General Motors (GM) erwartet für 2010 bei seinen beiden europäischen Marken einen Absatzeinbruch von rund einem Sechstel. "Wir rechnen damit, in diesem Jahr rund eine Million Opel und Vauxhall zu verkaufen", sagte Opel-Chef Nick Reilly dem "Tagesspiegel" (Montagausgabe). In 2009 waren es 1,2 Millionen Stück gewesen. Nach Reillys Worten wird Opel in Westeuropa frühestens in fünf Jahren wieder das Niveau von 2007 erreichen. "Die Lage bessert sich zwar, aber nur langsam. In Osteuropa und Russland erwarten wir Wachstum, und den Export wollen wir ebenfalls moderat steigern."
Der Opel-Betriebsrat reagierte mit Unverständnis auf die deutlich gesenkten Absatzprognosen des Managements für das laufende Jahr. "Ich kann nicht nachvollziehen, warum Reilly die Absatzzahlen für 2010 nach unten korrigiert und ein derart pessimistisches Bild zeichnet", sagte Opel-Betriebsratschef Klaus Franz am Montag. Das widerspreche den aktuellen Produktionszahlen und den genehmigten Sonderschichten in mehreren Werken.
Franz führte aus, dass derzeit in Rüsselsheim, Saragossa und im polnischen Gleiwitz Sonderschichten gefahren würden. Zudem laufe die Nachfrage nach dem neuen Meriva, der im Sommer in den Verkauf gehen soll, gut. Die Fertigungsprogramme für die Modelle Insignia und Corsa seien erhöht worden.
Ein Opel-Sprecher bestätigte dagegen auf Anfrage die Reilly-Prognosen: "Der Markt ist schwach." Es sei aber nicht auszuschließen, dass das zweite Halbjahr besser laufen werde. Noch im Januar hatte Reilly auf der Automesse in Detroit stabile oder nur leicht sinkende Verkaufszahlen vorhergesagt: "Ich rechne mit einem Absatzrückgang zwischen null und fünf Prozent."
Exportgeschäft: "Deutsche Marke mit deutscher Technik"
Reilly will Opel als "deutsche Marke mit deutscher Technik" auf einer Reihe von Exportmärkten stärken oder sogar neu einführen. Konkret nannte er in dem Interview Australien, Südafrika und Südamerika. Es sei nicht zwingend, bestehende GM-Vertriebskanäle zu nutzen, sondern Opel könne auch mit unabhängigen Händlern zusammenarbeiten. In China wolle Opel neben Corsa, Meriva und Zafira auch den Astra und den Insignia unter der eigenen Marke anbieten. Ebenso könne Opel für die USA "eine attraktive Marke sein", doch stehe diese Frage "momentan nicht an".
In puncto Staatshilfen erwartet der Manager schon bald eine Entscheidung der Bundesregierung zu Opel-Staatshilfen. "Ich hoffe, dass wir in der zweiten Maihälfte eine Antwort aus Berlin bekommen", sagte er der Zeitung. Zuvor muss sich das Management mit Betriebsrat und Gewerkschaften auf Einsparungen von jährlich 256 Millionen Euro einigen. Dem Vernehmen nach sind sich beide Seiten näher gekommen. Umstritten ist derzeit vor allem die Frage der Sicherheiten für die Arbeitnehmerbeiträge. Eine Kapitalbeteiligung der Mitarbeiter lehnen Reilly und der US-Mutterkonzern strikt ab. Denkbar scheint aber eine Einigung auf eine Gewinnbeteiligung. (dpa)