Mit "vollem Einsatz" betreibt Fiat derzeit den Marktstart des neuen 500L, der die vor fünf Jahren reaktivierte 500-Baureihe nach Cabrio und dem sportlichen Abarth jetzt um eine Minivan-Version ergänzt. Deutschland-Chef Martin Rada erwartet von dem Familien-Ableger viel: "In der Größenordnung der 500-Verkäufe stellen wir uns zusätzlich den Absatz beim 500L vor, mit dem wir nicht beim 500 kannibalisieren wollen. Vermeiden lässt sich das zwar nicht komplett, aber wir halten dann diese Kunden in einem neuen Segment bei der Marke." Pro Jahr setzen die Italiener auf dem deutschen Markt rund 15.000 bis 16.000 "Cinquecento" ab.
Das Segment, in dem der mindestens 15.900 Euro teure 500L in drei Design-Linien antritt, macht hierzulande jährlich fast 220.000 Neuzulassungen aus. Fiat will hier Marktanteile wie im A- und B-Segment erreichen. Beim 500 geht Rada im kommenden Jahr von "einem Volumen wie in 2012 aus. Zusätzliches Volumen wird der 500L für die Marke bringen".
Auch im Handel kommt der Neuling offenbar gut an, denn es liegen schon mehr als 3.000 Bestellungen vor. Als einen der Gründe dafür macht Rada die am 23. September in Köln mit der "Designgarage" gestartete Aktion verantwortlich (wir berichteten). "Damit können die Händler den ersten Kunden das Auto vorstellen." Darüber hinaus stehen in den Autohäusern "Open Days" ab dem 20. Oktober an, für die Fiat fast 18 Millionen Folder versendet. "Erstmals kann der Händler nicht nur mit Namen und Adresse im Folder stehen, sondern auch eigene Aktivitäten oder Aktionen integrieren", so der Landeschef. Eine zusätzliche, breit angelegte TV-Werbekampagne solle zusätzlich "Traffic zu den Händlern bringen".
Neue Städte im Tourkonzept
Das Konzept der "Designgarage", die als "Fiat 500L-Event" in Köln gestartet war und aktuell in Hamburg Station macht, übertrifft die Erwartungen von Fiat deutlich, wie der Manager erklärt: "Es ist seit langem Fiat-Philosophie, auf die Kunden zuzugehen. Die Designgarage war zuerst ein Test, der inzwischen sehr gut läuft." Neben den fünf geplanten Städten bewerben sich inzwischen viele Händler für ihre Stadt. Rada: "Darunter sind Städte, die wir nie geplant hatten, aber wo der Händler so stark ist, dass wir dort hingehen." Wenn dieses Konzept erfolgreich bleibt, will Fiat es auch 2013 weiterführen.
Der Cinquecento ist eine Ikone der Fiat-Modellgeschichte. Er kam vor 55 Jahren erstmals auf den Markt. Seit dem Start des neuen 500 (2007) wurden in Europa mehr als 860.000 Fahrzeuge in Europa abgesetzt, davon mehr als 87.000 in Deutschland. Rada: "Obwohl der 500 jetzt am Ende des Modellzyklus steht, bleiben die Verkaufszahlen auf hohem Niveau stabil." Seit der Zusammenführung mit Chrysler sei auch Nordamerika ein neuer, schnell wachsender Markt. Dort würden schon genauso viele 500 abgesetzt wie in Deutschland.