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Fahrbericht Kia Niro EV: Grün gereift

20.07.2022 06:00 Uhr | Lesezeit: 6 min
Den Kia Niro gibt es auf Wunsch als E-Auto.
© Foto: Kia

Der Kia Niro war schon von Geburt an ein Alternativer. Auch die zweite Generation kommt nun wieder ausschließlich mit grünem Antrieb - und deutlich coolerer Optik.

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Kaum ein anderer Hersteller fährt so konsequent auf dem Grünstreifen wie Kia. Aktuell stehen 17 Modellvarianten mit elektrifiziertem Antrieb in der Garage der Koreaner. Lohn der Strom-Initiative: Hinter Tesla steht Kia auf Platz zwei unter allen E-Anbietern in Europa und verbucht satte 19 Prozent Wachstum in Deutschland. Da ist wirklich Spannung unterm Dach.  

Mit dem Niro der zweiten Generation kommt nun ein Geselle hinzu, der schon von Geburt an ein Alternativer war. Bereits den ersten Niro (ab 2016) gab es als Hybrid, Plug-In-Hybrid und ab 2019 auch als vollelektrischen EV. Diese drei Antriebe stehen jetzt wieder in den Preislisten.  

Während sich beim klassischen Hybrid auf der Antriebsseite nicht viel getan hat, notieren wir für den Plug-In-Hybriden eine größere Batterie (11,1 statt 8,9 kW/h) und eine rein elektrische Reichweite von bis zu 65 Kilometern. Genauer anschauen aber wollen wir uns den Niro EV. Schließlich erwartet Kia einen Verkaufsanteil des Stromers von 70 Prozent.  

Niro II steht auf Kias dritter Generation der K3-Plattform. Er ist etwas gewachsen, Länge jetzt 4,42 Meter, Plus 6,5 Zentimeter. Auch der Radstand legt leicht zu auf nunmehr 2,72 Meter (plus 2 cm), was das ohnehin schon gute Raumangebot vor allem auf der Rückbank nochmal verbessert.  


Kia Niro EV

Kia Niro EV Bildergalerie

Optisch vollzieht der Niro einen deutlich größeren Sprung. Das Design ist nicht nur komplett neu, sondern auch viel cooler und mutiger als bisher. Der kantigere Look orientiert sich sowohl am Showcar Habaniro als auch am größeren Bruder Sportage. Vom Habaniro erbt der neue Niro die gezackte Linie des Tagfahrlichts, abgeleitet von einer Herzschlagkurve. Kia nennt dieses Stilelement entsprechend Heartbeat-Signatur. Am Puls der Zeit schnüffelt auch die neu interpretierte Tiger-Nose. Die breite C-Säule ist auf Wunsch farblich abgesetzt und lässt den Fahrtwind durchströmen. Je nach Markt gibt es neun verschiedene Außenfarben und 32 Farbkombinationen.  

Der Kofferraum mit höhenverstellbaren Ladeboden fasst nun 475 Liter (+ 24 Liter), da passt von Urlaubsgepäck bis zur bösen Schwiegermutter so einiges rein. Richtig clever: Die flexible Kofferraumabdeckung lässt sich origami-artig zusammenfalten und fährt in einer kleinen Tasche mit. Im Nebenjob dient sie auch als Sonnenschutz. Vorne finden wir noch einen 20 Liter-Stauraum, Frunk genannt, der die Ladekabel aufnimmt. Ein Vehicle-to-Device-Adapter dient als 220 Volt-Steckdose (bis zu 3 kW), versorgt Handys mit frischem Saft oder bringt den Ghettoblaster am Baggersee in Feierlaune. Getränke und Partyzelt bis zu 750 Kilo darf der neue Niro erstmals auch an den Haken nehmen.

Innen ist so ziemlich alles neu, was man sieht und anfasst. Die Vordersitze sind nun 30 Prozent schlanker, dadurch fühlen sich die Hinterbänkler nicht mehr so eingepfercht. Viel erinnert hier an den großen Elektro-Bruder EV6. So die beiden 10,25 Zoll großen Displays, oder das darunter liegende, doppelt belegbare Control Display, das per Touch zwischen Infotainment und Klimafunktion wechselt. Software-Updates erfolgen künftig “Over the Air”.  

Es sind natürlich reichlich dienstbare Assistenten an Bord und auch das grüne Gewissen fährt immer mit. Der Dachhimmel des neuen Niro besteht aus 56 Prozent recycelten Papierfasern, die Sitzbezüge aus Bio-Polyurethan mit Anteilen aus Eukalyptusblättern. Wirklich nachhaltig scheint auch die Verarbeitung. Alles passt, nichts klappert. Bei niedrigerem Gewicht soll die Karosserie durch Einsatz von hochfesten Stählen deutlich an Steifigkeit gewonnen haben, zudem Geräusche besser dämmen.  

Daumen hoch nach den ersten Testkilometern. Gerade im nahezu lautlosen E-Antrieb nerven Abroll- und Windgeräusche ja meist doppelt. Nicht so beim Niro EV. Das kompakte SUV rollt wirklich auffällig leise dahin. Überhaupt lässt der Bursche seine Insassen in Ruhe. Er nervt selbst im Sport-Modus (es gibt noch das Evo-, Komfort- und Snow-Programm) nicht mit übertriebener Härte, will er doch Familien möglichst kommod von A nach B bringen und keine Rennen gewinnen. Obwohl ganz schön Power in dem Kompaktpaket steckt. Mit 150 kW/204 PS bleibt die Leistung gleich, was immer für einem veritablen Vortrieb reicht. Auf Tempo 100 spurtet der Niro in 7,8 Sekunden. Nach einem Bummelzug auf Familienausflug fühlt sich das wirklich nicht an.  

Die Batteriekapazität steigt leicht von 64 auf 64,8 kW/h, die maximale Reichweite um 8 auf 463 Kilometer. In der City rollen Sparfüchse über 600 Kilometer mit einer Ladung - sagt Kia. Auch ziemlich klug: Um die Ladezeit zu verkürzen, lässt sich der Akku vorkonditionieren. Heißt: Der Fahrer gibt ins Navi-System ein, wann und wo er aufladen will und kommt dort dann bereits mit der optimalen Batterietemperatur an. Im besten Fall soll der Niro so in 45 Minuten seine Zellen von 10 auf 80 Prozent aufladen können.  

So fährt der Niro EV unterm Strich mit einem ziemlich attraktiven Gesamtpaket an den Start. Komfortabel, leise, umweltfreundlich und nicht zu teuer. Er kostet 47.590 Euro, abzüglich der Innovationsprämie von 9.570 Euro. Dazu gewährt Kia weiterhin sieben Jahre Garantie, auch auf die Batterie. Wer demnächst Grün wählt, sollte Kia auf dem Stimmzettel haben.

 

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