2012 war VW-Chef Martin Winterkorn mit Abstand Deutschlands bestbezahlter Top-Manager – nun nähren die Rekorde beim größten europäischen Autobauer neue Spekulationen über sein Gehalt. Nach Informationen des "Handelsblattes" (Freitag) könnte der Lenker des Zwölf-Marken-Konzerns im Fall unveränderter Bonusregeln in diesem Jahr auf bis zu 20 Millionen Euro kommen. Das wäre ein deutlicher Aufschlag auf die 17,5 Millionen, die Winterkorn für das bisherige Bestjahr 2011 samt Nachzahlung rückwirkend bekommen hatte.
Der VW-Aufsichtsrat prüft bereits seit längerem eine Reform der Vorstandsvergütung, die Gespräche über das Thema laufen aber noch. Vermutungen zu einem erneut steigenden Gehalt wollte der Betriebsrat am Freitag daher nicht kommentieren. Bis zur Bilanzvorlage für 2012 Anfang März werden die Beratungen voraussichtlich abgeschlossen.
Gespräche in Wolfsburg dauern an
Die Aufseher überlegen unter anderem, wie sich die Kriterien für die variablen Bestandteile – sie übertreffen das feste Grundgehalt meist um ein Vielfaches – künftig anpassen lassen. Die Diskussion hierüber sei jedoch noch nicht beendet, heißt es in Wolfsburg.
Bei der US-Automesse in Detroit hatte VW am vergangenen Wochenende mit knapp 9,1 Millionen Autos einen neuen Absatzrekord gemeldet. Die Entwicklung der Verkäufe ist neben der Rendite und Zufriedenheit der Kunden eine zentrale Stellgröße für die Berechnung der Boni an der VW-Spitze. Damit könnte Winterkorns Entlohnung nun die 20-Millionen-Euro-Schallmauer erreichen, schreibt die Zeitung.
Europaweit auf Platz vier
Ende 2012 hatte Winterkorn in einer Analyse des Beratungshauses ECGS die Rangliste der Top-Verdiener in der deutschen Wirtschaft klar angeführt. Europaweit nahm er Platz vier ein. Auch Ex-Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann landete mit mehr als neun Millionen Euro deutlich hinter dem VW-Lenker, der ohne Berücksichtigung einer Nachzahlung für 2010 auf 16,6 Millionen statt insgesamt 17,5 Millionen Euro kam.
Auf die Kritik an der Höhe seiner Vergütung hatte Winterkorn schon im Frühjahr 2012 reagiert. Er könne "verstehen, dass manche sagen, das ist zu viel". Indes entscheide nicht er, sondern der Aufsichtsrat über das Gehalt. Dessen Chef, Winterkorn-Intimus und Ex-Vorstandschef Ferdinand Piëch, hatte den Manager seinerzeit in Schutz genommen: Der VW-Boss trage enorme Verantwortung, in den USA verdienten Führungskräfte teils noch mehr.
Auch Betriebsratschef Bernd Osterloh hatte sich hinter Winterkorn gestellt: "Verträge müssen eingehalten werden." Zugleich machte er klar, dass eine Neuregelung erwogen werde: "Wir sind in Gesprächen." (dpa)
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