Der Rückruf von gut 2,4 Millionen Diesel-Autos in Deutschland wegen des VW-Abgas-Skandals soll Ende Januar anlaufen. Die Aktion startet ab der vierten Kalenderwoche 2016, die am 25. Januar beginnt, wie Vertriebschef Jürgen Stackmann am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin sagte. Im Januar würden die Kunden angeschrieben und zumindest grob darüber informiert, wann ihr Fahrzeug in die Werkstatt geholt wird. Der vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) angeordnete Rückruf soll dann über das gesamte Jahr hinweg in mehreren Wellen ablaufen.
Für den wesentlichen Teil der betroffenen Fahrzeuge handele es sich um eine "reine Softwaremaßnahme", bekräftigte Stackmann nach einem Gespräch mit Mitgliedern des Verbraucherausschusses des Bundestages in Berlin. "Das ist eine halbe Stunde Zeit in etwa, die dafür in Anspruch genommen wird." Angeboten werden sollen den Kunden zum Beispiel auch kostenlose Ersatzwagen. Bei allen Maßnahmen sei klar, dass sich an Verbrauch und Fahrverhalten nichts ändern solle. "Der Golf, den ich liebe, ist der Golf, den ich auch wiederbekomme nach der Reparatur."
VW hatte angekündigt, dass für Motoren mit 1,2 Litern und 2,0 Litern Hubraum nur eine Software-Änderung nötig ist. Bei 1,6-Liter-Modellen soll zusätzlich ein Bauteil eingesetzt werden. Aus allen Wagen muss eine Software entfernt werden, die Abgaswerte manipuliert.
"Wir gehen davon aus, dass die technischen Maßnahmen nicht zu Veränderungen an der Charakteristik des Fahrzeugs führen", sagte Stackmann. Damit sollten auch "weitere rückwirkende Maßnahmen auf Restwerte" gar nicht erst zu einem Thema werden. Verbraucherschützer hatten gemahnt, ein möglicher Wertverlust oder ein Mehrverbrauch nach der Umrüstung dürften nicht zulasten der Autobesitzer gehen.
Verzicht auf Verjährung
Vom Abgas-Skandal betroffene VW-Kunden können nach Angaben des Konzerns jetzt bis mindestens Ende 2017 Ansprüche auf Gewährleistung stellen. Volkswagen verzichte "ausdrücklich bis zum 31. Dezember 2017 auf die Erhebung der Verjährungseinrede im Hinblick auf etwaige Ansprüche, die im Zusammenhang mit der in Fahrzeugen mit Motortyp EA 189 eingebauten Software bestehen", teilte das Unternehmen am Mittwoch in Wolfsburg mit. Damit verlängert Volkswagen die Frist um ein Jahr - bislang war sie bis Ende 2016 gesetzt. Darüber hinaus gilt der sogenannte Verjährungsverzicht ab sofort auch für bereits verjährte Ansprüche.
Die Vorsitzende des Verbraucherausschusses, Renate Künast, sagte, VW habe noch jede Menge Arbeit mit der weiteren Aufklärung. Bezüglich der Kunden sei dies aber "jetzt erst mal ein gutes, umfassendes Angebot", sagte die Grünen-Politikerin der dpa. Es habe sich gelohnt, mit VW in Kontakt zu sein und den Konzern auf Lücken hinzuweisen.
Daimler und BMW wiesen unterdessen Vorwürfe im Zusammenhang mit Abgaswerten zurück. "Fahrzeuge von Mercedes-Benz entsprechen in vollem Umfang den jeweils zum Zeitpunkt der Zulassung geltenden Vorschriften", erklärte Daimler. BMW teilte mit: "In unseren Automobilen sind keine illegalen Einrichtungen verbaut." Zuvor hatte das ZDF-Magazin "Frontal 21" über Tests der Fachhochschule Bern berichtet, in denen Autos von Daimler, BMW und Volkswagen deutlich höhere Abgaswerte als auf dem Prüfstand angezeigt hätten. (dpa)