Bislang diktiert die Funktion die Form eines Autos. Der große Verbrennungsmotor und das Getriebe müssen untergebracht sein, und auch auf Kühlergrill und Auspuff kann kein Wagen verzichten. Die Elektrifizierung des Antriebs bricht das strenge Korsett der Anforderungen nun langsam auf. Das Automobil-Design ist im Umbruch.
Noch sind die aktuellen Elektroautos in der Regel konventionell gestaltet. Meist tragen sie die neue Technik unter dem alten Blechkleid wie etwa der Mini E, der Elektro-Smart oder der Kia Venga EV. Erste Spuren der kommenden Design-Umbrüche sind aber bereits an den auf den großen Messen präsentierten E-Fahrzeugstudien zu finden.
Geringer Luftwiderstand und Leichtbau werden künftig eine entscheidende Rolle für Elektroautos spielen. Da die Batteriekapazität und damit die Reichweite begrenzt ist, müssen die Fahrzeuge extrem sparsam mit der Energie umgehen. Wie eine große Reiselimousine mit Elektroantrieb aussehen könnte, zeigt beispielsweise Opel mit der Studie Flextreme GT/E. Die Karosserie besteht zum Großteil aus leichten Kohlefaser-Verbundstoffen, die Fenster sind aus Plastik, tragende Teile sind aus Aluminium gefertigt. Gegenüber einem konventionellen Fahrzeug in der oberen Mittelklasse soll die Studie rund 40 Prozent weniger wiegen. Hinzu kommt ein strikt auf Aerodynamik ausgelegtes Design. Der nur 1,30 Meter hohe Fünftürer kommt mit seiner kleinen Stirnfläche, den sanft gerundeten Formen und dem gekapselten Unterboden auf einen cW-Wert von lediglich 0,22.
Dabei helfen auch Details: Anstelle herkömmlicher Griffe finden sich berührungslose Sensoren an den Türen, kleine Kameras ersetzen die Außenspiegel. Strömungsgünstig und ein Hingucker zugleich sind die beiden vertikalen Luftleitbleche, die ab Tempo 50 aus den hinteren Kotflügeln herausfahren. So gerüstet soll die "Blitz"-Studie rund 60 Kilometer in rein elektrischer Fahrt zurücklegen können; danach dient ein Verbrennungsmotor als sekundäre Energiequelle und erzeugt den Strom, den die Batterie benötigt, um auch weiterhin das Fahrzeug rein elektrisch anzutreiben. Damit ist eine Reichweite von über 500 Kilometern möglich.
Extreme Platzökonomie ist das Ziel der Stadtflitzer-Studie Peugeot BB1, eine Mischung aus Kleinwagen und Motorrad. In dem nur 2,60 Meter langen Winzling finden vier Personen Platz; möglich wird das durch eine extrem aufrechte, fast stehende Sitzposition. Ein Glasdach sorgt für luftiges Raumgefühl. Weiterer Grund für die Mini-Abmessungen ist der Verzicht auf einen klassischen Motorraum. Statt eines zentralen Triebwerks erledigen vier Radnabenmotoren in den Felgen den Vortrieb, so dass die Karosserie nur die Insassen und die im Unterboden untergebrachte Batterie umschließen muss. Die geringe Länge und der Wendekreis von nur 3,50 Metern machen den BB1 so zum konkurrenzlosen Parkplatzjäger. Peugeot hat bereits angekündigt, aus dem Konzeptauto ein Serienmodell zu entwickeln. Wann und in welcher Form es auf den Markt kommt, ist aber noch ungewiss.
Ball auf Rädern
Schon fast ein Klassiker in Sachen Elektroauto-Design ist der Nissan Pivo. Die Form des Cityflitzers ist rein durch die Funktion bestimmt. Die Passagiere nehmen in einer kugelförmigen Fahrgastzelle Platz. Klassische Pkw-Formen sucht man bei dem Auto vergeblich: Der Pivo ist ein Ball auf Rädern. Die Motoren verschwinden in den Radnaben, die Batterien im Unterboden. Der Praxisnutzen der Konstruktion zeigt sich beim Ein- und Ausparken. Die Fahrgastzelle kann um 360 Grad gedreht werden, so dass sie immer in Fahrrichtung zeigt. Einen Rückwärtsgang gibt es nicht.