außerdem ein enger Vertrauter von Betriebsratschef Bernd Osterloh neuer Personalvorstand werden. Den Posten übernehmen soll Gunnar Kilian, aktuell Generalsekretär des VW-Konzernbetriebsrates, wie die Deutsche Presse-Agentur am Abend aus Kreisen des Aufsichtsrats erfuhr.

Kilian soll den bisherigen Personalvorstand Karlheinz Blessing ablösen. Das hatte zuvor der "Spiegel" berichtet, über die geplante Ablösung Blessings auch das "Handelsblatt". Der einflussreiche VW-Betriebsratschef Osterloh sitzt auch im Aufsichtsrat. Blessing ist erst seit Anfang 2016 im Amt.

VW selbst hatte in einer Mitteilung an die Finanzwelt angekündigt, man prüfe "eine Weiterentwicklung der Führungsstruktur". Dies schließe Änderungen bei den Verantwortlichkeiten ein, jedoch womöglich auch "eine Veränderung im Amt des Vorstandsvorsitzenden".

Welche Punkte im Einzelnen vorgesehen sind und was dies konkret für die Zukunft Müllers bedeuten würde, war vorher unklar geblieben – Volkswagen machte zunächst keine weiteren Angaben dazu. Der Vertrag von Müller (64) läuft eigentlich noch bis 2020. Diess kam 2015 von BMW und handelte unter anderem das Reform- und Sparprogramm "Zukunftspakt" bei der Stammsparte mit dem mächtigen Betriebsrat aus.

Kontrolleure treffen sich am Freitag

Müller habe seine "grundsätzliche Bereitschaft signalisiert, an den Veränderungen mitzuwirken", erklärte VW. An diesem Freitag soll nach dpa-Informationen der Aufsichtsrat zusammenkommen. Dabei dürfte es um eine mögliche Abspaltung des Lkw-Geschäfts und Top-Personalien gehen.

Bei Volkswagen sind die internen Strukturen seit langem ein zentrales Thema, der riesige Konzern kämpft mit seinem komplexen Aufbau und will den einzelnen Marken und Regionen mehr Verantwortung geben. Außerdem erfordern die Elektromobilität und die Vernetzung viele Veränderungen. Volkswagen investiert hier bereits Milliarden.

Zeitgleich mit den Wolfsburgern ging die Muttergesellschaft Porsche SE an die Öffentlichkeit und teilte mit, dass Veränderungen im VW-Vorstand auch zu Änderungen im Vorstand bei der Porsche SE führen könnten. Die von den Familien Porsche und Piëch kontrollierte Porsche SE hält gut 52 Prozent der Stimmrechte an Volkswagen. Die VW-Vorzugsaktien im Dax legten deutlich zu, zum Handelsschluss an der Frankfurter Börse gewannen sie knapp fünf Prozent.

"Das ist ein riesiges Problem"

Müller hatte kürzlich dem "Spiegel" gesagt, aus seiner Sicht müsse das oberste Management von Volkswagen "weiblicher, jünger und internationaler" werden. "Das ist ein riesiges Problem des Konzerns. (...) Ich würde auf jeden Fall gern mit dem Aufsichtsrat diskutieren, wie der Konzern nach meiner Zeit geführt werden soll und von wem." Er selbst könne sich auch eine Aufgabe im Aufsichtsrat vorstellen.

Der frühere Porsche-Chef war im Herbst 2015 an die Spitze von Volkswagen gekommen, nachdem Vorgänger Martin Winterkorn im Zusammenhang mit dem Bekanntwerden des Dieselskandals in den USA zurückgetreten war. Weil im Zuge der Affäre um manipulierte Abgastests auch viel grundsätzliche Kritik an den Abläufen bei VW laut wurde, stieß Müller Initiativen zu einem "Kulturwandel" an.

Im vergangenen Jahr konnte Volkswagen erneut stark zulegen. Die Kernmarke warf einen Betriebsgewinn von rund 3,3 Milliarden Euro ab – bereinigt um Sonderkosten für die Diesel-Affäre. Unabhängig von den sehr guten Zahlen müsse der Kulturwandel jetzt jedoch mutig und offen angegangen werden, hieß es aus dem Aufsichtsrat. (dpa)

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KOMMENTARE


Detlef Rüdel

10.04.2018 - 15:23 Uhr

Herrn Müller wird keiner, auch nur eine Träne nachweinen. Bis heute, hat Herr Müller es nicht verstanden, dass Diesel-Problem nachweislich zum Wohl der Kunden entsprechend zu lösen. Ich hoffe, dass von den verantwortlichen Managern, noch weitere Herrn Müller folgen. Darüber hinaus erwarte ich, dass Herr Winterkorn, zu dieser Angelegenheit noch in die Pflicht genommen wird.


