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Trump und die Autobauer: Ruhe vor dem Sturm?

26.06.2017 16:01 Uhr
Donald Trump
Die Attacken des neuen US-Präsidenten auf die Autoindustrie sind schon legendär.
© Foto: Evan Vucci/AP/dpa

Das große Unwetter ist erst einmal vorbeigezogen, doch eitel Sonnenschein sieht anders aus: Trump und die Autobauer, darunter auch die deutschen, haben sich leidlich arrangiert. Ob der impulsive US-Präsident es dabei belässt, darf bezweifelt werden.

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Von Marco Engemann, dpa-AFX

Wenn BMW an diesem Montag in Spartanburg den neuen X3 präsentiert und dabei auch an die Entscheidung für den Bau des riesigen US-Autowerks in dem kleinen Ort vor 25 Jahren erinnert, dann werden die BMW-Manager und die lokalen Politiker wieder die guten Nachrichten auspacken. Dass diese US-Fabrik, intern "Plant 10" genannt, das größte Produktionswerk des BMW-Konzerns weltweit ist. Dass hier bisher acht Milliarden Dollar investiert wurden. Dass hier 9.000 Leute Arbeit finden, und dass weitere rund 60.000 Arbeitsplätze bei Hunderten Lieferanten an BMW hängen.

Doch über all dem schwebt eine dunkle Wolke: Donald Trump. Die Attacken des neuen US-Präsidenten auf die Autoindustrie sind schon legendär. Die Platzhirsche General Motors (GM), Fiat-Chrysler und Ford nahm er früh in die Schusslinie, weil sie angeblich zu viele Autos in Mexiko bauen und sie in die USA verkaufen. Trumps Kritik: Die Arbeitsplätze fehlen im eigenen Land. Dass er sie zurückholt, hat er seinen Wählern versprochen. Später gab es im Weißen Haus einen Fototermin, die US-Konzerne gelobten Besserung, Trump freute sich.

Noch bevor er im Amt vereidigt wurde, gab er der "Bild"-Zeitung und der Londoner "Times" ein Interview, in dem auch BMW und Daimler ihr Fett wegbekamen. "Wenn sie eine Fabrik in Mexiko bauen und Autos in die USA verkaufen wollen ohne eine 35-Prozent-Steuer, dann können sie das vergessen", polterte er in Richtung BMW. Stein des Anstoßes: Das geplante Werk in San Luis Potosi, in dem die Münchener ab 2019 den 3er für den Weltmarkt bauen wollen.

Im März sprach BMW-Chef Harald Krüger als Teil einer Delegation im Weißen Haus vor. Er kündigte dreistellige Millionen-Investitionen in die Ausbildung von Mitarbeitern an und machte Werbung für die Bedeutung des großen Werks in Spartanburg. Über Einfuhrzölle habe man aber nicht gesprochen, gab er später zu Protokoll. Am mexikanischen Werk halte man fest. Vor kurzem besuchte dann US-Arbeitsminister Alexander Acosta die Münchener, um sich über die Berufsausbildung zu informieren. Die Wogen glätteten sich etwas.

Spartanburg lebt von BMW

Auch in diesen Tagen wird Krüger versuchen, gut Wetter in den USA zu machen. Spartanburg, das 40.000-Einwohnerstädtchen im US-Bundesstaat South Carolina, und die Nachbarstadt Greer leben von BMW. Fast vier Millionen Autos mit dem weißblauen Logo haben sie hier seit 1994 gebaut. Aktuell laufen täglich bis zu gut 1.400 Autos der bei den Amerikanern so beliebten SUV-Stadtgeländewagen der BMW-X-Modellserie vom Band. 411.000 waren es letztes Jahr.

70 Prozent von ihnen hat BMW exportiert, rechnet Krüger gern vor. Mitnichten baue der Konzern auf Kosten von US-Arbeitsplätzen seine Autos woanders und verkaufe sie dann in den USA, soll das heißen. Dass aber über 60 Prozent der bisher in diesem Jahr in den USA verkauften Autos importiert wurden, steht auf einem anderen Blatt. 3er, 5er und 7er werden eben nicht in den USA gefertigt. Per Saldo sind die Münchener aber dennoch Exporteur.

Warum Trump sich gerade BMW vorgenommen hat, ist für die Münchener ein Rätsel. Wie umgehen mit diesem US-Präsident, der so unberechenbar scheint? Vor einigen Wochen blies er die Aufkündigung der nordamerikanischen Freihandelszone Nafta ab. Wird stattdessen neu verhandelt, so Trump. Ob die angedrohte 35-Prozent-Strafsteuer für Autos aus Mexiko nun kommt - unklar.

Importsteuer liegt in der Schublade

In seinem im April vorgestellten Steuerkonzept spielte die von den Republikanern ins Spiel gebrachte "Border Adjustment Tax", eine "Grenzsteuer" auf importierte Güter, keine Rolle. Aus Branchenkreisen der deutschen Autoindustrie heißt es, dass die US-Regierung durchaus konkrete Pläne dafür in der Schublade hat - und diese den Firmen auch schon präsentiert wurden, allerdings vor dem Konzept im April.

Die Sorge der Branche ist, dass Trump diese Importsteuer doch noch aus dem Hut ziehen könnte - um seine großzügigen Versprechen sinkender Unternehmenssteuersätze zu finanzieren. Allerdings, so glauben die Fachleute in den Konzernen, fehlen ihm dazu momentan die nötigen Stimmen im US-Senat.

Aber wer weiß, was ist, wenn der Präsident unter Druck gerät. Dass Trump bisher nur wenige Auto-Jobs zurückgeholt hat, wurde erst kürzlich wieder offenbar. Da kündigte Ford nach einigen Kehrtwenden an, den nächsten Ford Focus weder in den USA noch in Mexiko, sondern in China zu bauen.

BMW jedenfalls zeigt gern her, was sie in Spartanburg zu bieten haben. Zum Jubiläum werden ein US-Senator und der Gouverneur von South Carolina erwartet. Krüger hat auch Donald Trump eingeladen. Mit dessen Erscheinen wird allerdings nicht gerechnet.

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