Der US-Konzern General Motors (GM) stärkt seine Europa-Tochter Opel mit Investitionen von nahezu einer dreiviertel Milliarde Euro. Zum Ende des Jahrzehnts werde am Opel-Stammsitz Rüsselsheim ein komplett neues Modell vom Band laufen, versprach GM-Chefin Mary Barra am Donnerstag bei ihrem zweiten Besuch in der Opel-Zentrale: "Dieses SUV wird ein zweites Flaggschiff der Marke neben dem Insignia." Das Fahrzeug soll über dem sportlichen Geländewagen Mokka angesiedelt sein und das größte Modell der Marke werden.
Neben dieser bereits angekündigten Investition von 245 Millionen Euro sagte Barra zusätzlich mehr als 500 Millionen Euro für die Produktion einer neuen Motoren- und Getriebefamilie in den Werken Rüsselsheim, Kaiserslautern und im polnischen Tichy zu. "Opel ist von hoher strategischer Bedeutung für GM." Das zusätzliche Geld werde helfen, die Strahlkraft der Marke zu erneuern und ihre Position in Europa zu stärken.
Transatlantische Querelen sind Geschichte
In Anbetracht der jüngeren Firmen-Geschichte ist dieses Bekenntnis nicht selbstverständlich. Denn es ist erst fünf Jahre her, dass der damals taumelnde US-Autoriese seine Europa-Tochter beinahe abgestoßen hätte. Damals waren die Manager in Detroit schlecht auf die Kollegen in Europa zu sprechen, in Deutschland wurde laut über die Amerikaner geschimpft. Das ist Geschichte.
Opel-Chef Karl-Thomas Neumann erklärte: "General Motors und Opel stehen enger zusammen als jemals zuvor." Die Marke genieße die volle Rückendeckung aus den USA. Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug bezeichnete den Donnerstag als "wichtigen Tag für die Opel-Werke".
Dass es GM ernst meint, wurde bereits in den vergangenen Monaten deutlich. So übertrugen die Amerikaner Opel unter anderem das Russland-Geschäft und sagten die Fertigung von ausgewählten Fahrzeugen für Buick in den USA und Holden in Australien und Neuseeland zu. "In Zukunft wird ein Drittel des Holden-Portfolios von Opel in Europa gebaut", erklärte ein Unternehmenssprecher. 2013 verkaufte Holden 112.000 Autos. Das alles soll die Auslastung der Werke in Europa erhöhen, die in den vergangenen Jahren unter massiven Überkapazitäten litten.
Dritte Schicht in Eisenach
Außerdem kündigte Neumann an, dass im Werk Eisenach ab Mitte 2015 wieder eine dritte Schicht eingeführt wird: "Das sind gute Neuigkeiten für Eisenach. Die Nachfrage nach dem Adam und dem neuen Corsa ist hoch." Die Produktion der nächsten Corsa-Generation startet in der kommenden Woche in Thüringen und im spanischen Saragossa. Der zweitwichtigste Wagen der Marke kommt im Januar in den Handel, bereits heute liegen 45.000 Bestellungen vor. (dpa/rp)
Michael Kühn