Trotz des massiven Absatzeinbruchs in Europa will der italienische Autobauer Fiat in diesem Jahr weiter einen Milliardengewinn erzielen. Fiat sei in einer "gesunden Verfassung", sagte Unternehmenschef Sergio Marchionne am Montag in Turin und bestätigte den Gesamtjahresausblick. Demnach peilt der Konzern für das laufende Jahr unter anderem einen Nettogewinn von 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro bei einem Umsatz von mehr als 77 Milliarden Euro an. Wegen der massiven Probleme bei Fiat hatte der italienische Ministerpräsident Mario Monti Unternehmenschef Sergio Marchionne und Präsident John Elkann am Samstag nach Rom gerufen.
Fiat hatte im zweiten Quartal nur dank guter US-Geschäfte seiner Tochter Chrysler den Sturz in die roten Zahlen vermieden. In Europa hätte Fiat alleine im 246 Millionen Euro Verlust eingefahren. Der gesamte Konzern verbuchte einen Nettogewinn von 358 Millionen Euro.
Spekulationen über einen möglichen Verkauf der Fiat-Marke Alfa Romeo an Volkswagen erteilte Marchionne eine Absage. "Piëch, lass es", sagte er im lokalen Dialekt mit Blick auf VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch. "Alfa Romeo steht nicht zum Verkauf."
Zuvor hatte das Magazin "Focus" über ein mögliches Interesse von Volkswagen an der Traditionsmarke berichtet. Experten aus Deutschland hätten die Werke Mirafiori, Cassini, Melfi und Pomigliano besucht, berichtet das Magazin in seiner neuen Ausgabe. Ein VW-Sprecher sagte dazu am Sonntag, solche Berichte gebe es immer wieder. "Aber wir sind gut mit unseren zwölf Marken aufgestellt und haben ausreichend zu tun."
Fiat bekennt sich zu Italien
Italiens Ministerpräsident Monti hatte Marchionne und Präsident John Elkann am Samstag nach Rom gerufen, um die massiven Probleme des Autobauers und die Sorgen um den Standort Italien zu beraten. Er wollte Aufschluss über das weitere Engagement in Italien, nachdem Fiat zuvor angekündigt hatte, einen überarbeiteten Investitionsplan präsentieren zu müssen.
Bei dem fünfstündigen Treffen verpflichtet sich Fiat, die Präsenz der Gruppe in Italien zu erhalten. Trotz des massiven Absatzeinbruchs in Europa will der italienische Autobauer im Land bleiben und bei einem Aufschwung des Marktes auch in neue Modelle investieren. Konkrete Aussagen, wie es in den einzelnen Werken mit ihren hohen Überkapazitäten weitergehen soll, gab es aber nicht. Gewerkschaften erklärten nach dem Krisentreffen, es habe nur Absichtserklärungen gegeben, man wolle aber Klarheit.
Keine finanzielle Hilfen der Regierung
Fiat verwies in einer gemeinsamen Mitteilung darauf, man habe in den vergangenen Jahren fünf Milliarden Euro in Italien investiert und wolle weiter vor allem für Exporte in außereuropäische Länder im Land Autos bauen. Regierung und Unternehmen werden nach Wegen suchen, um die Wettbewerbsfähigkeit von Fiat zu stärken. Finanzielle Hilfen der Regierung seien dabei nicht gefordert worden, heißt es.
Angesichts der tiefen Absatzkrise auf dem europäischen Automarkt und vor allem in Italien könnte Fiat eines oder mehrere seiner fünf Werke im Land schließen, hatte es zuvor geheißen. Ein im Jahr 2010 aufgestellter Investitionsplan von 20 Milliarden Euro bis 2014 in Italien sei nicht zu halten, teilte Fiat vor gut einer Woche mit.
Monti will die Gewerkschaften davon überzeugen, beim Erhalt des Standorts Italien mitzuhelfen. Sie sollten "sich darum bemühen, die Produktivität mit dem Ziel erhöhter Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern", hatte er auf die Frage gesagt, wie er Marchionne von einem Abbau abhalten könnte. Während Italien in der Rezession ist, hält sich Fiat nur dank des US-Partners Chrysler noch über Wasser. (dpa)
Poldi