Winfried Schultze

10.04.2018 - 15:55 Uhr

Die Abberufung wurde aber auch höchste Zeit. Der Gute hat doch kein Fettnäpfchen ausgelassen um peinlich in Erscheinung zu treten. Sei es die Aufarbeitung der Diesel-Affäre, die Arroganz gegenüber den betrogenen Kunden und Händlern, seine Polemik zu den AfD-Wählern. Und bitte nicht in den Aufsichtsrat entsorgen, da hat er nun lam gar nichts zu suchen.


ExVerkäufer

10.04.2018 - 16:30 Uhr

Ein unangenehmer Mensch, der die Kultur des Konzern nach außen hin nur noch schlechter darstellen konnte wird für viele Millionen weggelobt. Geld ist ja da! Die Verantwortlichen sind andere. Ändern an der Arroganz von VW wird das nicht. Die Kunden laufen dem Konzern ja nach.


carajan

10.04.2018 - 17:02 Uhr

Herr Müller war zum Zeitpunkt des Abgangs von M. Winterkorn die schnellste Möglichkeit einen erfahrenen Manager zu installieren. Als reiner Technokrat und Konzernurgesteim machte er nicht immer eine glückliche Figur! Trotzdem hat er den Konzernumbau in die richtige Richtung gebracht. Besser wäre für mich ein Manager, der außerhalb des Konzerns, sich profiliert hat......


Carlo SCHMID

10.04.2018 - 17:59 Uhr

Dieser Konzern ist hinsichtlich seinem "KULTUR"-Verständnis jenseits von dem, was erforderlich und zeitgemäß wäre. Der in jedem Fall teure Austausch von H. Müller und dessen Ersatz durch H. Diess wird in Anbetracht von dessen Persönlichkeit diesbezüglich keinerlei Fortschritt bringen. Aber ganz offensichtlich ist dies der Mehrheit der Kunden egal... Ergo wird es wohl so weitergehen wie bisher. Mit "Austausch einiger Gallioonsfiguren des Vorstands oder ohne diesen:" Ihr skandalöser "Erfolg" bestätigt die Herrschaften letztlich ...


Andreas

10.04.2018 - 21:28 Uhr

Die Vermutung liegt nahe, dass VW-Kunden dem Unternehmen nicht der nur sehr begrenzt sympathischen Konzernchefs wegen „hinterherlaufen“, sondern vielmehr den zwar eher langweiligen, aber funktionalen Produkten zusprechen, weil diese mit hohen Rabatten feilgeboten werden.


Ingo S.

11.04.2018 - 16:53 Uhr

Kilian Personalchef? Der Mann hat lediglich ein Volontariat bei einem Anzeigenblättchen im Umland von Wolfsburg hinter sich gebracht, bevor er auf Kumpelebene von Kocks an den Kanal gehievt wurde. Trotz entgegengesetzter politischer Vorgeschichte wurde er dann ein ganz überzeugter Gewerkschafter in der IG Metall. Die Kollegen-Laufbahn wurde nur von einem Jahr in Salzburg bei Ferdinand Piech unterbrochen. Vermutlich gab es Unterricht in griechischer Geschichte, z.B.Troja. Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle die, die sich Bildungsbiografien tatsächlich erarbeitet haben und ihr Handeln durch Kompetenz belegen. Wenn das die Qualifikationen sind, die das Topmanagement von Volkswagen repräsentiert, dann wundert mich gar nichts mehr!


Peter S.

11.04.2018 - 17:42 Uhr

Noch ist H. Müller im Amt; man wird sich noch wundern,was mit diesem Konzern organisatorsich passiert. Divisionalisierung und autonome Geschäftsbereiche sind gefragt und auch notwendig; H. Müller wird hier sicher ein neues Mandat bekommen und ein key player sein.In die Rente geht der Mann nicht!!!!!


VW Fahrer

12.04.2018 - 09:57 Uhr

VW führt ein Narrenspiel nach dem anderen auf und die Kunden laufen Ihnen trotzdem von alleine zu. Das zeigt zumindest das in der Entwicklung und Fertigung fähige Menschen arbeiten die Qualität rausbringen.Und das völlig unabhängig davon wer da oben an der Spitze sitzt.


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