Wachsende Nachfrage und günstige Einkaufspreise machen Continental zuversichtlich. Nach einem guten Sommerquartal hebt der Dax-Konzern seine Jahresprognose leicht an. Im dritten Jahresviertel kam Continental beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf rund 886 Millionen Euro, knapp 16 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Conti-Chef Elmar Degenhart verwies am Donnerstag zur Vorlage der Zahlen zwar auf die noch immer schwelende Absatzkrise des Heimatkontinents. Gleichzeitig zeigte sich der Manager optimistisch: "Wir spüren jedoch inzwischen in Europa eine Stabilisierung des Geschäftsverlaufs."
Conti hängt in all seinen Sparten stark am Heimatkontinent, wo der Konzern gut die Hälfte des weltweiten Umsatzes erwirtschaftet. Mit großem Abstand folgt Nordamerika vor Asien. Beim gesamten Umsatz steht das Reifengeschäft für knapp ein Drittel und innerhalb dieser Sparte entfällt der Löwenanteil (2012: 71 Prozent) nicht auf die Erstausrüstung neu gebauter Autos, sondern auf das Ersatzgeschäft.
Und dabei herrscht seit vielen Quartalen eine ungewöhnlich große Kaufzurückhaltung. Allmählich mache sich nun aber der herbeigesehnte Nachholeffekt bemerkbar, sagte Conti-Finanzvorstand Wolfgang Schäfer. "Wir sehen jetzt – endlich – auf Basis der niedrigen Volumen von 2012 für Europa wieder eine Steigerung." Die laufe aber nur moderat ab.
Winterreifengeschäft schwächelt noch
Eine einfache Erklärung für die ungewohnt lange Durststrecke fehle. "Es ist wohl eine Summe von vielen Faktoren", sagte Schäfer. Das aktuelle Winterreifengeschäft sei eher schwach angelaufen, was aber auch nicht verwundere. "Die Händler erwarten im Moment keine Preissteigerung und wissen um die gute Verfügbarkeit von Reifen. Daher sehen sie auch keine Notwendigkeit, sich die Reifen frühzeitig auf Lager zu legen." Sie orderten daher ohne Lagerpuffer direkt wenn der Kunde nachfrage. Zudem sei der Oktober noch relativ mild gewesen. "Insofern kann das noch eine vernünftige Winterreifensaison werden."
Im Gummigeschäft entlastet die Einkaufsseite. Der Konzern verweist in seinem Ausblick darauf, dass die anziehenden Geschäfte "noch nicht zu einem deutlichen Anstieg der Kautschukpreise" führten. Das spüle 2013 voraussichtlich zusätzliche 75 Millionen Euro frei. Der Effekt sei aber begrenzt, warnte Schäfer. "Wenn wir jetzt eine Belebung sehen für die nächsten Quartale auf den Reifenmärkten, dann sollte das schon zu einem spürbaren Anstieg auf der Rohmaterialseite führen." Spitzenwerte wie im Jahr 2011 seien aber unwahrscheinlich. Damals kostete Naturkautschuk rund doppelt so viel wie heute.
Die jüngste Zuversicht verschafft der Conti-Prognose Luft. Bei seinen Vorhersagen verweist der Konzern auf die sogenannte bereinigte Ebit-Marge. Diese Renditekennzahl zeigt den operativen Gewinn -– aus dem verzerrende Sondereffekte herausgerechnet werden – im Verhältnis zum Umsatz. Dabei will Conti nun bis Jahresende "mindestens 10,5 Prozent" erreichen. Bisher war nur von "über zehn Prozent" die Rede. Beim Umsatzziel sinkt die Messlatte dagegen weiter. Aus anfangs "mehr als 34 Milliarden Euro" wurden zur Jahresmitte "rund 34 Milliarden"», nun sind es "etwa 33,5 Milliarden". Hauptgrund sei, dass der starke Euro die Auslandseinnahmen bei der Umrechnung schrumpfe.
Mehr Mitarbeiter
Dennoch stieg der Quartalsumsatz im Vergleich zum Vorjahr um gut 200 Millionen auf 8,35 Milliarden Euro. In der Neunmonatsrechnung stehen nun knapp 25 Milliarden Euro, ein Mini-Plus von 1,2 Prozent. Unterm Strich büßte Conti im Sommerquartal mit rund 434 Millionen Euro leicht ein, seit Jahresbeginn stehen mit 1,58 Milliarden Euro aber gut 100 Millionen Euro mehr in den Büchern. Die Belegschaft wuchs binnen Jahresfrist um fast 7.500, Ende September arbeiteten weltweit 177.387 Menschen für Continental. Die Börse belohnte die Zahlen, die Conti-Aktie schoss vormittags um fünf Prozent nach oben. (dpa)