Nach vier Jahren Auto-Krise in Russland rechnet der Marktführer Avtovaz mit einem Ende der Talfahrt. "Wir halten eine Zunahme beim Absatz auf dem gesamten Markt zwischen null und fünf Prozent für möglich", sagte Konzernchef Nicolas Maure der Deutschen Presse-Agentur. "2020 sollte der russische Markt wieder auf Platz zwei oder drei in Europa sein", betonte Maure am Sitz der Traditionsmarke Lada in der Wolgastadt Togliatti. Dennoch brach der Absatz im Januar zunächst weiter ein.
Lange galt Russland in der Autobranche als Hoffnungsmarkt. Mit rund 2,9 Millionen verkauften Neuwagen lag Russland 2012 europaweit auf Platz zwei hinter Deutschland. Doch der Verfall des Ölpreises und des Rubels haben das Land in eine schwere Wirtschaftskrise gestürzt. Der Moskauer Vereinigung Europäischer Unternehmen (AEB) zufolge kauften die Russen 2016 nur 1,4 Millionen Autos.
Avtovaz-Chef Maure sagte, wenn die russische Wirtschaft wieder wachse und der Ölpreis steige, dann komme der Markt auch wieder auf das frühere Niveau. "Es gibt rund 40 Millionen Autos in Russland. Etwa die Hälfte davon ist älter als zehn Jahre. Diese Autos müssen eines Tages ersetzt werden", sagte er. Wegen der enormen Distanzen im größten Flächenstaat der Welt würden zudem mehr Autos gebraucht, sagte Maure. "Der Markt wird wieder wachsen, da bin ich überzeugt."
Die Statistiken zu Jahresbeginn sprechen indes eine andere Sprache. Der AEB zufolge schafften sich die Russen im Januar rund 77.000 Neuwagen an und damit fünf Prozent weniger als im Januar 2016. "Wenn der Markt dieses Jahr wieder wachsen soll, dann hat er im Januar keine Eile gezeigt, dies zu tun", sagte Auto-Experte Jörg Schreiber von der AEB. Allerdings habe es zum Ende des Monats einen leichten Aufschwung gegeben. "Das ist eine solide Basis für den Start in das Frühjahr", meinte er optimistisch. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis der Absatz im Jahresvergleich wieder wachse.
Entgegen dem Trend steigerte Avtovaz seine Verkäufe im Januar um fünf Prozent. Nach eigenen Angaben hält Lada damit seinen Marktanteil von knapp 20 Prozent. Auch der deutsche Konzern Volkswagen legte im Januar beim Verkauf von Neuwagen um drei Prozent zu. Einbußen mussten Oberklasse-Hersteller wie Mercedes-Benz (minus 23 Prozent), Porsche (minus 51 Prozent) und BMW (minus acht Prozent) hinnehmen. (dpa)