Fiat muss einen Dämpfer einstecken. Angesichts eingebrochener Verkäufe im wichtigen Markt Brasilien senkte der italienische Konzern seine Erwartungen an das Gesamtjahr. Als Stütze erwies sich dagegen erneut die US-Tochter Chrysler. Auch im Sorgenmarkt Europa stiegen die Verkäufe wieder leicht, wie Fiat am Mittwoch am Sitz in Turin mitteilte.
Die Gruppe lieferte im dritten Quartal insgesamt 191.000 Fahrzeuge nach Brasilien, das war ein Rückgang um 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damals hatten Steueranreize den Verkauf angekurbelt. Der brasilianische Markt ist damit für Fiat genauso wichtig wie der europäische. Hier lieferte Fiat 211.000 Wagen aus, ein Zuwachs von vier Prozent.
Mit mehr als einer halben Million verkauften Fahrzeugen macht die Fiat-Gruppe aber das meiste Geschäft in Nordamerika. Das kommt durch die Beteiligung an Chrysler. "Wir sind besonders zufrieden mit dem Abschneiden von Ram", sagte Konzernchef Sergio Marchionne in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Unter dieser Marke verkauft Chrysler seine Pick-up-Trucks, die zu den beliebtesten in den USA zählen. Ins Geld gingen dagegen Produktionsprobleme beim neuen Jeep Cherokee.
Bilanzretter aus den USA
Insgesamt konnte Chrysler aber auch im dritten Quartal seinen Umsatz und Gewinn verbessern, was dem Mutterkonzern erneut die Bilanz rettete. Die Amerikaner steigerten ihre Erlöse um 14 Prozent auf 17,6 Milliarden Dollar (12,8 Milliarden Euro). Der Gewinn verbesserte sich um 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf unterm Strich 464 Millionen Dollar.
Mit dieser Schützenhilfe konnte die Fiat-Gruppe den Umsatz leicht steigern auf 20,7 Milliarden Euro und den Gewinn um elf Prozent erhöhen auf 189 Millionen Euro. Wenn man allerdings den Anteil herausrechnet, dem insbesondere dem zweiten Chrysler-Besitzer zusteht, lag Fiat weiterhin leicht im Minus.
Fiat war 2009 bei Chrysler eingestiegen, als der Hersteller in der Wirtschaftskrise vom Staat gerettet werden musste. Fiat bot technisches Know-How an. Die Partnerschaft erwies sich als Erfolg. Chrysler schreibt seit neun Quartalen Gewinne. Die Italiener besitzen mittlerweile 58,5 Prozent an den Amerikanern. Der Rest liegt in den Händen eines Gesundheitsfonds der US-Autogewerkschaft UAW.
Drohung an Gewerkschaft
Fiat würde Chrysler gerne komplett übernehmen, wird sich mit den Gewerkschaftern aber über den Preis nicht einig. Deshalb bereitet Chrysler seinen Börsengang vor. Der Fonds kann dabei seine Anteile am Markt verkaufen. Fiat hatte bereits angedroht, die Zusammenarbeit mit Chrysler dann auf den Prüfstand zu stellen.
Angesichts des Rückschlags in Brasilien dürfte das aber schwierig werden: Das Management erwartet nun im Gesamtjahr einen Konzernumsatz von rund 88 Milliarden Euro, nachdem zuvor bis zu 92 Milliarden Euro machbar schienen. Der Gewinn soll zwischen 900 Millionen und 1,2 Milliarden Euro betragen statt bis zu 1,5 Milliarden Euro. Fiat führte auch ungünstige Wechselkurse als Grund für den getrübten Ausblick an. (dpa)